Freitag, 20. Juli 2018

Rezension: Ymberra. Momente der Hoffnung - Jeidra Rainey

© Jeidra Rainey*
Ymberra. Momente der Hoffnung
| Jeidra Rainey |

Verlag: CreateSpace 2018
Seiten: 368 
ASIN: B079QJB36R

MEINE BEWERTUNG 

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Klassisches Drama im dystopischen Gewand

Als der Regen fiel, hat er die Welt fortgespült. Was bleibt ist die Insel Ymberra, die als einzige Zuflucht der Menschheit gilt. Hier herrscht ein strenges System, das die Ordnung erhalten soll: Partner binden sich ein Leben lang, außer sie wollen auf ewig einsam sein. Für die Partnerwahl bleibt ein Jahr Zeit und im Jahr des Momentums steht die Suche nach der Beziehung für's Leben an. Wie wird sich Pearl entscheiden?

Ymberra ist der einzige Ort auf der Welt, wo Leben möglich ist. Die Menschheit ist auf die Insel geflüchtet, und hat sich ein striktes System der Partnerwahl zurechtgelegt. 

Im Momentum müssen Jungen und Mädchen zueinanderfinden und sich nach diesem Jahr des Kennenlernens den Namen ihrer Wahl auf die Stirn tätowieren. Nur wenn die Entscheidungen übereinstimmen, steht dem Paar ein glückliches Leben als Fortunas bevor. Ansonsten werden sie als Devius immer allein und am Rand der Gesellschaft stehen.


Das Mädchen Pearl hat vor ihrem Momentum regelrecht Angst, weil sie sich als introvertierte Einzelgängerin schwer mit anderen tut. Außerdem rechnet sie sich keine Chancen auf den idealen Partner aus, und stellt sich schon jetzt ihre Zukunft als Devius vor.


Jesper sträubt sich gegen das System, daher geht er sein Momentum mit großem Widerwillen an. Von Vornherein strebt er ein Leben als Devius an, weil es für ihn die einzige denkbare Möglichkeit ist. 


Doch dann zeigt das Schicksal, das es eigene Pläne für diese beiden Leben hat.


Anfangs habe ich Pearl gegenüber Mitleid empfunden. Sie ist durch ihr unsicheres Wesen gehemmt und steht sich selbst im Weg. Im Lauf der Erzählung wollte ich ihr etliche Male in den Hintern treten, weil sie mit ihrer ablehnenden Haltung dementsprechend nicht auf Gegenliebe stößt. Sie kritisiert, dass andere in Schubladen denken, doch selbst neigt sie ebenfalls dazu. Sobald sie neuen Menschen gegenübersteht, rechnet sie mit Ablehnung, was natürlich zur selbsterfüllenden Prophezeiung führt. Zum Glück macht sie im Lauf der Handlung eine enorme Entwicklung durch, die spannend zu verfolgen, und richtig gut zu lesen ist. Pearl lernt sich kennen und merkt, dass sie ihr Glück in die eigene Hand nehmen und zu ihren Überzeugungen selbstbewusst stehen muss.


Jesper ist ein schwerer Fall, der hoffnungslos in eine triste Zukunft blickt. Er mag sich nicht einmal selbst und hat sich ein ruppiges Schutzschild zurechtgelegt, damit ihm niemand anderer Sympathie entgegenbringen kann. Aber wie Pearl wird Jesper klar, dass eine schwere Last gemeinsam leichter zu tragen ist.


Die Hauptfiguren und ihr depressives Wesen haben sofort einen Beschützerinstinkt in mir geweckt. Beide hätte ich am liebsten mal durchgeschüttelt und ihnen eine Portion Lebensfreude vorgesetzt, damit sie in die Gänge kommen. Doch dann finden sie ihr persönliches Quantum Trost in einer Liebesgeschichte, die schon viele Generationen vor ihnen in Staunen versetzt hat.


