Samstag, 18. Januar 2020

Rezension: Sturmhöhe - Emily Brontë

| Emily Brontë |

Verlag: Coppenrath Verlag 2019 (erstmals 1847)
Seiten: 272 
ISBN: 9783649632351

MEINE BEWERTUNG 

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Stürmisches Familiendrama

Feindschaft, Rachsucht, Missgunst und Zwietracht - diese Emotionen stehen im Mittelpunkt von Emily Brontës Klassiker "Sturmhöhe". Die Liebe von Heathcliff und Catherine wird im Keim erstickt, und zwingt damit gleich zwei Familien über mehrere Generationen hinweg in die Knie. 

Mit "Sturmhöhe" habe ich mich mal wieder an einen Klassiker gewagt, der streckenweise die Emotionen hochkochen lässt. Veröffentlicht wurde dieses Werk erstmals 1847. Seither hat es zwar ein bisschen Staub angesetzt, dennoch fand ich es ausgesprochen gut zu lesen, und die Geschichte an sich hat mich ebenso überzeugt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Catherine und Heathcliff, die zwar in feuriger Liebe verbunden sind, aber aufgrund ihres Standesunterschieds getrennte Wege gehen. Dadurch lösen sie ein familiäres Drama aus, dass vermutlich sogar Shakespeare tief ergriffen hätte.


Die Familien Earnshaw und Linton sind daraufhin über drei Generationen hinweg gespalten, und die Geschichte wird in entsprechender Form - über mehrere Jahrzehnte - erzählt. 


Dazu bedient sich Emily Brontë einer erzählerischen Rahmenhandlung. Ein Gentleman aus der Stadt - Mr Lockwood - möchte Ruhe am Land finden, und er bekommt die Geschichte der Lintons, Earnshaws und des niederträchtigen Heathcliffs von Haushälterin Nelly Dean erzählt. Dieser Rahmen ermöglicht es, aus erster Hand von den Geschehnissen zu berichten und trotzdem allen beteiligten Personen nahe zu sein, denn Nelly Dean war stets dabei.


Heathcliff ist ein Schurke schlechthin. Allein beim Gedanken an seine perfiden Spielchen, die Boshaftigkeit und Rachsucht bekomme ich einen Stein im Magen, weil er den beteiligten Personen derart übel mitspielt. Mit diesem Mann ist nicht gut Kirschen essen. Er ist allen überlegen, unter anderem, weil er nichts zu verlieren hat. Trotzdem hat er mir stellenweise leid getan, weil er als Kind einen schweren Start hatte. Dennoch ist sein Elend kein Vergleich zu den Qualen, die er anderen zufügt.


Von daher entwickelt sich eine immens dramatische Stimmung, die Leser und Figuren rasch in die Knie zwingt. Emily Brontë hat dieses Ambiente perfekt transportiert - die Ausweglosigkeit, die feindliche Gesinnung und die bösartigen Ideen treiben jede Hoffnung aus den Charakteren aus. 


Die Figuren sind durchweg unsympathisch. Es gibt nicht eine einzige Person, die mir aus menschlicher Sicht gefallen hat. Allesamt sind sie auf ihr eigenes Wohl bedacht, schaffen sich einen Vorteil und streben ständig die Durchsetzung ihres Willens an. Meiner Meinung nach hat Emily Brontë gerade damit eine Meisterleistung vollbracht, weil sie sämtliche Figuren in miserablen Licht darstellt, und man beim Lesen trotzdem betroffen ist.


Der Handlungsverlauf ist mit einigen Höhen versehen, die durchatmen lassen. Im Endeffekt ergibt sich ein rundes und streckenweise aufwühlendes Bild, das emotional an der Seele rührt.


Sprachlich merkt man dem Roman durchaus sein Erscheinungsjahr 1847 an, was nach einer kurzen Eingewöhnung rasch vergessen ist. Gestört haben mich nur die direkten Reden von Diener Josef am Gutshof Wuthering Heights, die in einem schwer verständlichen Dialekt geschrieben sind. 


