Freitag, 21. Januar 2022

Rezension: Mecklenburger Winter - Chris P. Rolls

Mecklenburger Winter - Chris P. Rolls
© Main Verlag
Mecklenburger Winter
| Chris P. Rolls |

Verlag: Main Verlag 2019
Seiten: 488 
ISBN: 9783959492225

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 



Winterliche Liebesgeschichte

Mecklenburg ist unter einer Schneedecke begraben. Kälte, Schnee und Eis haben die Gegend fest im Griff. Von seinem Ehrgeiz getrieben verzichtet Triathlet Kai nicht auf sein Training, sondern nimmt den Kampf mit der Winterlandschaft auf. Bis er kopfüber in einer Schneewehe steckt und er von Leon gerettet wird.

„Mecklenburger Winter“ ist ein netter winterlicher Liebesroman, der dem Genre Gay Romance zuzuordnen ist. Daher geht es, neben der großen Liebe im verschneiten Rahmen, um Homosexualität und wie komplex es ist, wenn gleichgeschlechtliche Zuneigung ihren Anfang nimmt.

Kai ist durch und durch Sportler. Er ist Triathlet und betreibt ein Fitnessstudio. Oberste Priorität räumt er seinem Trainingsplan ein, weil er unbedingt an der Challenge Roth teilnehmen und diese gewinnen will. Deshalb schreckt er vor den Gefahren des Wintertrainings nicht zurück. Er läuft seine Route als ihm der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht und er Hals über Kopf in einer Schneewehe versinkt.

Leon geht zur Schule und arbeitet am elterlichen Hof. Bisher ist sein Leben von Dressur-Reiten, dem Anpacken im Stall und den schroffen Bemerkungen seines Vaters geprägt. Als er mitten im Winter einen Sportler aus einer Schneewehe zieht, ahnt er nicht, dass damit ein neuer Lebensabschnitt anfängt.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich ruhig und gemächlich. Chris P. Rolls lässt sich Zeit, ihre Figuren aneinander zu gewöhnen. Sie werden Freunde, verbringen Zeit miteinander und lernen sich kennen. Meiner Meinung nach passt diese behutsame Vorgehensweise ausgezeichnet zu den Hintergründen der Charaktere, weil Leon unerfahren ist und sich bisher selbst nicht als schwul gesehen hat.

Außerdem spricht die Autorin weitere Themen wie Homophobie und eine strenge väterliche Fürsorge an, die ins Brutale geht und richtig Angst macht. Leon hat eindeutig kein verständnisvolles, liebevolles Zuhause, sondern sehnt sich nach Anerkennung des Vaters und nach Geborgenheit in seiner Familie, was mit der beginnenden Freundschaft zu Kai unmöglich erscheint.

Der Rahmen um Mecklenburg im Winter ist meinem Empfinden nach äußerst gelungen. Rolls beschreibt, wie Schnee, Kälte und weiß-graue Eintönigkeit auf’s Gemüt drücken. Sie vermittelt ein Gefühl dafür, wie sehr man sich in solchen Wochen und Monaten nach dem beginnenden Frühling sehnt und welche Unannehmlichkeiten der verschneite Alltag bereit hält.

Die bedächtige Herangehensweise hat mir insgesamt nicht so gefallen. Normalerweise darf es bei mir gerne behutsam und nicht allzu stürmisch sein. Trotzdem konnte mich die Autorin nicht durchgängig packen und teilweise kam - trotz solide verarbeiteter Konflikte - Langweile auf. Ich denke, dass mir grundlegend der Altersunterschied zwischen den Hauptfiguren nicht gefallen hat. Ich mag es mehr, wenn gleichberechtigte Partner aufeinandertreffen, was mit einem selbstständigen Unternehmer sowie Sportler und einem Schüler nicht der Fall gewesen ist.

Trotzdem ist „Mecklenburger Winter“ ein netter, gemächlicher Liebesroman, der sich zwischendurch gut lesen lässt, und in eine verschneite Landschaft entführt.
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★

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8 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,

    es ist schon ewig her, dass ich "Mecklenburger Winter" (in einer Selfpublisher-Version von 2013) gelesen habe. Hach, Deine Rezension macht mich ein bisschen nostalgisch, denn das muss wohl die Zeit gewesen sein, als ich Gay Romance für mich entdeckt habe. Ich habe keinen Durchhänger in der Erzählung in Erinnerung, aber vielleicht würde ich das heute anders sehen ;-) Auf jeden Fall hat sich auch die Kälte und die winterliche Atmosphäre in meinem Gedächtnis festgesetzt.
    Hätte ich keinen SUB und viele andere Pläne für dieses Jahr *zwinker*, dann würde ich mich vielleicht sogar an einen Re-Read machen bei diesen eis-windigen Temperaturen.

