Donnerstag, 7. Februar 2019

Rezension: Das Schweigemädchen - Elisabeth Norebäck

© Random House
Das Schweigemädchen
| Elisabeth Norebäck |

Verlag: Heyne Verlag 2019
Seiten: 480 
ISBN: 9783453422803

MEINE BEWERTUNG 

 - 



Aufwühlende Spannungs-Spirale

Es war nur ein Augenblick der Unaufmerksamkeit als Stellas kleine Tochter während eines Urlaubs am Strand verschwand. Die Verzweiflung von damals hat sich zwanzig Jahre später gelegt. Stella hat sich mittlerweile ein gutes Leben aufgebaut. Sie hat eine Familie, arbeitet als Psychotherapeutin und fühlt sich in ihrem Umfeld wohl. Bis sie eines Tages ihrer Tochter gegenübersitzt. Oder irrt sie sich?

Dieser schwedische Psychothriller hatte es mir vom Klappentext her sofort angetan. Zudem haben Titel und Aufmachung einen fesselnden Spannungsroman versprochen, den ich mir nicht entgehen lassen wollte.

Stella ist Ende Dreißig und hat das Trauma um das Verschwinden ihrer Tochter einigermaßen überwunden. Sicherlich, es gibt Momente, in denen sie die Trauer packt. Dennoch hält sie sich an ihren interessanten Job als Psychotherapeutin, wo sie anderen Menschen aus Krisen hilft. Ihr charmanter Mann und ihr heranwachsender Sohn Milo stabilisieren Stellas Lebensglück. Sie ist erfolgreich, zufrieden und ausgeglichen.


Eines Tages holt sie in ihrer Ordination die Vergangenheit ein. Die neue Patientin Isabelle scheint die erwachsene Version ihrer verschwundenen Tochter Alice zu sein. Oder bildet sich Stella alles ein?


Der Roman wird aus drei Perspektiven erzählt, wobei die Blickwinkel von Stella und Isabelle wesentlich sind. 


Gemeinsam mit Stella zieht es einen den Boden unter den Füßen weg, als sie Isabelle erblickt. Nach und nach taucht man in Stellas aktuelles Leben ein, und erinnert sich schmerzlich an das Verschwinden von Alice in der Vergangenheit. 


Isabelle lernt man mitten in ihrem Studentenleben kennen. Sie ist eher introvertiert, obwohl sie versucht, Freundschaften zu schließen und sozial zu sein. Ihr Vater ist kürzlich verstorben und damit wurde ihr ein Geheimnis offenbart, das sie zu einer Psychotherapeutin - Stella - treibt.


Kerstin ist die dritte zentrale Figur im Bunde. Sie ist Isabelles Mutter und durchlebt aktuell eine drückende Situation. Der Tod des Ehemanns beutelt sie, der Umzug der Tochter nach Stockholm gibt ihr zu knabbern, und als Glucke fällt es ihr besonders schwer, sich von ihrem Kind zu trennen.


Maßgeblich an diesem Thriller ist der Wahnsinn, der um sich greift:


Stella kennt sich mit Nervenleiden aus. Das ist nicht nur beruflicher Natur. Nach dem Verschwinden ihrer Tochter Alice ist sie richtig durchgedreht und will bis heute nicht begreifen, dass ihr Mädchen im Meer umgekommen ist.


Isabelle glaubt von sich selbst, nicht normal zu sein. Isoliert wie sie aufgewachsen ist, hat sie es im Umgang mit anderen nicht leicht, und befürchtet, von ihnen als abnormal erkannt zu werden. Sie wünscht sich ein normales Studentenleben mit Freundinnen, einem festen Freund, guten Noten und einer Portion Spaß. Hier steht ihr das Elend ihrer Mutter im Weg, weil sie das schlechte Gewissen plagt.