Diese Ausgabe ist eine Schmuckausgabe und ein Edelstein für das Bücherregal. Es sind Briefe, Gedichte, Bilder und Hintergrundinformationen zu Autorin und der Geschichte selbst beigefügt. Alle Beilagen sind hochwertig und liebevoll aufbereitet, was dieses Buch zum Hochgenuss macht.


Alles in allem bin ich beeindruckt von dieser Schmuckausgabe und ergriffen von der Geschichte. Emily Brontë hat mit „Sturmhöhe“ ein stürmisches Familiendrama geschaffen, das hoffentlich noch viele weitere Generationen emotional berühren wird. 

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MEINE BEWERTUNG

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6 Kommentare:

  1. Hallo Nicole!

    Das Buch passt ja eigentlich nicht in mein Beuteschema, aber ich hab das vor vielen, wirklich vielen xD Jahren gelesen und es hatte mich damals sehr beeindruckt und sehr gut gefallen!
    Eigentlich würde ich das gerne nochmal lesen, irgendwann, denn ich würde gerne wissen ob mein Eindruck gleich bleibt oder sich geändert hat ...

    Es freut mich jedenfalls dass es dich überzeugen konnte, für mich ein Grund es doch jetzt endlich mal auf re-read Liste zu setzen.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      es ist halt eine schlimme Geschichte. Für mich waren die Brontë-Schwestern immer als Liebesromane - ähnlich wie Jane Austen - abgestempelt. Aber das ist gar nicht der Fall. Also, "Sturmhöhe" hat es wirklich in sich, von daher kann ich mir gut vorstellen, dass es dir damals gefallen hat und heute auch noch gefallen wird.

      Weißt du noch, warum du es gelesen hast? Oder hast du damals allgemein andere Genres bevorzugt?

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Liebe Nicole,
    ich muss zugeben, dass ich das Buch (noch) nicht gelesen habe. Ich hatte es einige Male im Auge (vorallem nach Twighlight *grins*), aber ich denke bevor ich es lese, werde ich mir vorher die Schmuckausgabe von Jane Eyre kaufen, die ich schon lettzes Jahr im Auge hatte. Dieses Buch habe ich vor Jahrzehnten gelesen und es hat mir wahnsinnig gut gefallen. Okay, nun bin ich vom Thema abgekommen, auch wenn beide Klassiker sind.
    Auf jeden Fall ist es schön, dass diese Klassiker auch noch heute begeistern können!
    Alles Liebe
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      leider fange ich mit dem Twighlight-Hinweis nichts an. Damit bin ich nicht vertraut. :D

      Dafür kenne ich "Jane Eyre" - das habe ich vor einigen Jahren gelesen. Das Buch hat mir damals die Schuhe ausgezogen, weil es so gut war. Also, "Jane Eyre" hat mir besser gefallen, weil es auch von der Handlung her mehr meins ist. Obwohl "Sturmhöhe" auch spannend und eine richtig böse Geschichte ist. Jetzt fehlt mir dann noch Anna Brontë, dann habe ich alle drei Schwestern kennengelernt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Huhu Nicole :D

    Weißt du, wie lange ich dieses Buch schon auf meiner "Want to Read"-Liste habe? Sicher schon Jahre! Es ist ja ein wahrer Klassiker, der wirklich schon viele Generationen begeistert hat!

    Interessant ist auf jeden Fall, dass du alle Charaktere als furchtbar unsympathisch bezeichnest. Jetzt möchte ich echt gerne wissen, ob da auch trotz allem mitfühlen kann! Scheit ja ein sehr dramatisches Buch zu sein!!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      bei Klassikern macht es ja nichts, wenn man sie etliche Jahre warten lässt. Die bleiben ja immer aktuell. :D

      Genau. Alle Figuren sind äußerst unsympathisch. Eventuell könnte man Mr Lockwood von der Rahmenhandlung als umgänglich bezeichnen, doch von ihm bekommt man nicht viel mit. Trotzdem ist die Geschichte absolut packend. Sie wird immer böser und böser, und die Situation ist so verzwickt, dass einen die Figuren leid tun - obwohl man sie nicht mag!

      Ich bin gespannt, was du dazu sagst, wenn du es gelesen hast.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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