Donnerstag, 6. März 2025

Rezension: Liliths Töchter - Sarah Blau

Liliths Töchter - Sarah Blau
© Diana
Liliths Töchter
| Sarah Blau |

Verlag: Diana 2023
Seiten: 304
ISBN: 978-3453273085

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 
 


Interessanter Roman mit überraschendem Fokus

In Tel Aviv ist ein Serienkiller am Werk. Er tötet kinderlose Frauen und hinterlässt die Leichen als bizarre „Mutterfigur“. Sheila kennt alle bisherigen Opfer. Damit scheint sie verdächtig oder könnte der nächste Name auf einer Todesliste sein. 

Angesichts des Klappentextes habe ich einen klassischen Thriller erwartet. Ich wurde von diesem Buch sehr überrascht, andere Leser und Leserinnen mit ähnlicher Erwartung könnten sogar enttäuscht werden. Denn statt einer spannenden Jagd auf einen Serienmörder, bietet die Autorin einen feministischen Roman, der einige Fragen der Rolle der Frau betrachtet. Aber einen Killer gibt es selbstverständlich auch. 

Im Mittelpunkt der Handlung steht Sheila Heller. Sie ist Bibelwissenschafterin in Tel Aviv. Ihr Leben wird durch die Morde an den kinderlosen Frauen regelrecht erschüttert. Der Mord an einer ehemaligen Studienkollegin, die einst Teil von Sheilas engsten Freundeskreis war, zwingt sie dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Sie betrachtet ihre eigene Lebensweise und beschäftigt sich mit den Erwartungen, die an Frauen in der Gesellschaft gestellt werden.

Der Serienmörder und die Ermittlungen bilden zwar den äußeren Rahmen des Romans, doch der wahre Fokus liegt woanders. Blau verwebt Themen wie Religion, Feminismus und gesellschaftliche Normen miteinander. Sie beleuchtet die Perspektive einer Frau, die sich bewusst gegen Mutterschaft in ihrem Leben entschieden hat. Sheila und ihre Freundinnen trafen vor Jahren diese Wahl. Es wirkt wie ein rebellischer Schritt, in einer Gesellschaft, die Frauen oft über ihre Rolle als Mutter definiert. 

Die Darstellung von Sheila empfand ich als besonders faszinierend. Obwohl sie Anfang vierzig ist, steht sie eher auf wackeligen Beinen im Leben. Sie springt von einer Beziehung zur nächsten und scheint nie wirklich „angekommen“ zu sein. Man merkt ihre innere Zerrissenheit, dabei wirft die subtile Gruppendynamik ihrer Freundinnen die Frage auf, inwieweit ihre Entscheidungen wirklich frei oder von äußeren Einflüssen geprägt sind. 

Sheilas Auseinandersetzung mit dem Thema Mutterschaft und den Erwartungen ihrer Umwelt regt zum Nachdenken an. Die Autorin zeigt eindrücklich, wie tief verankert gesellschaftliche Vorstellungen von Frauenrollen sind. Sie spart nicht aus, dass dabei Frauen oft selbst als die härtesten Kritikerinnen ihrer Geschlechtsgenossinnen auffallen. Diese Beobachtung fühlt sich für mich authentisch an und spiegelt meine Erfahrungen wieder, wie sie viele Leserinnen vermutlich teilen. 

Interessant ist aber auch mitzudenken, dass Männer ebenso von gesellschaftlichen Zwängen betoffen sind, auch wenn diese weitaus weniger reflektiert werden. 

Neben dem feministischen sowie gesellschaftlichen Schwerpunkt bietet der Roman einen spannenden Einblick in die israelische Kultur, die für mich ein eher unbekanntes Umfeld ist. Die Kombination aus Feminismus und Religion, zu welcher die titelgebende Figur Lilith zählt, bereichern die Geschichte. Gleichzeitig habe ich mir etwas schwer getan, weil mir Wissen zum jüdischen Glauben fehlt. Mir sind sicherlich interessante Details entgangen.

„Liliths Töchter“ ist kein Thriller. Es ist mehr ein literarischer Roman, der komplexe Themen wie Mutterschaft, Feminismus und Religion verbindet. Wer sich auf diese ungewöhnliche Mischung einlassen kann, wird mit einer guten Geschichte belohnt. Auch wenn der Serienmörder eher als Impulsgeber für die innere Entwicklung der Protagonistin dient, habe ich dieses Buch mit seinen durchdachten Beobachtungen und dem für mich außergewöhnlichen Fokus gerne gelesen. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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1 Kommentar:

  1. Guten Morgen Nicole,
    das Buch hatte ich ja auch im Auge und ich habe es auch noch auf meinem rebuy Wunschzettel, wollte aber auch noch deine Meinung dazu abwarten.
    Interessant, dass es so ganz anders ist, als erwartet. Hört sich aber trotzdem interessant an. Mal sehen, ob es noch einziehen wird oder nicht.

    Liebe Grüße
    Martina

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