Samstag, 17. August 2019

Rezension: Der dunkle Bote - Alex Beer

© Random House
Der dunkle Bote
| Alex Beer |

Verlag: Random House Audio  2019
Dauer: 07 h : 38 min 
ASIN: B07RT8XB14
Sprecher: Cornelius Obonya

MEINE BEWERTUNG

 
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Emmerichs bester Fall

Im November 1920 in Wien. Die Nachwehen des großen Kriegs hören nicht auf, die Wirtschaft steckt in der Krise und mit dem drastischen Kälteeinbruch geben die Menschen langsam die Hoffnung auf. Zudem werden grausamst zugerichtete Leichen entdeckt, deren Anblick sogar Kriegsveteranen auf den Magen schlägt. Kriminalinspektor August Emmerich ermittelt in seinem dritten Fall.

„Der dunkle Bote“ ist der dritte Band der Krimi-Reihe um August Emmerich, der in Wien nach dem Ersten Weltkrieg als Polizeiagent tätig ist. 

Dieses Mal hat sich Alex Beer selbst übertroffen. Mir haben schon die ersten beiden Teile sehr gut gefallen. Jetzt legt die Autorin noch mehr zeitgenössischen Charme in ihren Krimi, lässt den Wiener Schmäh trocken durch die Seiten ziehen, und verwebt mitreißende Krimihandlung mit historischem Ambiente - sodass man den Roman nicht zur Seite legt.


August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter werden zu einer Leiche gerufen. Bereits vorgewarnt, wappnen sie sich gegen das Schlimmste. Doch der Anblick des bizarren Leichen-Arrangements, stellt sogar dem hartgesottenen Emmerich die Nackenhaare auf: Denn der Tote ist von einer Eisschicht überzogen, die kein saisonaler Zufall, sondern eindeutig Berechnung ist. 


Der Fall um den dunklen Boten hat mir bisher am besten gefallen. Die Krimihandlung ist absolut packend, weil sie unvorhersehbar ist. Warum wurde der Tote auf diese Weise drapiert? Welches Motiv hat den Täter dazu gebracht? Und wird es weitere Morde geben?


Wie eher aus modernen Krimis gewohnt, geht Beer das Serienmörder-Thema im historischen Rahmen an. Motivation, Hintergründe und die Ermittlungen an sich sind schlüssig, nachvollziehbar und überraschend gewählt, sodass es für den routinierten Krimi-Leser durchgängig spannend ist.


Dabei zeigen sich Emmerich und Winter als sympathisches Ermittlerteam. Gerade der raue Emmerich, schlägt sich souverän mit der Wiener Unterwelt, während Winter einiges zu lernen hat. Ich mag den authentischen Ton, mit dem Emmerich seiner Tätigkeit nachgeht. Da gibt’s kein übermenschliches Gebaren, keinen einfallslosen Heldenmut, sondern simpel einen kriegsversehrten Polizeiagenten, der einen Mörder jagt. 


Der Wiener Schmäh zeichnet alle Beteiligten aus, die in ironisch-sarkastischen Dialogen absolut glaubwürdig wirken. Ich bin beeindruckt, wie lebensnah die Autorin diesen Klang getroffen hat, und hatte bei vielen Stellen ein Schmunzeln im Gesicht.


Neben dem Umgangston in Wien ist die Stadt selbst ebenso meisterhaft in Szene gesetzt. Als Ortskundige bin ich gebannt durch die Donaumetropole von 1920 geschweift, und war über viele historische Details erstaunt.


Denn die Autorin lässt mit großem Geschick die damalige Atmosphäre aufleben. Hunger, Arbeitslosigkeit, die fatale Wirtschaftslage, der kalte Winter, die Verwundeten und Versehrten prägen den Charakter dieser Zeit. Die Hoffnungslosigkeit ist spürbar, der Nährboden für den Antisemitismus und das organisierte Verbrechen gesät, der Abschied von der Monarchie schmerzt den ehemaligen Adel, während die Frauen - deutlich vernehmbar - nach Gleichberechtigung schreien.


Hier vermittelt Alex Beer einen Eindruck, aus welcher dünnen Suppe die spätere braune Brühe des Nationalsozialismus entsteht. Gleichzeitig gibt sie den Blick auf die Ängste und Motive der Menschen frei, und veranschaulicht, wie verzweifelt das Meinungsklima war.


Mit „Der dunkle Bote“ ist Alex Beer eine aufregend-packende, authentisch-amüsante und gleichwohl historisch-hintergründige Reihenfortsetzung gelungen, die meiner Ansicht nach eindeutig zu empfehlen ist. Ich freue mich, wenn es mit einem vierten Fall weitergeht!

________________
MEINE BEWERTUNG
★★★★★
Die Reihe um August Emmerich:
1) Der zweite Reiter [Rezension lesen]
2) Die rote Frau [Rezension lesen]
3) Der dunkle Bote
4) Das schwarze Band [Rezension lesen]
5) Der letzte Tod [Rezension lesen]

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6 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    schön, dass du den dritten Teil auch als den Besten gefunden hast! Tolle Geschichte, grandiose Umsetzung und Emmerich und Winter sind bereits jetzt Kult!!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      genau wie du gesagt hast! Das Buch ist wirklich großartig. Es hat alles, einfach alles gepasst und ich war richtig traurig, als es vorbei war. Hoffentlich gibt's bald den nächsten Fall. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hallo Nicole,
    diese Reihe steht sowieso schon auf meiner Leseliste. Wie schön zu lesen, dass sie sich im Laufe der Bände noch steigert! Da schreibe ich doch gleich auch den dritten Band auf meine Liste und freue mich drauf!
    LG Gabi

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    1. Hallo Gabi,

      die ersten beiden Bände sind gut, und dieser Teil ist richtig gut! Diese Krimi-Reihe zahlt sich definitiv aus. Schon allein die Stimmung nach dem Ersten Weltkrieg ist sehr packend umgesetzt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Und noch einmal :)

    Das Buch hab ich im Frühling gehört, es war eines der wenigen, was ich trotz FH-Wahnsinn geschafft habe. Aber wieder einmal lustig zu sehen, wie unterschiedlich wir Bücher wahrnehmen. Ich habe "Der dunkle Bote" zwar nicht rezensiert, erinnere mich aber noch, dass ich das Gefühl hatte, dass die Reihe abbaut ...

    Wirst du eigentlich das neue Buch, das jetzt im Herbst erscheint und in der Nazi-Zeit spielt, ebenfalls lesen?

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hallo Ascari,

      ja, mir ist schon aufgefallen, dass hier unsere Geschmäcker auseinandergehen, wobei wir allgemein betrachtet ein ähnliches Beuteschema haben. Mir hat's wahnsinnig gut gefallen, ich war richtig traurig, als das Hörbuch zu Ende war.

      Nein, das Buch habe ich mir noch gar nicht angeschaut. Ich muss erst auf Herbststöbertour gehen. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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