Dienstag, 21. Juli 2020

Rezension: Das Haus der finsteren Träume - Shaun Hamill

Cover. Das Haus der finsteren Träume
© Random House
Das Haus der finsteren Träume
| Shaun Hamill |

Verlag: Heyne Verlag 2020
Seiten: 464 
ISBN: 9783453319950

MEINE BEWERTUNG 
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Tiefgreifender Familien-Horror

Obwohl die Turners auf den ersten Blick eine normale Familie sind, haben sie ein Geheimnis, das sie nicht einmal ihren Liebsten gegenüber eingestehen: Sie werden von Monstern belagert, die nachts vorm Fenster lauern und mit Krallen über die Scheibe kratzen. 

„Das Haus der finsteren Träume“ ist ein Horror-Roman von Shaun Hamill, der familiäre Idylle zum Schauplatz ergreifender Schrecken macht.

Die Turners haben einen Faible für Monster und klassischen Horror. Während Vater Harry schon immer ein begeisterter Leser des Genres war, führt er seine Frau behutsam heran, was sich auf die gesamte Familiengeschichte auswirkt. Denn was als Leidenschaft anfängt, nimmt konkrete Formen an, als die Familie Turner ein Horror-Haus als Halloween-Attraktion auf die Beine stellt. 

Als Leser begleitet man den jüngsten Spross der Turners über mehrere Jahrzehnte hinweg. Noah erzählt die Geschichte seiner Familie. Er beginnt da, wo sie mit den Eltern - lange vor seiner Geburt - ihren Anfang nahm.

Dabei hebt sich dieses Werk vom typischen Horror ab, weil es eher um familiäres Drama als um klassische Grusel-Elemente geht. Trotzdem hat der Autor einen tiefgreifenden Roman geschaffen, der zwar stellenweise etwas dümpelt, am Schluss dennoch mit scharfen Krallen den Leser packt. 

Insgesamt wird ruhig und gemächlich erzählt. Shaun Hamill breitet die Familiengeschichte der Turners vor dem Leser aus. Anfangs erfährt man, wie sich zwei Menschen begegnen, zueinanderfinden, sich verlieben und nach der Hochzeit eine Familie gründen. Bereits zu diesem Zeitpunkt schwingt eine unheilvolle Stimmung mit. Von der ersten Seite an fühlt man bedrohliche Melancholie, die verdeutlicht, dass die schönsten Wendungen im Leben, im Anfang längst ein Ende haben. 

Ich habe „Das Haus der finsteren Träume“ als aufwühlenden Horror-Roman empfunden. Das Schreckliche liegt nicht in der Handlung selbst, sondern für mich war es die Botschaft, die zwischen den Zeilen wie schwarzer Schleim hervor sickert. Als Menschen sind wir vergänglich. Das Leben gibt uns Chancen, die es uns auf einen Schlag wieder nimmt. Und egal wie glücklich wir sind, in jedem Moment unseres Daseins ist der sichere Tod präsent, der früher oder später alles Liebgewonnene einfordert. 

Während die Handlung selbst unaufgeregt, beinah monoton, erzählt wird, schafft der Autor diese melancholisch-bedrohliche Stimmung, die auf mich deutlich grauenvoller wirkt als es Monster jemals könnten: Es ist das Gefühl von Vergänglichkeit, das Shaun Hamill eingefangen und in Form einer schrecklichen Familiengeschichte zu Papier gebracht hat. 

