Mittwoch, 12. März 2025

Rezension: The Deep - Alma Katsu

The Deep - Alma Katsu
© Festa
The Deep
| Alma Katsu |

Verlag: Festa 2024
Seiten: 560 
ISBN: 978-3986761141

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Historische Fiktion mit leichtem Schaueraspekt

Unheimliche Vorkommnisse auf der Jungfernfahrt der Titanic lassen viele Passagiere glauben, dass etwas Übernatürliches an Bord ist. Und schon nimmt die weltbekannte Katastrophe ihren Lauf. 

Vier Jahre später, während des Ersten Weltkrieges, versucht Annie Hebbley, einstige Stewardess auf der Titanic, ihr Leben neu zu ordnen. Dafür heuert sie als Krankenschwester auf der Britannic an. Dabei ahnt sie nicht, dass auch das Schwesternschiff dem Untergang geweiht ist. 

Mit "The Deep" tritt der:die Leser:in gleich zwei düstere Schifffahrten an. 1912 ist man auf der weltbekannten, vermeintlich unsinkbaren Titanic dabei, während man vier Jahre später, mit dem Schwesterschiff, der Britannic, untergeht. Die Autorin verwebt übernatürliche Elemente mit realen Geschehnissen. Sie schafft dabei eine Geschichte voller Rätsel, geisterhafter Stimmung und menschlicher Abgründe. Klappentext und Cover versprechen jedenfalls eine packende Horrorstory, was meiner Meinung nach leider nicht erfüllt wurde. 

Alma Katsu hat beide Schiffe recht gut eingefangen und dabei mit einem starken Kontrast gearbeitet. Die Titanic wird als Inbegriff von Luxus dargestellt, während die Britannic als schwimmendes Lazarette inmitten von Kriegsschauplätzen eine bedrückende Stimmung vermittelt. Diese Gegensätzlichkeit hat für mich anfangs einen großen Reiz ausgemacht. 

Natürlich ist es allein interessant, wenn man auf die Geschichte der zwei Schiffe blickt. Das drohende Schicksal trägt einen durch die beiden Erzählstränge, und man ist gespannt, was bis zum Untergang geschieht.

Gefehlt hat es mir an wirklich packendem Grusel. Der Horror bleibt zu unterschwellig und kommt nicht in dem Maße zur Geltung, wie es die Ausgangslage vermuten lässt.

Die Stewardess und spätere Krankenschwester Annie Hebbley steht im Mittelpunkt der Handlung. Sie hat die Titanic-Katastrophe überlebt und danach einige Jahre in einer Nervenheilanstalt verbracht. Interessant wird außerdem ihre Verbindung zu einem Titanic-Passagier, der später ebenfalls auf der Britannic auftaucht. 

Obwohl die Ausgangslage vielversprechend ist, bleibt Annies Charakter unnahbar. Ihre Motivation und ihre Entwicklung wirken vage, sodass es mir schwerfiel, eine Bindung zu ihr als Figur aufzubauen. Gleiches gilt für viele der Nebencharaktere, die zwar interessante Ansätze bieten, aber deren Ausarbeitung in der Handlung nicht greifbar wird. Aufgefallen ist mir, dass die reale Figur der Violet Jessop deutlich mehr erzählerisches Potential für guten Horror gehabt hätte. Trotzdem erfüllt sie in Alma Katsus Version des Untergangs der Titanic nur eine minimalistische Rolle. 

Die Handlung springt jedenfalls zwischen den Ereignissen auf der Titanic und der Britannic hin und her. Während die Titanic-Passagen zunächst mit einer geheimnisvollen Séance und unheilvollen Vorzeichen vielversprechend anfangen, bleibt die tatsächliche Entwicklung eher blass. Es geschehen seltsame Dinge, doch die Verknüpfung der einzelnen Schicksale ist mir bis zum Ende hin zu oberflächlich angedeutet. 

Besonders der finale Aspekt um Annie lässt mich mit einem gespaltenen Eindruck zurück. Die Enthüllung am Schluss ist vergleichsweise schlüssig und hat trotzdem eher unbefriedigend auf mich gewirkt. Zudem bleibt das Tempo während des gesamten Romans eher schleppend, was den Spannungsbogen deutlich schwächt. 

Gefallen hat mir die ausgezeichnete Darstellung der Titanic genauso wie die der Britannic. Außerdem ist Alma Katsus Schreibstil großartig, sodass man sich auf beiden Schiffen verliert. 

Der erwartete Horror bleibt leider aus und die Charaktere sind über die gesamte Erzählung hinweg sehr distanziert dargestellt. Der übernatürliche Aspekt fügt sich nicht ganz harmonisch in die Geschichte ein, obwohl dieser am Ende nachvollziehbar, wenn auch nicht zufriedenstellend ist. 

Ich denke, wer sich für eine Mischung aus historischer Fiktion mit leichtem Schaueraspekt interessiert, wird eine interessante Lesezeit habe. Für echten Horror oder eine packende Gruselstory reicht es meiner Meinung nach nicht aus. 
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★

Mehr über dieses Buch auf Amazon* erfahren:

*Affiliate-Link = Für mich fallen ein paar Cents ab, wenn du hier kaufst

Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Speicherung deiner Daten. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung