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© Hörbuch Hamburg |
| Ariel Lawhon |
Verlag: Hörbuch Hamburg 2024
Dauer: 15 h : 33 min
Dauer: 15 h : 33 min
ASIN: B0DLKZDD5T
Sprecher: Sandrine Mittelstädt
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Schonungslose Niederkunft amerikanischer Geschichte
Sprecher: Sandrine Mittelstädt
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Als die Leiche eines Mannes im gefrorenen Kennebec River auftaucht, soll Hebamme Martha Ballard die Todesursache feststellen. Doch was sie entdeckt, widerspricht der offiziellen Version. Während Gerüchte aufkommen und die Justiz versagt, wird Marthas Tagebuch, in dem sie Geburten, Verbrechen und Skandale festhält, zur gefährlichen Waffe.
„Der gefrorene Fluss“ ist ein historischer Roman von Ariel Lawhon, der ins späte 18. Jahrhundert nach Maine führt. Erzählt wird der Werdegang der Hebamme Martha Ballard. Im Roman wird die 54-jährige Frau in einen Mordfall verwickelt. Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und wurde durch Ballards Tagebuch inspiriert. Die Autorin kombiniert historische Fakten mit fiktionalen Elementen und vereint diese zu einer eindrucksvollen Erzählung.
Es beginnt damit, dass im Winter 1789 die Leiche von Joshua Burgess im zugefrorenen Kennebec River gefunden wird. Für Martha Ballard steht schnell fest, dass es kein Unfall war, sondern ein Mord gewesen ist. Ihre Schlussfolgerung wird von einem Arzt widerlegt und das männliche Netzwerk der oberen Schicht der Kleinstadt Hallowell zweifelt Marthas Beobachtungen öffentlich an.
Jedoch weiß es Martha zum Vorteil zu nutzen, dass sie als Hebamme in viele Geheimnisse eingeweiht ist. Darunter fällt eine Vergewaltigung, an welcher der Tote Burgess beteiligt war. All diese Geschehnisse hält sie in ihren täglichen Aufzeichnungen fest. Martha sucht unbeirrt nach der Wahrheit und gerät dabei selbst in Gefahr. Denn Gerechtigkeit ist im 18. Jahrhundert in den USA keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht, wenn man als Frau Stellung bezieht.
Die Hebamme Martha Ballard ist eine faszinierende Figur. Sie ist klug und zeigt keine Furcht, wenn sie für ihre Patientinnen und die Wahrheit kämpft. Meiner Meinung nach sind ihre Beobachtungen bemerkenswert reflektiert, wobei mir ihr Blickwinkel manchmal für das 18. Jahrhundert etwas zu modern vorkam.
Ariel Lawhon zeigt eindringlich, wie sich Martha gegen gesellschaftliche Widerstände behauptet und verweist ebenso darauf, dass die Hebamme von ihrem Ehemann Ephraim unterstützt wird. Denn, dass sie als Frau lesen und schreiben kann, hat sie ihm zu verdanken. Das sehe ich als Indiz dafür, dass sie eine außergewöhnliche Ehe für diese Zeit führte.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Bild von der Kleinstadt Hallowell etwas facettenreicher gezeichnet worden wäre. Der Fokus auf die Genderthematik ist wichtig und gelungen, aber eine etwas breitere Perspektive auf das damalige Leben hätte das Setting für mich noch greifbarer gemacht.
Dennoch hat Lawhon eine dichte Atmosphäre erschaffen. Die winterlicher Kälte, die ständige unterschwellige Bedrohung und die feine Andeutung von Gewalt sowie Ungerechtigkeit sorgen für eine konstant angespannte Stimmung.
Die Handlung entfaltet sich in einem eher ruhigen Tempo. Dennoch bin ich in Marthas Leben versunken, weil die Autorin eine fesselnde Mischung aus historischer Detailtreue mit einem kleinen Krimi-Part kombiniert.
Dabei steht vor allem Marthas Beruf als Hebamme im Zentrum und offenbart schonungslos Details aus der Niederkunft der Geschichte. Der kriminalistische Teil leiht der Handlung ihren Verlauf, wobei dieser zwar führend ist, dabei aber nicht gänzlich im Vordergrund steht.
Die Autorin hat das Tagebuch von Martha Ballard gelungen in den Roman integriert. Die aus der damaligen Zeit erhaltenen Aufzeichnungen der Hebamme dienen nicht nur zur Dokumentation, sondern stehen für die unbeachteten Stimmen der Frauen dieser Zeit.
Was mich aber besonders beeindruckt hat, war das Nachwort. Erst hier wurde mir bewusst, dass Martha Ballard tatsächlich eine historische Person war. Zudem gibt die Autorin einen faszinierenden Einblick in ihre Recherchen. Sie macht deutlich, welche Elemente des Romans auf belegten Fakten beruhen und wo sie erzählerische Freiheiten genutzt hat. Das hat der Geschichte eine noch größere Tiefe verliehen. Mir hat es gezeigt, wie wichtig es ist, vergessene Frauen wie Martha Ballard ins Licht der Geschichte zu rücken.
Im Endeffekt ist „Der gefrorene Fluss“ eine gelungene, lehrreiche und atmosphärische Kombination aus historischem Roman und einer Kriminalgeschichte, die nicht nur ein interessantes Rätsel bietet, sondern in erster Linie das beeindruckende Porträt einer unbeugsamen Frau zeichnet. Mich hat Marthas Leben fasziniert und inspiriert. Wer gerne historische Romane liest, trifft hiermit sicherlich eine exzellente Wahl.
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