Letztendlich ist „Das Haus der finsteren Träume“ ein leiser Horror-Roman, der aufgrund der bedrohlichen Atmosphäre zum emotionalen Schockerlebnis wird. Weder blutiges Gebaren noch bemerkenswert schaurige Situationen lassen das Grauen auferstehen, sondern die faszinierende Weise, wie der Autor eindringliche Gefühle beim Leser weckt. 
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MEINE BEWERTUNG

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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

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9 Kommentare:

  1. Hi Nicole!

    Meine Neugier hat mich natürlich sofort lesen lassen, was du von dem Buch hältst ^^ Meine Rezension ist zwar schon getippt, kommt aber erst am Wochenende ... und ich fand es nicht leicht, die Geschichte zu beschreiben.
    Dir ist es jedenfalls sehr gut gelungen!
    Vor allem hast du etwas mehr zwischen den Zeilen rausgelesen als ich, zumindest kannst du es in Worten ausdrücken, ich hatte immer nur bestimmte Gefühle, die ich nicht so recht fassen konnte. Aber ich war auch durchweg gefesselt, das hat er schon sehr gekonnt gemacht, also diese tiefgreifende Atmosphäre, ohne explizites zu benennen. Die vielen kleinen Details, die er eingeworfen hat, haben ja die gesamte Geschichte durchzogen und so diese unheimliche Stimmung aufrecht erhalten. Tolles Buch!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Guten Morgen, Aleshanee!

      Mir hat das Buch richtig gut gefallen, obwohl es ganz anders ist, als ich vermutet hatte. Von der Handlung her ist es doch recht monoton, oder? So richtige Spitzen gibt es im Verlauf eigentlich nicht. Und trotzdem hat es mich emotional berührt, fasziniert und etwas Angst eingejagt. Eventuell habe ich mehr reininterpretiert, aber so habe ich es empfunden.

      Jedenfalls ist es ein gutes Buch, und ich freue mich, dass du es ebenso mochtest.

      Vielen Dank! Ich habe mir schon schwer getan, Worte zu diesem Buch zu finden. Ich bin auf deine Rezension gespannt!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Huhu Nicole :D

    Ich hab das Buch vor ein paar Tagen auch schon entdeckt, was für ein Zufall, dass ich es nun schon als Rezension bei dir entdecke :D

    Mich hatte beim Klappentext diese Parallele/den Bezug zu "H.P. Lovecraft etwas abgeschreckt, da ich mit ihm einfach nicht warm werde ;) Aber da du das hier nicht erwähnt hast, denke ich mal, es ist eher nur eine leichte Inspiration da, oder?

    Hört sich auf jeden Fall interessant an und ist wohl ein Buch, das man einfach erleben muss, wenn man auf Horror steht!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      bei dem Buch bin ich mir unsicher, ob du es mögen wirst. Lovecraft ist hier nur eine Randerscheinung, weil sie ihn als Vorlage für das Spukhaus heranziehen. Naja, und Monster gibt es auch. Leider fehlt mir der Vergleich, weil ich noch nichts von Lovecraft gelesen habe.

      Jedenfalls muss man sich darauf einlassen, weil es doch ganz anders ist, als es der Klappentext vermuten lässt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Hallo Nicole!
    Du hast eine echt tolle Rezension geschrieben. :)
    Allerdings bin ich mir trotzdem nicht so sicher, ob ich das Buch lesen möchte oder nicht. Leiser Horror klingt gut, aber wenn du schreibst es ist beinahe monoton, weiß ich nicht ob das für mich was wäre.
    Ich behalte es erstmal nur im Hinterkopf.
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Guten Morgen, Diana!

      Es ist schon speziell und irgendwie kein klassisches Horror-Buch. Für mich geht's eher in Richtung Familiendrama, das rund um den klassischen Horror erzählt ist.
      Man muss sich bestimmt darauf einlassen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  4. Hallo liebe Nicole,

    dass ich das Buch schon längst vermerkt habe, weißt du ja schon.
    Deine Gedanken dazu habe ich somit mit großem Interesse gelesen,
    selbst wenn ich aktuell wohl eher nicht dazu greife, sondern auf
    einen passenderen Zeitpunkt für das Buch und mich warte.

    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Guten Morgen, Hibi!

      Es ist wirklich gut, drückt aber recht auf's Gemüt. Momentan würde ich dir davon sogar abraten, weil die familiäre Verzweiflung sehr präsent ist.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Dann wende ich mich eben erst anderen Büchern zu, Nicole.
      Ist ja nicht so, als wäre der Lesestoff Mangelware. :D

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