Mittwoch, 23. Mai 2018

Rezension: Die rote Frau - Alex Beer

© Random House
Die rote Frau
| Alex Beer |

Verlag: Limes Verlag 2018
Seiten: 384 
ISBN: 9783809026761

MEINE BEWERTUNG 

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Emmerichs zweiter Fall

Wien nach dem 1. Weltkrieg. Das Stadtbild wird von Hunger, Elend und Kriegsveteranen geprägt. Die Kriminalbeamten von Leib und Leben sind mit dem unfassbaren Mord am geschätzten Stadtrat Fürst betraut, währen sich Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent mit Schreibarbeit quälen. Allerdings entdecken sie einen bisher unbekannten Zusammenhang und fangen mit eigenen Ermittlungen an.

"Die rote Frau" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe um Kriminalinspektor August Emmerich, der in der Donaumetropole nach dem 1. Weltkrieg angesiedelt ist.

Polizeiagent Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter sind vom Regen in der Traufe gelandet. Zwar dürfen sie nun endlich in der begehrten Abteilung "Leib und Leben" ermitteln, sie haben sich darunter allerdings keine Schreibtischarbeit vorgestellt. 


Den Einsatz als Tippse im Hintergrund haben sie Emmerichs Starrsinn zu verdanken. Denn dieser legt sich gern mit Vorgesetzten an und hat es sich zur Regel gemacht, seine Kompetenzen zu überschreiten, was von höheren Beamten natürlich nicht gerne gesehen wird.  


In seiner Sturheit ist Emmerich aber auch genial, weil genau dieser Wesenszug meistens sehr hilfreich bei Ermittlungen ist. Außerdem ist er blitzgescheit, verfügt über eine umfassende Kombinationsgabe und setzt seinen Hausverstand ein.


Im Fall um die rote Frau legt sich Emmerich nicht nur mit Vorgesetzten sondern gleich mit dem Umfeld von Stadtrat Fürst an, wo er prekären Geheimnissen auf der Spur zu sein scheint.


Die Krimihandlung ist solide, interessant und entführt in die problematischen Tage dieser Zeit. Mordopfer Fürst ist ein Wohltäter gewesen und hat sich allseits großer Beliebtheit erfreut. Deshalb kann sich die Polizei das Mordmotiv nicht erklären. War es die Verzweiflungstat eines armseligen Kriegsinvaliden? Oder steht sogar politische Motivation dahinter?


So steckt Emmerich bei seinen Ermittlungen die Rahmenbedingungen des Mordhergangs ab, kommt zu vielen Theorien und entkräftet sie auch wieder. Mir persönlich waren Tathergang, Überführung und Motivation etwas zu weit hergeholt, was aber nur ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist. Denn die Ermittlungsarbeit selbst ist gut und spannend zu lesen, allein, weil Alex Beer mit dem historischen Setting besticht.


Mit August Emmerich verliert man sich im Wien der 1920er-Jahre. Man kann kaum fassen, in welchem Elend die einst strahlende Donaumetropole erstickt. Die Straßen sind von Entstellten und Verstümmelten, Verhungernden und Verzweifelten geprägt. Die Menschen leben unter schwierigsten Bedingungen und vegetieren meist eher dahin.


Zudem steuert die Autorin gut bekannte Ecken, Straßen und Gebäude an, wodurch das Wiener Stadtbild absolut authentisch wirkt. 


Meiner Meinung nach hat Alex Beer damit eine exzellente Melange aus Ermittlungstätigkeit, historischem Rahmen und Kriminalhandlung kreiert, die den Leser in das alte Wien entführt.


Unbedingt erwähnen möchte ich noch die Mundartphrasen, die quer durch die gesamte Handlung anzufinden sind. Nach wie vor wird genauso gesprochen und ich musste oft schmunzeln, weil mancher Dialog dadurch noch glaubhafter wirkt.


Meiner Ansicht nach hat Alex Beer ihre Reihe spannend, historisch interessant und gekonnt fortgesetzt. Ich freue mich, wenn es mit August Emmerich wieder etwas zu ermitteln gibt.

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MEINE BEWERTUNG

Die Reihe um August Emmerich:
1) Der zweite Reiter [Rezension lesen]
2) Die rote Frau
3) Der dunkle Bote [Rezension lesen]
4) Das schwarze Band [Rezension lesen]
5) Der letzte Tod [Rezension lesen]

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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

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6 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Du hast mich ja schon letztens neugierig auf dieses Buch gemacht! Nur das mit dem Ermittler, puhhh, das klingt wieder so, als wäre es gar nicht meins. Ich hatte ja letztens schon mit Wallander Probleme.

    Die historische Zeit klingt hier aber echt interessant, auch der Handlungsort, auch wenn ich Wien selbst nicht kenne! ;)

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ja, die Ermittlungen. Ehrlich gesagt, dir würde ich es deshalb nicht empfehlen, obwohl ich sehr angetan davon bin. Und wenn, dann solltest du natürlich mit Band 1 beginnen!

      Wien ist eine Stadt für sich. :D Voller Grantler (schlechtgelaunter Menschen) mit eigenem Schmäh (Charme) und imposanten Bauten, die von der glorreichen Kaiserzeit erzählen. Dann bimmelt's und bammelt's weil sich die Bim (Straßenbahn) ihren Weg bahnt und modernes Studenten- , Workaholic- und Shopping-Leben auf alteingesessene Wiener mit multikulturellen Hintergrund trifft. Eigentlich sehr schön - wenn man nicht beruflich unterwegs ist. XD

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hey :)

    Oh Mann, hier bin ich wirklich schon auf den zweiten Teil gespannt, lange wird's ja nicht mehr dauern, bis er offiziell erscheint ... Teil 1 hab ich ja bei uns aus der Bücherei ausgeliehen, nachdem es beim FineCrime-Festival von der Autorin vorgestellt wurde :). Und so, wie du das beschreibst, scheint "Die rote Frau" eine würdige Fortsetzung zu sein.

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hallo Ascari,

      ja, es passt bei dieser Fortsetzung alles. Es ist eine Spur schwächer als Teil 1, weil sich das hier viel mehr auf die Ermittlungen konzentriert. Zumindest habe ich es so empfunden.

      Vom Setting und der Atmosphäre her ist es wieder genial. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Liebe Nicole,
    ich freue mich ebenfalls schon sehr auf den 2. Teil. Er ist nun in der Bücherei bereits vorreserviert....;)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Sehr fein! :) Hoffentlich gefällt's dir auch so gut.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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