Freitag, 21. März 2025

Rezension: Böse Mädchen sterben nicht - Christina Henry

Böse Mädchen sterben nicht - Christina Henry
© Penhaligon
Böse Mädchen sterben nicht
| Christina Henry |

Verlag: Penhaligon 2024

Seiten: 432
ISBN: 978-3764533151

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Drei Frauen, drei Geschichten, ein Alptraum
 
Celia wacht in einem fremden Leben auf. Allie erlebt einen Horrortrip in einer abgelegenen Hütte. Maggie kämpft in einem tödlichen Labyrinth um das Leben ihrer Tochter.  Die große Frage lautet, wie dieses Gemisch aus Rätsel, Terror und verstörenden Wendungen zusammenhängt.

An Christina Henry komme ich nur schwerlich vorbei. Die Autorin hat mich vor Jahren zuerst mit ihren "Dunklen Chroniken" und weiteren berühmt-berüchtigten düsteren Märchenadaptionen gepackt. Ich schätze ihren erfrischenden Stil, ihre originellen Ideen und ihre Bereitschaft, auch mal bösartigere Wege einzuschlagen.

Mit "Böse Mädchen sterben nicht" wagt Christina Henry etwas Neues. Das Buch ist eine faszinierende Mischung aus Horror, Dystopie und Splatter, angereichert mit feministischen Akzenten und überrascht mit einem ungewöhnlichen Aufbau.

Drei Geschichten, erzählt aus der Perspektive dreier Frauen, stehen eher lose zueinander. Langsam ergibt sich ein größerer Zusammenhang, der sich am Ende in einem Gesamtbild präsentiert.

Eine mysteriöse Identitätskrise erlebt zuerst Celia. Sie erwacht in einem Haus, das ihr fremd ist. Von einem kleinen Mädchen wird sie mit „Mama“ angesprochen. Sogar ihr Ehemann taucht auf, an den sie sich beim besten Willen nicht erinnert.

Celias Geschichte fühlte sich wie ein Krimi mit bedrohlicher Psychonote an. Einige Abschnitte waren etwas langatmig für mich. Trotzdem überwiegt ein mulmiges Gefühl und die Ungewissheit, was da nun vor sich geht, halten bis zum Schluss die Neugier wach.

Allie gerät in einen blutigen Überlebenskampf. Eigentlich hat sie einen entspannten Strandausflug mit ihren Freundinnen geplant und landet stattdessen in einer abgelegenen Hütte mitten im Wald. Da fängt wahrer Horror an!

Diese zweite Geschichte gleicht einem brutalen Slasher-Film, in dem ein unheimlicher Fremder mit dem üblichen Abzählreim beginnt. Das war die nervenaufreibendste Story für mich, weil sie gar so spannend und atmosphärisch erzählt wurde. Die Gewalt wird explizit beschrieben und ich habe das Grauen der Situation gespürt. Definitiv eine intensive Erfahrung.

Maggie stolpert in ein barbarisches Spiel auf Leben und Tod. Sie kommt in einem Labyrinth zu sich, dass es zu durchqueren gilt, um ihre Tochter zu retten. Dieser Abschnitt entspricht den famosen Dystopien wie zum Beispiel „Die Tribute von Panem“ oder verstörend verspielten Serien-Varianten wie „Squid Game“.

Obwohl ich ahnte, wie sich Maggies Weg durch das Labyrinth gestalten wird, war ich von ihrem Kampfgeist und den gut inszenierten Herausforderungen gebannt, die es zu überwinden galt.

Besonders spannend fand ich die Hinweise und Details, die in allen drei Geschichten verteilt sind. Daran merken Figuren und Leser:innen gleichermaßen, dass am Geschehen etwas nicht in Ordnung ist. Ich habe gemeinsam mit Celia, Allie und Maggie ständig gegrübelt, wo wie hier gelandet sind.

Zudem sind Chatprotokolle eingestreut, die zusammenhanglos wirken und einen aus den Erzählungen reißen. Diese fand ich hervorragend platziert, um mittendrin zu Atem zu kommen, bevor es in der jeweiligen Handlung erneut an die Eingeweide ging.

