Dienstag, 11. Februar 2025

Rezension: From Below - Die Toten warten - Darcy Coates

From Below - Die Toten warten - Darcy Coates
© Festa
From Below - Die Toten warten
| Darcy Coates |

Verlag: Festa 2024

Seiten: 592
ISBN: 978-3986761127

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Tiefenschauriger Tauchgang inklusive
 
1928 war die SS Arcadia auf Fahrt von den USA nach Großbritannien unterwegs und gilt nach einem mysteriösen Funkspruch als verschwunden.
Mehr als ein halbes Jahrzehnt danach wird das Schiffswrack am Meeresgrund geortet, und zwar mehr als 300 Meilen vom ursprünglichen Kurs entfernt. 
Nun will ein Tauchteam dem Mysterium auf den Grund gehen und ahnt nicht, dass das Grauen bereits in der Tiefe wartet. 

Darcy Coates hat sich mittlerweile in mein dunkles Leserherz geschrieben und hat sich den Titel Königin der Geister verdient. Inzwischen achte ich gar nicht mehr auf den Klappentext, wenn ich ein weiteres Buch von ihr erspähe.

Nichtsdestotrotz hat sich die Autorin einen bedrückenden Ort für diesen Schauerroman überlegt. Sie führt ihre Leserinnen und Leser in die Tiefe mitten ins Wrack eines verrosteten Ozeandampfers. Schon der Schauplatz für sich regt die Schauerstimmung an. 

Die Expedition, die sich auf den Weg zur SS Arcadia begibt, ist alles andere als ideal zusammengestellt. Cove Waimarie leitet das Projekt. Sie ist eine erfahrene Dokumentarfilmerin, jedoch von finanziellen Sorgen getrieben. In diesem Tauchgang sieht sie ihre letzte Chance, der Geldnot zu entkommen. Daher verspürt sie den Drang, unbedingt eine spektakuläre Geschichte abzuliefern.

Die Crewmitglieder werden von ähnlichen Gründen getrieben und sind bei genauerer Betrachtung alles andere als erste Wahl für das gefährliche Unterfangen. Besonders mangelt es an Taucherfahrung in extremer Tiefe, was nüchtern betrachtet die Grundlage für eine sichere Erkundungstour auf den Meeresgrund wäre.

Damit schwebt von Anfang an der Eindruck einer äußerst gefährlichen Situation mit jeder See- bzw. Tiefeseemeile mit. Es wundert kaum, dass statt erwartungsfreudiger Aufregung eher bedenkliche Nervosität herrscht, die rasch zu echter Panik wird. 

Die SS Arcadia lernt der:die Leser:in in zweierlei Perspektiven kennen. In der Gegenwart liegt das Wrack in Kälte und Dunkelheit am Meeresgrund, und zwar ganze 100 Meter unter der Wasseroberfläche. In dieser Umgebung hat sich die einstige Pracht des Luxus-Dampfers in ein bedrohlich wirkendes Relikt verwandelt, dem jeder Lebensfunke fehlt.

Die Autorin beschreibt das Ambiente des Wracks detailliert. Gemeinsam mit den Expeditionsteilnehmer:innen bewegen wir uns durch enge Gänge, tasten über dunkle Wände und versuchen im trüben Licht keinesfalls die Orientierung zu verlieren. Von Beginn an entsteht ein Gefühl des Eingesperrt- und Verlorenseins. Die Kombination aus Dunkelheit, Kälte und der Bedrohung durch den Wasserdruck, macht dabei meiner Meinung nach den enormen Nervenkitzel des Romans aus. 

Zudem weiß Darcy Coates mit weiterem realen Schrecken schaurige Momente zu erzeugen. Die Taucher:innen stoßen laufend auf Leichen, die aufgrund des Wassers zwar deformiert, aber durch den Sauerstoffmangel nicht verwest sind. Diese Begegnungen sind bizarr, sogar verstörend, und mit jedem Vorstoß ins Wrack wirbelt die Gruppe weitere grauenhafte Entdeckungen auf.

Daran merkt man, dass die Atmosphäre von Kapitel zu Kapitel bedrohlicher und Furcht erregender wird. Die Spannung wird außerdem durch ein Zusammenspiel aus technischem Gebrechen, Missgeschicken und schlechtem Wetter getrieben, bis es eindeutig allerhöchste Zeit zum Aufbruch ist. 

Wie bereits angesprochen, befinden wir uns in einer weiteren Perspektive im Jahr 1928 und begleiten die Crew der luxuriösen SS Arcadia. Die Rückblenden enthüllen langsam die Geschichte des Verschwindens und die Ereignisse, die zum Untergang führten.

In diesem Teil erfahren wir, dass das Schiff mit über 800 Personen an Bord verschwand –  man möge bitte an die schaurigen Tiefsee-Begegnungen der Gegenwart denken – nachdem einige wirre Funksprüche empfangen wurden. Coates berichtet bruchstückhaft von den Ereignissen, sodass Leser:in und Taucher:in auf gleichem Wissenslevel sind. Dieser Vergangenheitspart ist packend erzählt und steigert die Neugier darauf, was damals an Bord geschah.

Mir hat meine Fahrt auf der SS Arcadia gut gefallen. Besonders mochte ich die Perspektive der Gegenwart im Wrack, weil diese voll unerwarteter Schreckmomente ist. Dabei bleibt das Mysterium um das Verschwinden des Schiffs bis zum Ende hin spannend und unerklärlich, wodurch die Faszination auf hohem Niveau gehalten wird. 

Mir war das Finale zu gehetzt und zu vollgepackt. Hier bin ich eher der Typ, der gern weniger Action und lieber noch mehr subtiles Grauen hat. Dennoch habe ich den vagen, unheimlichen Ausgang genossen, weil es der perfekte Abschluss für die grausliche Zeit an Bord der SS Arcadia gewesen ist. 

Meiner Meinung ist „From Below - Die Toten warten“ eine verstörende Schiffspassage inklusive tiefenschaurigen Tauchgangs, die für Horrorfreunde zu einer bizarren, unheimlichen und lohnenswerten Reise wird. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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1 Kommentar:

  1. Ich habe das Buch im Sommerurlaub an der polnischen Ostsee gelesen und fand es auch super. Vorallem wenn man weiß, wieviele solcher Schiffe tatsächlich unter einem vermodern und wer weiß, was da alles drin rumschwimmt... ;)

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