Donnerstag, 18. Oktober 2018

Rezension: Der Outsider - Stephen King

© Random House
Der Outsider
| Stephen King |

Verlag: Random House Audio  2018
Dauer: 19 h : 09 min 
ISBN: 9783837142853
Sprecher: David Nathan

MEINE BEWERTUNG

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Polizeiermittlungen & unvorstellbares Grauen

In Flint City wird ein elfjähriger Junge grausam zugerichtet im Stadtpark entdeckt. Der Mörder ist rasch gefunden, weil es sich Augenzeugen und Spurensicherung zufolge um Terry Maitland handelt. Terry Maitland hat aber ein Alibi, das niemand in Abrede stellen kann. Wer hat es tatsächlich getan?

Mit „Der Outsider“ hat Stephen King einen Roman geschrieben, der meiner Meinung nach die Stärken des ‚neuen‘ King mit seinem gewohnt unschlagbaren Horror vereint. Zwar mag der Meister nicht in Bestform sein, dennoch habe ich diesen Roman gerne gelesen, weil es ein verdammt gutes Schmankerl ist.

Als Leser ist man in Flint City zu Gast und wird sofort mit dem Mord an dem elfjährigen Jungen überrollt. Für die Polizei steht der Täter fest: Terry Maitland hat es getan, weil ihn dutzende Augenzeugen gesehen haben, und sämtliche Spuren am Tatort eindeutig auf den allseits beliebten Englischlehrer verweisen. Daher wird der verheiratete Mann in aller Öffentlichkeit bei einem Baseballspiel verhaftet. Die ganze Stadt ist sozusagen live dabei. Allerdings kommen bei den Ermittlungen rasch Zweifel auf, weil es ein wasserdichtes Alibi gibt, gegen das selbst die Funde am Tatort nicht ausreichend sind.


Es besteht also ein Zwiespalt, den es nicht geben dürfte. Terry Maitland hat es getan, obwohl er es nicht getan haben kann. Hier beginnt sich eine geistige Spirale zu drehen, die nicht nur den Ermittlern zu schaffen macht. Es werden DNA-Beweise gesichtet, Fingerabdrücke genommen, Zeugen vernommen - dabei kommt man immer auf das gleiche Ergebnis: Terry Maitland ist ein Mörder, obwohl er unschuldig ist. 


Klingt das verquer? Ist es auch! Denn King hat diesmal sein neuentdecktes kriminalistisches Talent gekonnt mit dem gewohnten Horror vereint. Polizeirealität trifft auf mysteriöses Grauen, wobei man sich beim Lesen schon in der Gedankenspirale verfängt. 


Meinem Eindruck nach ist dieser Roman dementsprechend in zwei Teile gegliedert. Zuerst ist man mitten in den trockenen polizeilichen Ermittlungen, lässt mit Rechtsberatern und Polizei die Fakten Revue passieren, und versucht, Ungereimtheiten möglichst logisch aus dem Weg zu räumen. Danach landet man in der kingschen Welt des unvorstellbaren Grauens, die einem schon manchen Schauer über den Rücken jagt. 


Dabei stellt King den gesamten Polizeiapparat und die Rechtssprechung in Frage. Er thematisiert, wie Fehleinschätzungen Leben vernichten kann. Rasch wird aus dem potentiellen Täter das nächste Opfer, indem es durch unzutreffende Interpretationen zu falschen Entscheidungen kommt. 


Die Geschichte an sich ist exzellent und höchst fesselnd eingefädelt. Gerade die kriminalistische Sicht auf die Entwicklungen hat mir außerordentlich gut gefallen, weil ich auf diese Weise mal wieder eingelullt wurde. Stephen King schafft es, wie kein anderer, mich ganz langsam in seine Welt zu ziehen, bis ich von einem Moment auf den anderen mitten im Geschehen bin. Ich finde es unheimlich packend, wenn er detailliert die Ausgangssituation vor mir ausbreitet. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass das auf manche Leser ermüdend wirkt.


Im zweiten Teil der Erzählung ist nicht nur das unaussprechliche Grauen, sondern auch Holly Gibney aus der Mr-Mercedes-Trilogie zu Gast. Wie immer greifen Kings Werke ineinander, es gibt viele Verweise, dennoch ist der Bezug zu dieser Trilogie sehr ausgeprägt. Das geht so weit, dass man sich spoilert, sollte man sie noch nicht gelesen haben. Wer also unvoreingenommen die Schandtaten von Mr Mercedes kennenlernen will, sollte sich „Der Outsider“ für die Zeit danach aufsparen.


