© TWENTYSIX |
| Nina Kay |
Verlag: TWENTYSIX 2020
Seiten: 448
ISBN: 9783740763992
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Dramatischer Liebesroman
Julien braucht niemanden, solange er seine beste Freundin Bekah hat. Er genießt die Unabhängigkeit und hängt am liebsten mit dem Longboard ab. Allerdings verlangt sein Bruder Miete, die verdient werden will, und dann zieht ein junger Mann in der Nachbarschaft ein, der Juliens Interesse weckt.
Bei „All The Fucks We Give“ handelt es sich um den ersten Teil der All-Dilogie um die Kent-Brüder Julien und Miguel. Dieser Band ist Julien gewidmet, der sich in den reichen Sasha von nebenan verschaut.
Ich habe mir dieses Buch gekauft, weil ich eine leichte Liebesgeschichte erwartet hatte. Obwohl manche Rezensionen schon vor der Tiefe der Geschichte warnen, habe ich das nicht ernst genug genommen. Denn „All The Fucks We Give“ hat gehaltvolles Drama-Niveau, das deutlich unter die Haut geht.
Julien mochte ich nicht. Ich mag allgemein keine Menschen, die ziellos in den Tag hinein leben und es nicht schaffen, für sich selbst zu sorgen. Trotzdem heißt das nicht, dass ich so ein Verhalten nicht toleriere. Denn mir ist bewusst, dass es diesen Menschen an Struktur und Perspektive fehlt und sie deshalb den Hintern nicht hochbekommen.
Nina Kay zeichnet genauso das Bild von Julien. Zuerst lernt der Leser diesen jungen Vagabunden kennen, der müßig in den Tag hinein lebt und sich weder um seine Familie oder um andere Verpflichtungen schert. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, umso tiefgreifender wird das Verständnis für seine Situation. Denn Julien hat in der Kindheit Furchtbares durchgemacht, was eben sein Verhalten prägt. Außerdem merkt man deutlich, dass er dieser Starre entkommen will, nur bisher keinen Weg gefunden hat.
Dann gibt es seinen neuen Nachbarn namens Sasha, der ihm sympathisch ist und gefällt. Dieser junge Mann bringt gleichfalls einen Packen Probleme in die Handlung mit. Denn er hat – trotz all des Reichtums – ein verstörendes Elternhaus zu verarbeiten, das bei ihm dunkle Spuren hinterlässt.
Zwischen Julien und Sasha entzünden sich erste Funken, die sich rasch zu einem Ensemble hunderter Sternspritzer vereinen, und dadurch gefährlich werden.
Obwohl es vordergründig eine Liebesgeschichte um das erste Kennenlernen, zarte Gefühle und daraus resultierende Emotionen ist, handelt es sich um ein ergreifendes Drama, welches sich in erstaunliche Tiefen erstreckt. Nina Kay beleuchtet die Kindheit ihrer Figuren, zeigt, was Erwachsene Kindern antun, um sie im Endeffekt als verstörte Menschen ins Leben zu entlassen.
Es handelt von körperlicher und psychischer Gewalt, von Perspektiven, engen Grenzen und schier der Unmöglichkeit, das eigene Potential zu sehen und damit letztendlich durch das Leben zu gehen.
Ein Kritikpunkt ist mir wichtig: Im Roman werden Alkohol und Drogen als Mittel zur Entspannung wie selbstverständlich in den Alltag integriert. Nach einem stressigen Tag genehmigen sich die Figuren einen Joint, um runterzukommen, Alkohol, um mit Nervosität umzugehen, und sie sind insgesamt sehr experimentierfreudig, sobald es um Bewusstsein veränderende Substanzen geht. Drogen als harmlose Alltagshelferlein darzustellen oder gar zu verwenden empfinde ich als bedenklich.
Ansonsten hat mir dieser Roman gut gefallen, obwohl ich von den dramatischen Zügen überrumpelt war. Der leichte Liebesroman hat sich als schweres Drama entpuppt, das ich bei Interesse empfehle. Ich bin mir sicher, dass ich bei Gelegenheit den zweiten Kent-Bruder kennenlerne.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★
Die Reihe:
1) All The Fucks We Give
2) All The Nights We Stay
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