    Liebe Grüße
    Gabi

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    1. Hallo Gabi,

      ich bin richtig heikel in dem Genre und hier war's mir stellenweise wirklich zu gleichmäßig. Dabei bin ich immer die, die großes Drama auch nicht erträgt. :D Es hat wohl nicht ganz meinen Nerv getroffen. Trotzdem habe ich es gern gelesen. Es ist schon ein lesenswertes Buch.

      Den Winter hat Rolls wirklich gut beschrieben. Das kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut.

      Ja, bei den vielen tollen neuen Bücher und SuB-Senioren kommt man kaum dazu, sich ein Buch ein weiteres Mal zu schnappen.

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
      Nicole

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  2. Liebe Nicole

    Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das Buch - im Dezember unterwegs im Zug durch verschneite Winterlandschaften und mi der Vorfreude auf Weihnachten im Herzen - sehr gut gefallen hätte, aber gerade jetzt würde mich die Langsamkeit sicher nerven. Das Buch kann ich mir ja mal als Winterlektüre vormerken, wenn ich mich dann in einem Jahr in ein Winterwunderland entführen lassen will ;-)

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      bis auf die Winterlandschaft hat es nichts Weihnachtliches an sich. Grundsätzlich passt es gut zur jetzigen Zeit, wenn alles wieder in Schwung kommt, auch wenn die Liebesgeschichte lang braucht.

      Als Winterlektüre ist es jedenfalls ideal.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. Hallo Nicole,
    schade dass dich das Buch nicht komplett mitnehmen konnte. Ich habe auch schon Bücher der Autorin gelesen, die ich gern mochte. Das letzte liegt aber auch schon lange zurück, eigentlich könnte ich echt mal wieder was von ihr lesen.
    Dass es für dich mit dem Altersunterschied und der bedächtigen Herangehensweise nicht so passte - manchmal ist es einfach so und die Konstellation passt für einen nicht so oder spricht einen eben einfach nicht so an. Grundsätzlich klingt das Buch für mich trotzdem gut und ich kann mir auch vorstellen, dass die Konflikte in dem winterlichen Setting schön wirken können.
    Danke für deine Einblicke :)
    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Hallo Dana,

      mittlerweile ist es mein drittes Buch von der Autorin. Besonders gut hat mir "Irgendwie Top" gefallen - das fand ich klasse! Da waren die Figuren auch ebenbürtig, das mag ich einfach mehr.

      Dass es eher bedächtig zuging, das mag ich normalerweise schon. Hier hat es sich für mich zu sehr in die Länge gezogen. Ich kann nicht einmal richtig sagen, warum. Vielleicht lag es auch wirklich daran, dass mir der Altersunterschied nicht in den Kram gepasst hat. :D Aber gelesen habe ich es trotzdem gern und es hat mir schöne Lesestunden beschert. Vielleicht bin ich auch einfach zu heikel.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  4. Hallo Nicole,

    das Buch habe ich vor Jahren gelesen und es damals mit vier Big Ben bewertet. Vor zwei oder drei Jahren habe ich es dann nochmal gelesen und da fand ich es dann nicht mehr ganz so toll und hätte vermutlich "nur" noch 3 Big Ben vergeben.

    Die Atmosphäre fand ich damals auch super und genau wie bei dir, wurde es mir stellenweise auch etwas zu langatmig.

    Ich habe immer noch die "Irgendwie..." Reihe von der Autorin auf der Wunschliste. Ich sollte mich endlich mal ranwagen.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo Julia,

      ja, es war ein bisschen langatmig. Hätte ich noch nie in dem Genre gelesen, wäre meine Bewertung vielleicht besser ausgefallen. Mir fällt schon auf, je mehr man in einem Genre liest, umso kritischer bzw. anspruchsvoller wird man.

      "Irgendwie top" habe ich gelesen - es ist wirklich super! Jenny von Jennys Bücherkiste meinte, dass es reicht, wenn man "Irgendwie top" gelesen hat. Die anderen Bücher kämen nicht ran.

      Liebe Grüße
      Nicole

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