Freitag, 16. April 2021

Rezension: Wer zuletzt lügt - L. E. Flynn

Wer zuletzt lügt - L. E. Flynn
© Carlsen
Wer zuletzt lügt
| L. E. Flynn |

Verlag: Carlsen Verlag 2021
Seiten: 432 
ISBN: 9783551584236

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★ - 



Verlogene Freundschaft

Fiona freundet sich mit der Außenseiterin Trixie an und ist vom ersten Moment an von der Freundin gefesselt. Sie hat ständig neue Ideen, ordnet sich nicht unter und macht, was ihr in den Sinn kommt. Eines Nachts verschwindet Trixie, genauso plötzlich wie sie in Fionas Leben erschienen ist. Sie ist ins Meer gegangen und ihr Tod wird als Selbstmord deklariert. Aber warum kann Fiona nicht glauben, dass ihre Freundin den Freitod gewählt hat?

„Wer zuletzt lügt“ ist ein Jugendroman von L. E. Flynn, der sich meiner Meinung nach mit der Suche nach dem eigenen Wesen auseinandersetzt. Zwar wird das Buch in Richtung Thriller eingeordnet, jedoch sehe ich es eher als Spannungsroman für Jugendliche.

Fiona ist ein normales Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsensein. Sie pflegt Freundschaften, liebt das Cheerleading und hat im Unterricht die Nase vorn. Dann tritt Trixie in ihr Leben und Fiona merkt, dass sie bisher nie sie selbst gewesen ist.

Trixie ist ein Wirbelwind. Sie ist eine dieser gefährlichen Jugendlichen, denen alles egal ist, die sich nicht unterjubeln lassen und sich nehmen, was ihnen das Leben nicht geben will. Fiona ist von ihrer neuen Freundin fasziniert, die - mit ihrer Außenseiter-Attitüde - Schwung und Farbe in ihr Leben bringt.

Nachdem Trixie verschwunden ist, trauert Fiona um ihre Freundin und reflektiert die letzten Monate. Gab es Hinweise darauf, dass sie sich umbringen wollte? Oder hat sie - ganz in ihrer Trixie-Art - einen perfiden Plan ausgeheckt?

Die Geschichte wird in einem Gegenwartsstrang und in Rückblenden erzählt. Im gegenwärtigen Strang kommt Fiona dem Mysterium um Trixies Verschwinden und ganz allgemein ihrer Person auf die Schliche. Sie ist enttäuscht, weil sie weder merkte, dass die Freundin mit ihrem Leben hadert, noch, dass sie Hinweise auf ein mögliches Verschwinden wahrgenommen hat.

In den Rückblenden reflektiert Fiona die Etappen ihrer Freundschaft. Sie denkt an das erste Kennenlernen, gemeinsame Abenteuer und über ihr Verhalten im Beisein der Freundin nach.

Dabei fällt ihr auf, dass sie sich immer untergeordnet hat, sogar schon, bevor sie mit Trixie befreundet war. Sie hat sich bisher stets nach anderen gerichtet und an deren Entscheidungen orientiert, um akzeptiert zu werden und den Anschluss nicht zu verlieren. Gerade diesen Aspekt hat mir zugesagt, weil wir als Menschen gern in die Erwartungsfalle tappen. Wir verbiegen uns, um zu gefallen, Freunde zu haben oder dazu zu gehören, und vergessen darüber manchmal, wer wir sind. Mit dem Alter lässt dieses Phänomen bei manchen Menschen nach, aber ich denke, dass besonders Jugendliche vermehrt davon betroffen sind. 

„Selbst die kleinsten Fragen, wie die, ob ich einen Gartensalat oder einen Griechischen Salat zum Mittagessen wollte, lähmten mich. Und immer war mir klar, egal was ich wählte, letztendlich würde ich genau das wollen, wofür ich mich nicht entschieden hatte.“ (S. 109 - 110, eBook)

Den kriminalistischen Part finde ich ebenfalls solide umgesetzt. Es ist zwar ruhig, wirkt im Großen und Ganzen - für einen Roman - recht realistisch. Fiona sucht sich Hilfe, mit der sie Trixies Spuren verfolgt und gemeinsam kommen sie einer traurigen Wahrheit auf die Spur. 

Ich habe „Wer zuletzt lügt“ gerne gelesen und damit fesselnde Lesestunden verbracht. Obwohl es vom Spannungsniveau her sicher keinem Thriller entspricht, ist es ein gelungener Jugendroman, der mit Fionas Suche zu bewegen weiß.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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