Alles in allem hat mich King erneut überzeugt und mir einen weiteren Aspekt seines schriftstellerischen und fantasiebegabten Könnens gezeigt. Es mag zwar nicht sein bester Roman sein, ist aber auf die ruhige und gleichzeitig schaurige Stephen-King-Art ein gutes Buch, das in seinen Bann zu ziehen weiß. 

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MEINE BEWERTUNG


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8 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Toll, dass du dem neuen King auch eine Chance gegeben hast! :D Ich bin ja bei seinen neueren Werken eher skeptisch, vor allem, nachdem ich "Mr. Mercedes" abgebrochen und "Joyland" eher schwächer empfunden habe. Irgendwie ist der neue King nicht so meins, auch wenn du schreibst, dass er seine "neuen" Stärken mit seinen Horrovisionen von damals verbunden hat. Aber du sagst ja selbst, dass er nicht auf Höchstform ist. Schade, dass seine Bücher etwas nachgelassen haben, aber zum Glück gibt es für uns ja noch einige ältere Werke zu entdecken! :D

    Wirst du sein nächstes Buch, das nächsten Monat erscheint, auch lesen? Habs mir vor kurzem erst angeschaut, es hat mich echt angesprochen, weil es wieder in Castle Rock spielt! :D Aber irgendwie weiß ich immer noch nicht so recht, ob der neue King mir wirklich liegt! ;/

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Guten Morgen, Jessi!

      Ich mag diesen 'neuen' King auch recht gern. Letztes Jahr hat mir nur "Sleeping Beauties" weniger gefallen. "Mr Mercedes" fand ich hingegen klasse! Aber mir gefallen allgemein Krimielemente recht gut.

      Über das neue Buch habe ich noch gar nicht nachgedacht. Das ist ja wieder so ein dünnes Schnittchen, oder? Wahrscheinlich werde ich es schon lesen. Ich habe mir ohnehin schon vorgenommen, mich durch all seine Bücher zu lesen. :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Huhu Nicole,

      hach, ich hab erst jetzt gesehen, dass "Erhebung" ja echt nur 144 Seiten hat. Hatte echt überlegt, es als Rezensionsexemplar anzufragen, aber nun bin ich auch unentschlossen ... ;/

      Wir sollten es wie Andrea machen und alles chronologisch lesen, aber den Biss habe ich einfach nicht xD :D

      Liebe Grüße!
      Jessi

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    3. Hallo Jessi,

      lesen werde ich es bestimmt, aber ob ich es jetzt gleich haben muss, glaube ich nicht. Mit 144 Seiten ist es ja wirklich recht dünn.

      Nein, da bleibe ich lieber bei Lust & Laune anstatt bei der Chronologie. :D Das würde mir zu viel Druck machen, obwohl es bestimmt recht interessant ist, die Bücher der Reihe nach zu suchten. :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Jetzt hast du das Buch schon gelesen, Nicole. Dabei dachte ich die Tage noch, als ich es in der Bib habe stehen sehen, dass ich das vielleicht mit dir lesen könnte. So komme ich wohl nie zu meinem ersten King.^^ Doch. Irgendwann schnappe ich mir ein Buch von ihm und dies hier klingt interessant so zum Start.
    Danke für den tollen Blick auf das Buch.
    Liebe Grüße, Hibi

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    1. Hallo Hibi,

      au weh! Ich hätte es sehr gern mit dir gelesen. Für einen ersten King ist es ziemlich unkingisch. Da würde ich eher "Friedhof der Kuscheltiere" oder "Shining" empfehlen.

      Magst du dich ev. bei der Leserunde zu "Desperation" ab 5.11. anschließen? Jessi und ich sind schon ganz neugierig, wie dieser King ist ...

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Hallo Nicole,

    bei diesem neuen Werk von Stephen King bin ich echt am überlegen, es noch einmal zu probieren. Die Idee und deine Punkte hinsichtlich der Aufgliederung reizen mich.

    Und danke für die Spoilerwarnung hinsichtlich der Trilogie von Mr. Mercedes und Co.

    Ich werde das Buch im Auge behalten und vielleicht kann mich der "Meister" ja nochmal begeistern.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      jetzt sehe ich erst deinen lieben Kommentar!

      Ja, er schreibt halt anders als früher. Aber ich finde diesen neuen King nicht schlecht. Und hier vereint er die Krimi-Elemente gekonnt mit dem Mysteriösen. Natürlich hat er sich seine Detailtreue nicht abgewöhnt, das muss man mögen, ansonsten wird's zäh.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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