Mittwoch, 7. April 2021

Rezension: Delete Me: Deine Geheimnisse leben weiter - Hansjörg Nessensohn

Delete Me: Deine Geheimnisse leben weiter - Hansjörg Nessensohn
© Ueberreuter Verlag
Delete Me: Deine Geheimnisse leben weiter
| Hansjörg Nessensohn |

Verlag: Ueberreuter Verlag 2020
Seiten: 352 
ISBN: 9783764170981

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 



Agenten-Thriller für junge Leserschaft

Finn erhält eine schockierende Nachricht. Obwohl allein der Inhalt dieser Botschaft heftig ist, setzt der Absender dem eins drauf. Denn sie stammt von seinem Lehrer, der gestorben ist! Es beginnt ein Kampf gegen eine Bedrohung, die kaum vorstellbar ist.

„Delete Me: Deine Geheimnisse leben weiter“ ist ein Jugendthriller auf Agentenniveau, der durch aktuelle Themen auffällt, in der Umsetzung allerdings nicht ganz hält, was er verspricht.

Ich weiß gar nicht mehr, warum ich mir dieses Buch gekauft habe. So weit ich mich erinnere, hat mich der Klappentext neugierig gemacht und etliche positive Meinungen haben dann ihr übriges getan. Jedenfalls habe ich das Buch zuversichtlich aufgeschlagen und mich großteils unterhalten gefühlt.

Finns Schulklasse hat ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Seither hat Finn - wie auch sein bester Freund Jakob und andere Beteiligte - den Anschluss verloren und dümpelt in seiner Existenz eher vor sich hin. Er muss das Trauma überwinden, weiß aber nicht, wie er das hinkriegen soll.

Dann erscheint eine Nachricht auf seinem Smartphone: „Du musst Jakob retten“. Allein die Botschaft ist verstörend genug, wenn der Absender nicht Finns Lehrer wäre, der verstorben ist. Es stellt sich heraus, dass Finn und Jakob mitten in einer geheimen Operation gelandet sind, welche für die gesamte Menschheit gefährlich wird. Können Finn und Jakob eine Eskalation verhindern?

Kern der Handlung ist Mindhack. Es ist ein Computerprogramm, in dem jeder Mensch als digitaler Klon existiert. Allein die Vorstellung davon finde ich beängstigend und daher bietet sich hier deutlich erstklassiges Thriller-Potential. 

Den Erzählstil fand ich gelungen. Neben Finns Sicht auf das Geschehen streut Hansjörg Nessensohn weitere Perspektiven ein, um ein rundes Gesamtbild zu schaffen. Einen anderen wichtigen Part nimmt die Jugendliche Antonia - Toni genannt - ein, die Graffiti sprayend in Berlin ihr Unwesen treibt. Außerdem erhält man als Leser einen umfassenden Einblick in die Hintergründe, weil man bei geheimen Treffen anhand von Chatprotokollen dabei ist.

Weniger gefallen hat mir der Plot. Die Handlung an sich ist meinem Gefühl nach für eine sehr junge Leserschaft ausgearbeitet. Anfangs braucht es, um im Geschehen anzukommen, weil vieles nur angedeutet wird. Ab ungefähr der Mitte zieht es ordentlich an und plötzlich fallen ständig Ungereimtheiten auf, was schließlich in ein unglaubwürdiges Finale abdriftet.

Allgemein hat mich die Darstellung der Funktionsweise von Mindhack gestört. Ich empfand es als etwas unbeholfen, weil man für die Kommunikation eine VR-Brille benötigt. Meiner Meinung nach hätten es eine App oder diverse andere Kanäle ebenso getan, wenn die Software so fortschrittlich ist. Außerdem sind Logikfehler aufgetaucht, weil besagte VR-Brille scheinbar über eine unerschöpfliche Energiereserve verfügt. Je näher das Ende rückt, desto häufiger werden die Logikfehler und umso unrealistischer wirkt das Geschehen. Zum Beispiel überrumpeln Teenager ausgebildete Agenten, obwohl sie denen weder körperlich, noch technisch oder aufgrund einer Ausbildung gewachsen sind. Am Ende wird eine bestimmte Person ins Gefängnis gesteckt, die objektiv betrachtet keine Straftat begangen hat. 

Obwohl manche Szenen brutal und erschreckend sind, ist die Handlung eher für Kinder erdacht. Vieles geht meinem Empfinden nach zu einfach und hüllt sich in eine Illusion von normalen Jugendlichen, die jedem Erwachsenen überlegen sind.

Letztendlich hat mir die Idee gefallen, ich mochte die Figuren und den Erzählstil. Logikfehler in der Handlung und das einfach gestrickte Finale haben mir aber zum Ende hin den Spaß genommen. 

Meiner Meinung nach ist „Delete Me: Deine Geheimnisse leben weiter“ ein Thriller für junge Jugendliche, die aufgrund der spannenden Ereignisse und voll solidarischem Enthusiasmus mit den Figuren über den genannten Stolpersteinen stehen.
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MEINE BEWERTUNG

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