Kerstins Instabilität zeigt sich in Überforderung. Sie schafft es nicht, sich um alltägliche Erledigungen zu kümmern. Kleinigkeiten strapazieren sie, und sie will nichts mehr, als ihre Tochter zu sich zu holen. 


Die Handlung ist durch diese drei Figuren fesselnd erzählt. Stella habe ich regelrecht beim Durchdrehen begleitet. Von einem ausgeglichenen Charakter schwankt sie rasch zur Hysterikerin um, die sich in blindem Aktionismus verfängt. Diese Spirale wird weiter, weiter und immer weiter getrieben. Nach gut zweihundert Seiten bin ich dann ungeduldig geworden, kurz bevor dieses Kreisen endlich durchbrochen wird. Länger hätte es meinem Geschmack nach nicht dauern dürfen, sonst wäre es langweilig geworden.


Der Großteil der Handlung beschäftig sich mit Stellas Suche nach Antworten auf die Fragen aus ihrer Vergangenheit. Warum glaubt ihr niemand, dass Alice am Leben ist? Was ist ihrem kleinen Mädchen damals passiert? Und ist es möglich, dass Isabelle Alice ist?


So liest man sich gebannt durch die Perspektiven von Stella, Isabelle und Kerstin. Manche Ahnung wird nach wenigen Seiten in Frage gestellt, doch viele meiner Vermutungen haben sich durchaus als richtig erwiesen.


Trotzdem fand ich diesen Thriller fesselnd erzählt. Ich wusste nie, ob ich die Figuren richtig einschätze oder ob ich sie falsch beurteilt habe. Elisabeth Norebäck spielt geschickt mit den Lichtverhältnissen, in denen sie ihre Protagonisten präsentiert. Man weiß nie, wer Täter oder Opfer ist, was ein hohes Spannungslevel bringt.


Leser, die Psychothriller im schwedischen Setting mögen, auf tiefe Charaktere und psychologische Spannung setzen, werden mit „Das Schweigemädchen“ eine aufwühlende Spirale der Emotionen erleben. 

________________
MEINE BEWERTUNG

Mehr über dieses Buch auf Amazon* erfahren:
Das Schweigemädchen - Elisabeth Norebäck

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

*Affiliate-Link = Für mich fallen ein paar Cents ab, wenn du hier kaufst.

Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.

6 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Da ist ja deine Rezension zu dem Buch auch schon! :D
    Ja, es klingt tatsächlich ganz nach meinem Geschmack! Von der Story klingt es ja auch interessant und schwedische Thriller haben eh immer etwas ganz Eigenes an sich! :D

    Ich werde das Buch mal im Hinterkopf behalten! :D Momentan arbeite ich mich durch meinen Sub :D

    Liebe Grüße
    Jessi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Jessi,

      ja, ich glaube schon, dass es dir gefallen könnte! Grad so Verwirrspiele magst du ja bei Psychothrillern recht gern und es geht schön in die Richtung.

      Liebe Grüße,
      Nicole

      Löschen
  2. Hallo,

    das klingt nach einem Buch ganz nach meinem Geschmack! Noch ein Thriller für die lange Wunschliste... ;-)

    LG,
    Mikka
    [ Mikka liest von A bis Z ]

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Mikka,

      es ist mir immer eine Freude, wenn ich einer Wunschliste zu Zuwachs verhelfe. ;)

      Liebe Grüße,
      Nicole

      Löschen
  3. Klingt nun noch reizvoller! Aber meine Befürchtungen habe ich dir ja schon geschildert - ich schaue mal ob es die Geschichte als Hörbuch gibt. Beim Print würde ich laut deiner Beschreibung zwar direkt zugreifen, aber es klingt mir einfach zu mainstream und Abbrüche sind beim Hörbuch geringer als beim Print :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Als Hörbuch kann ich es mir sehr gut vorstellen! Und nein, einen Abbruch hat sich das Buch keinesfalls verdient. Es ist gut!

      Löschen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Speicherung deiner Daten. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung