Donnerstag, 20. November 2025

Rezension: Der Knochenwald - Christina Henry

Der Knochenwald - Christina Henry
© Penhaligon
Der Knochenwald
| Christina Henry |

Verlag: Penhaligon 2023

Seiten: 368
ISBN: 978-3764532772 

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Eine nervenzerfetzende Kombination
 
Mattie lebt mit ihrem brutalen Ehemann abgeschieden in einer Berghütte, stets in Angst vor seinem Zorn. Als sie im Wald eine verstümmelte Tierleiche findet und unheimliche Spuren entdeckt, wird klar, dass etwas Bedrohliches in der Wildnis lauert.

Christina Henry versteht es, intensive Horror-Erlebnisse zu formen. In „Der Knochenwald“ entführt sie abgelegene Hütte tief im Wald. Es ist ein Ort, der auf den ersten Blick Ruhe verspricht, sich aber rasch als Schauplatz tief sitzender Angst entpuppt.

Mattie lebt dort mit ihrem Mann William. Schon früh spürt man, wie sehr sich die bedrückende Atmosphäre in ihr festgesetzt hat. Die Einsamkeit des Winters, das Knacken gefrorener Äste und das Gewicht des Schnees in den Baumkronen erzeugen eine Stimmung, die nicht nur kalt, sondern feindselig wirkt. Der verschneite Wald fühlte sich wie ein stiller Beobachter an, der jeden Schritt registriert und seine eigenen Geheimnisse hütet. 

Gleichzeitig brodelt etwas Tieferes im Wald. In Matties Alltag schwingt eine Wut mit. Diese staut sich innerlich auf und ist unter jahrelanger Unterdrückung gefangen. Diese konstante Spannung hat mich doch sehr getroffen. Man versteht sofort, warum sie jeden Laut, jede Geste ihres Mannes einschätzt, als hinge ihr Leben davon ab. Denn das tut es auch.

Die Autorin belässt es nicht beim menschlichen Schrecken. Zwischen den Bäumen lauert etwas, von dem man anfangs nur Spuren sieht. Man hört seltsame Geräusche, verstümmelte Tiere und Abdrücke im Schnee werden gefunden. Die Art, wie Henry diese Bedrohung aufbaut, fand ich brillant. Ich musste dabei an zwei Filme denken, deren Kombination man auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Bei einem geht es um höchst körperlichen Nervenkitzel und bei dem anderen steht eine mysteriöse Dorfgemeinschaft im Mittelpunkt. Beide schwingen subtil mit, obwohl Henry etwas Eigenes entstehen lässt. Es ist ein düsterer Hybrid aus psychischem Druck und übernatürlicher Gefahr.

Als drei Fremde plötzlich auftauchen, kommt nicht nur Bewegung in die Handlung, sondern auch das fragile Gleichgewicht in der Hütte wird erschüttert. Jeder Schritt auf dem verschneiten Boden hat Konsequenzen und man spürt, dass ihre Anwesenheit etwas in Gang gesetzt hat. Und für Mattie ergibt sich eine prekäre Situation. Denn draußen lauert eine unsichtbare Bedrohung, während drinnen ein Mann sitzt, dessen Zorn unberechenbarer als jede Kreatur des Waldes ist.

Mir hat die unheimliche Komponente draußen in der Natur richtig gut gefallen. Das gedämpfte Licht, das Schneetreiben vor dem Fenster und die gefühlte Gefahr haben mich fasziniert und mich an den Seiten kleben lassen. Denn man fühlt dauernd, dass in diesem Wald etwas ist, das nicht gesehen werden will. 

Als sich Matties Hintergrund Stück für Stück offenbart, wird schnell klar, wie tief die Grausamkeit reicht, die ihr Leben geprägt hat. Obwohl vieles früh angedeutet wird, hat die Autorin die Geschichte gut entfaltet. Das Ende hat mich aufgewühlt zurückgelassen. Es wirkt wie ein kurzer Lichtblick, aber es fehlt tröstliche Klarheit. Vielmehr denkt man über Mattie und das Massaker im Wald nach. 

"Er denkt, es muss ein Happy End geben, nur weil er fest genug daran glaubt." (67 %, eBook)

„Der Knochenwald“ hat mich begeistert. Es ist eine nervenzerfetzende Kombination aus psychischer und physischer Bedrohung, in einem wilden, unberechenbaren Rahmen. Hinzu kommt das filmische Gefühl, das sich bei mir immer wieder eingeschlichen hat. Meiner Meinung nach zeigt Christina Henry, wie viele Facetten Horror haben kann, wenn menschliches und übermenschliches Grauen aufeinanderprallen. 

Wer Christina Henrys Stil mag, sollte sich auf einen Ausflug in den Knochenwald machen, um Mattie im Kampf ums Überleben beizustehen. Es ist rau, es ist blutig und sehr spannend erzählt.

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MEINE BEWERTUNG

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1 Kommentar:

  1. Liebe Nicole,
    es war mein erstes Buch damals von Christina Henry und es hat mir sehr gut gefallen. danach kamen dann eher nur mehr durchschnittliche Bücher, aber so viel habe ich ja auch noch von ihr gelesen.
    Liebe Grüße
    Martina

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