Die Auflösung am Ende lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits passt sie ausgezeichnet in den Gesamtkontext und gibt dem Werk einen feministischen Grundton. Andrerseits hinterließ es bei mir ein Gefühl der Ernüchterung. Vermutlich habe ich insgeheim auf einen verspielteren Schluss gehofft. Die Enthüllung, was wirklich hinter den Ereignissen steckt, ist jedenfalls konsequent aufgebaut.

Letztendlich ist „Böse Mädchen sterben nicht“ ein verstörendes, intensives und ungewohntes Lesererlebnis. Christina Henry präsentiert sich abermals in düsterer Brutalität und zeigt, dass sie vom kuscheligen Krimi über den blutigen Splatter bis zum grausamen Todesspiel jedes Genre in petto hat. Ich empfand es definitiv lesenswert und bin gespannt, welche dunklen Ideen die Autorin als Nächstes hat.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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4 Kommentare:

  1. Guten Morgen Nicole :)

    Freut mich, dass dir das Buch so gut gefallen hat :)
    Ich war ja am Ende doch recht zwiegespalten. Von den 3 Einzelgeschichten mag man halten, was man will - mich konnten sie nicht so recht beeindrucken. Bei mir kam da auch nicht wirklich Nervenkitzel auf.
    Die Chatnachrichten waren interessant, haben mir aber zu viel vorweg genommen. Dadurch wusste ich ja schon, dass alles nur inszeniert ist und da ging für mich einfach Spannung verloren. Zumal sich das Muster ja immer wiederholt hat.
    Und das Ende... erwartbar nach den Nachrichten, aber echt unbefriedigend. Einen verspielten Schluss hätte ich gar nicht gebraucht, aber ich hätte gerne noch die Konsequenzen gesehen. Es wirkt einfach so unfertig.

    Hach ich weiß auch nicht^^ einerseits finde ich die Ideen der Autorin spannend und hatte auch schon echt tollte Leseerlebnisse. Und andererseits hatte ich genauso die Flops dabei und da zählt dieses schon ein bisschen dazu. Eine Hass-Liebe^^

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hallo Andrea,

      ja, ich mochte es doch recht gern. Ich fand es schon sehr gut, wie Christina Henry sich die verschiedenen Elemente der Genres in den einzelnen Geschichten herausgestrichen hat. Aber von Nervenkitzel würde ich auch nicht sprechen. Es war ein interessantes Genre-Experiment für mich. Gestört hat es mich nicht, dass man bald von der Inszenierung wusste. Ich habe mich nur gefragt, wie die Chatnachrichten ins Bild passen bzw. was hier der Gesamtzusammenhang ist.

      Oh ja, beim Ende gebe ich dir absolut recht. Nein, unfertigt hat's nicht auf mich gewirkt. Ich mag es, wenn's manchmal eher lose ist. Aber irgendwie hätte ich mir doch mehr Verspieltheit erwartet und nicht so ein "ernstes" Ende.

      Ich mag die Bücher von Christina Henry. Nur Sleepy Hollow und der das dritte Alice-Buch waren nicht meins.

      Hast du schon alle gelesen oder vor, weitere Bücher von ihr zu lesen?

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Liebe Nicole,
    ich fand auch einen das Ende nicht wirklich überzeugend, muss aber sagen, dass mir die drei Erzählstränge tatsächlich richtig gut in Erinnerung geblieben sind ;) Ich fand sie teilweise sehr spannend erzählt und die verschiedenen Genres gut eingebracht. Mit dem Ende habe ich dann aber leider doch etwas gehadert. Und wie Andrea sagt, fand ich es auch "unfertig".

    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      ja, das Ende gibt hier zu knabbern. Nein, unfertig, so empfand ich nicht. Es war zwar abrupt, aber für mich war die Geschichte schon zu Ende erzählt. Aber so richtig warm geworden bin ich damit auch nicht.

      Liebe Grüße
      Nicole

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