Die Rede ist von "Romeo und Julia", ein Werk, das auf Jeidra Raineys Ymberra wichtigen Raum einnimmt. Man fühlt die Begeisterung für die große Liebe, die tiefen Emotionen und gelebte Verbundenheit, was sich eben auch bei Shakespeare zwischen den Zeilen streckt. 


Die Liebe ist außerdem Grundlage des schikanösen Systems, das die Menschheit Ymberras in Devius und Fortunas einteilt. Diesen Ansatz fand ich spannend gewählt, weil gerade die Liebe als Schlüssel zur Unterdrückung ungewöhnlich ist.


Die Handlung finde ich gut, sie ist interessant zu lesen und die Figuren absolvieren einen dystopischen Spießrutenlauf der Gefühle, auch wenn das Genre damit nicht neu erfunden ist.  


Das Ende der Geschichte, vor allem die Abschlusssequenz, fand ich großartig gewählt und erzählt. Ich war angenehm überrascht, habe das Buch zufrieden zugeschlagen und in mich hineingelacht.


Meiner Meinung nach ist "Ymberra. Momente der Hoffnung" eine Dystopie mit ganz viel Gefühl im klassischen Rahmen, die hoffentlich viele Leser bangen lassen und bezaubern wird.

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MEINE BEWERTUNG

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4 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Woaahh :D Da freue ich mich aber, dass dir das Buch gefallen hat und vor allem, dass du auch so wundervolle und treffende Worte dafür gefunden und es so verstanden hast, wie es gemeint war ;)

    Ich glaube, du kannst dich damit tatsächlich zu einigen der wenigen Leser zählen, leider lief das Buch ja selten schlecht an und ich hatte etwas die Motivation verloren, weiterzuschreiben. Momentan liegen Jesper und Pearl auf Eis, weil ich mich nicht motivieren kann, weiterzuschreiben, obwohl ich die beiden auch furchtbar vermisse! ;/ Der zweite Teil war in meinem Kopf auch schon gebildet, vor allem wollte ich Mariella endlich als dritte Portagonistin einführen! Sehr schade, wenn man sich immer als Autor selbst im Weg steht! Aber momentan probiere ich mich eh gerne herum, also auch neue Genres aus ;)

    Aber vielen Dank für die tolle Rezension! :D Ich bin froh, dass du Jesper und Pearl (Oder sie dich :P) kennenlernen durftest! :D

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      es freut mich sehr, dass ich die Botschaft hinter Ymberra begriffen habe. :)

      Ach was, nur weil das Buch schlecht anläuft, heißt es ja nicht, dass sich in Zukunft nichts tun wird. Es ist geschrieben und veröffentlicht, damit ist die Grundlage geschaffen. Es kann sich noch einiges tun, und wenn nicht, dann eben nicht.

      Das Ende fand ich recht gelungen. Da müsste es meiner Meinung nach keine Fortsetzung geben, weil man es gut offen lassen kann. Diese Romeo-und-Julia-Sequenz am Ende, habe ich geliebt!

      Ich habe Jesper und Pearl gerne kennengelernt. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Huhu Nicole :D

      Da hast du natürlich recht ;) Ich brauch auch nicht unbedingt 100 Leser, aber ein paar Meinungen wären immer gut, um halt zu schauen, in wie weit ich mich verbessern kann ;) Wenn man nicht hat, an dem man arbeiten kann, stagniert man irgendwann und das will ich vermeiden.

      Ich bin auf jeden Fall froh, dass dieses Abenteuer doch noch jemand auf sich genommen hat! :D Da ich eh offene Enden mag, kann man es auch so stehen lassen, ich hätte aber auch Spaß gehabt, die beiden als vielleicht-Devius in die Geschichte einzuführen ;)

      Liebe Grüße
      Jessi

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    3. Als Devius? XD Ich hätte sie als Fortunas gesehen, weil sie dann sind, wo sie nicht sein wollten. Aber stimmt, die Devius-Seite wäre dramatischer.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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