Montag, 14. November 2022

Rezension: Die Seele eines Spukhauses - Helena Gässler

Die Seele eines Spukhauses - Helena Gässler
© Drachenmond
Die Seele eines Spukhauses
| Helena Gässler |

Verlag: Drachenmond 2021
Seiten: 287 
ISBN: 978-3959917735

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 




Spukhaus-Action für Steampunk-Freunde

Magnolia Feyler, ihres Zeichens Exorzistin in einer Welt voller Wunder, übernimmt den gewaltigsten Auftrag ihrer bisherigen Laufbahn: Im Anwesen Shaw Manor gilt es den Spuk auszutreiben. Eine Aufgabe, an der schon vor der jungen Frau gestandene Exorzisten gescheitert sind. 

„Die Seele eines Spukhauses“ hat mich vom Titel und der Aufmachung her interessiert. Zwar war mir das Cover zu verspielt, einen Hauch zu lieblich gestaltet, doch als ich die Altersempfehlung ab 16 Jahren gesehen habe, dachte ich mir, dass ich dem Buch eine Chance gebe.

Autorin Helena Gässler empfängt den Leser in einer wundersamen Welt. Es ist das viktorianische Zeitalter im Jahr 1862. Fernab von unserer Realität gleiten Luftschiffe am Himmel und dampfbetriebene Maschinen heizen so manchen Modetrend an. 

Mitten im Steampunk-Zeitalter einer alternativen Realität haben sich selbst hier Exorzisten zum alten Eisen gesellt. Die Gilde der Exorzisten wird befremdlich beäugt, obwohl ihre Kenntnisse und Fertigkeiten bei besessenen Häusern gebraucht werden. 

So kommt es, dass Exzorzistin Magnolia Feyler entsandt wird, um dem Anwesen Shaw Manor die Geister auszutreiben.

In „Die Seele eines Spukhauses“ ist der Titel Programm. Genauso behutsam wie sich ein Psychoanalytiker dem Patienten zuwendet, geht Magnolia die Austreibung an. Sie versorgt äußere Wunden, säubert und ordnet es. Sie räumt auf, hört zu, lauscht aufmerksam, begutachtet Ecken und Winkel, ohne aktiv zu werden. Sie versucht zu verstehen, nicht verheilte Verletzungen zu entdecken und zu sehen, was unter der Oberfläche ist. Diese neuartige Herangehensweise an das Exorzismusthema hat einen außerordentlichen Charme. Bezaubernd beschrieben und ausgezeichnet erklärt, fängt man mit der Austreibung der Geister von Shaw Manor an.

Hierfür greift die Autorin zu einem schmeichelnden Erzählstil, indem sie Magnolia ein Logbuch verfassen lässt. Diese Eintragungen beinhalten sämtliche Ereignisse rund um den Einsatz, wodurch ihre Handlungen erklärt und der Hintergrund um die Gilde beleuchtet wird.

Die erste Hälfte des Romans widmet sich der Welt, Magnolias Vorgehensweise und den Regeln der Gilde. Die Autorin fängt souverän die Stimmung ein, verzaubert den Leser und treibt ein bisschen die Spannung an. 

Danach lassen Handlung und Atmosphäre ordentlich nach, dafür zieht die Action gar übertrieben an. In starkem Kontrast zum behutsamen Beginn hetzt Magnolia der Geschichte des Hauses und seiner ehemaligen Bewohner hinterher, gerät in brenzlige Lagen und stolpert so lautstark über gruselige Situationen, dass unter dem Gedöns die Schauerstimmung flöten geht. 

Mir waren es zu wenig Geister und zu wenig unheimliche Situationen, dafür, dass ich mich in ein Spukhaus gewagt habe. Der Steampunk-Rahmen hat für maschinelle Schauerelemente gesorgt, die auf den ersten Blick grausig, aber, bei genauerer Betrachtung, arg unlogisch waren. Es wird zwar der Nährboden für greifbares Grauen gelegt, der jedoch im Dröhnen der letzten Kapitel klanglos untergeht. 

Mit der Häuserflüsterin - die Bezeichnung Exorzistin mag sie nicht - Magnolia habe ich eine nette Lesezeit erlebt, die trotz höherer Altersempfehlung nicht das Schauerversprechen hält. Für Steampunk-Freunde ist es - ungeachtet meiner Kritik - bestimmt einen genaueren Blick wert.

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MEINE BEWERTUNG
★★★

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8 Kommentare:

  1. Hi Nicole,

    da ist deine Rezension ja schon :) Schade dass es uns allen recht ähnlich ging mit der zweiten Hälfte, dabei war der Anfang so vielversprechend!

    Du hast das behutsame Vorgehen zu Beginn und dann die Hektik gegen Ende super beschrieben, dem kann ich absolut zustimmen.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ja, das war wirklich schade, dass es nicht so ganz funken wollte. Ich finde es noch immer witzig, dass wir allesamt zum gleichen Ergebnis gekommen sind, obwohl uns unterschiedliche Punkte gestört haben. :D

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Hallo Nicole,
    jetzt bin ich total hin und her gerissen. Einerseits schreckt es mich ein wenig ab, das Buch zu lesen, wenn ich bei dir lese, das die Schauerelemente zu kurz kommen, aber andererseits bin ich ein großer Fan von Büchern im Steampunk Stil und das macht mich doch neugierig.
    Da muss ich nochmal in mich gehen, ob ich das Buch lese oder nicht. :D
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hallo Diana,

      wenn du Steampunk magst, denke ich schon, dass dir das Buch gefallen könnte. Außerdem ist es wirklich nett zu lesen. Es hat schon Spaß gemacht, aber ich sehe es eher als nette Lektüre für zwischendurch an. Eine Schauergeschichte darfst du dir nicht erwarten.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. Wenn ich das weiß, dann wird mir die Geschichte auch bestimmt gefallen. Wenn man den Titel nur so liest, dann erwartet man ja zuerst was anderes. :)

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    1. Ja, das ist wahr. Obwohl das Cover jetzt gar nicht in Richtung typische Gruselgeschichte geht. Ich habe mich da von der Altersempfehlung (ab 16 Jahren) etwas blenden lassen.

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  4. Hallo Nicole,
    ich freue mich, deinen interessanten Blog und diese Challenge gefunden zu haben. Da mache ich doch gerne mit. Habe auch schon eine Seite eingerichtet. Hoffe, das passt so:
    https://lesen-macht-laune.de/abc-challenge-2023/
    Liebe Grüße
    Petra

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    1. Hallo Petra,

      und ich freue mich sehr, dass du an der ABC-Challenge 2023 teilnimmst! :) Ich bin schon sehr gespant, welche Bücher zu den Buchstaben gelesen werden. Deine Challenge-Seite passt wunderbar.

      Liebe Grüße
      Nicole

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