Dienstag, 9. Februar 2021

Rezension: Die Grenze - Robert McCammon

| Robert McCammon |

Verlag: Luzifer Verlag 2018
Seiten: 550 
ISBN: 9783958353053

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★ - 



Die Krone der Schöpfung

Schon länger als der Mensch begreift, herrscht Krieg zwischen zwei außerirdischen Spezies. Gorgonen kämpfen gegen Cypher, die ausgerechnet die Erde als Schlachtfeld verwüsten. Mitten in Blut, Zerstörung und Hoffnungslosigkeit erwacht ein Junge, der weder weiß, wer er ist, noch woher er kommt. Er fühlt, dass er die Menschheit retten kann.

"Die Grenze" ist ein fantastischer Endzeit-Roman von Robert McCammon, der mit diesem Werk erneut seine Vielfältigkeit unter Beweis stellt. 

McCammon breitet vor dem Leser eine Welt aus, die kaum hoffnungsloser sein kann. Cypher kämpfen gegen Gorgonen, Gorgonen kämpfen gegen Cypher, und mittendrin ist der Mensch, der einer Ameise gleich um sein Leben rennt. 

Mit den außerirdischen Spezies erschafft McCammon eine Bewusstseinsebene, die weit oberhalb der menschlichen Entwicklung liegt. Sie sind unbegreiflich und unerklärlich, nehmen die übrig gebliebenen Menschen eher als Ungeziefer - wenn überhaupt - wahr, und Leser und Figuren ahnen, dass unsere Welt ein winziges Rädchen in der Gesamtheit des Universums ist. 

Daraus ergibt sich eine zerstörte Existenz, die von Angst und Verzweiflung geprägt ist. Die wenigen Menschen haben sich verschanzt, während über ihnen und mittendrin ein unfassbarer Krieg wütet. Der Himmel leuchtet, wenn geschossen wird, Trümmerteile von Raumfahrzeugen pflügen durch Gebäude und Stadtteile, und die Menschen erleiden Furchtbares, aus dem es offensichtlich keinen Ausweg gibt. 

Im Zentrum ausgebrannter Supermärkte, zerbröckelten Trümmern und zermalmten Knochen erwacht Ethan, der weder weiß, wo noch wer oder was er ist. Er hat nichts weiter als die Gewissheit, dass es in seinen Händen liegt, das Schicksal der Menschheit zu wenden. 

Thematisch läutet McCammon das Ende der Welt ein, um dem Leser zu zeigen, wie beschränkt der Mensch in seiner Wahrnehmung ist. Es geht deutlich hervor, dass wir eine arrogante Spezies sind, die sich in ihrer Überheblichkeit selbst als exklusive Krone der Schöpfung betrachtet. Der Autor eröffnet mit "Die Grenze" eine ergebende Sicht auf die Existenz, erdenkt ungeahnte Mechanismen und unterstreicht sein Werk mit der Gewissheit, dass für den Menschen Demut gegenüber des Universums und der Natur angebracht ist.

Ethans Abenteuer ist rasant, actionreich und bietet Hoffnung, die sich schimmernd von der blutverschmierten Verzweiflung hebt. Er trifft Unterstützer und tritt mit ihnen eine gefährliche Reise an, die spannend und fesselnd zu lesen ist. 

Mir hat McCammons demutvolle Sichtweise ausgezeichnet gefallen. Sein Blickwinkel nimmt den handelnden Figuren jeden heroischen Zug und zeigt, dass wir uns im Angesicht der Unendlichkeit eher wimmernd in einer Ecke verkriechen als uns mit einer eindrucksvollen Verbeugung gegen das Schicksal zu stellen. Außerdem regt er das Gedankenkarussell an, indem er die Idee von Leben auf eine neue Ebene stellt. 

Erzählerisch zeigt der Autor sein Know-how. Er wechselt zwischen grausamen Eindrücken, actionreichen Szenen und emotionalen Einsichten, wobei mir die Kampfszenen zu lang gezogen und zu ausgiebig beschrieben sind.

Die Figuren sind allesamt vortrefflich ausgearbeitet, wobei ihnen klar Passagen zugeordnet sind. McCammon zeichnet sie in ihrer Tiefe, wenn es angebracht ist, und lässt sie verblassen, sobald die Oberfläche für die Handlung wichtiger ist. Insgesamt habe ich für Ethan und seinen Trupp ein gutes Gefühl bekommen, habe sie kennengelernt, mich mit ihnen gefürchtet und mich gegen die Verzweiflung gewehrt, als die Situation ausweglos war.

Neben der eindrucksvollen philosophischen Betrachtung ist es ein brutaler Roman, der emotional sowie bildlich an die Nieren geht. McCammon lässt den Leser nachdenken, schockiert mit blutigen Szenen, streut Horror-Elemente und persönliche Schicksale ein, fesselt mit Kampfszenen und breitet ein finsere Hoffnungslosigkeit über Figuren und Leser aus. 

Im Endeffekt ist „Die Grenze“ ein grausamer, demütigender Endzeit-Roman, der Horror-Elemente mit fantastischen Theorien verbindet, und meinem Geschmack nach in diesem Genre außergewöhnlich beeindruckender Lesestoff ist.
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MEINE BEWERTUNG

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8 Kommentare:

  1. Liebe Nicole

    Das klingt total spannend, auc wenn Horror mich immer ein wenig abschreckt... ;-) Aber vielleicht lese ich mir einfach einmal eine Leseprobe durch und schaue dann, wie mir das Buch gefällt.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      es ist eine harte Geschichte, dafür muss man sicher in der richtigen Stimmung sein. Wenn du Dystopien ohne Jugendbuch-Charakter magst, dann solltest du es mal versuchen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Huhu Nicole :D

    Ich find es toll, wie vielseitig der Autor doch ist. Er widmet sich echt sehr unterschiedlichen Thematiken, ich habe erst letzte Woche "Boy`s Life" von ihm beendet, was ihr alle ja auch großartig fandet :D

    "Die Grenze" werde ich in diesem Jahr auf jeden Fall auch noch lesen!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich bin von seinem breiten Spektrum stark beeindruckt. Hast du die Swansons-Dilogie schon gelesen oder im Blick? Das wäre wahrscheinlich ebenfalls nach deinem Geschmack.

      Ich hoffe, dass dir "Boy's Life" gefallen hat. Das war letztes Jahr mein Highlight. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Huhu Nicole :D

      Dein, die "Swanson"-Bücher habe ich aber auch schon im Blick, aber ich denke, ich muss erst mal die Reihe rund um Matthew Corbett weiterlesen, da bin ich auch schon gespannt drauf, da ich ja nur die "Hexengeschichte" bisher kenne. Danach werde ich mich aber auch der anderen Reihe von ihm widmen!

      "Boy`s Life" war mega :D Es war auch für mich ein großes Highlight!

      Liebe Grüße
      Jessi

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    3. Hallo Jessi,

      da hast du noch einiges von Robert McCammon zu entdecken. Sehr schön! :) Er ist schon sehr vielseitig und immer für eine Überraschung gut.

      Ich freue mich, dass du "Boy's Life" mochtest. :)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Hi Nicole!

    Na das hört sich doch definitiv spannend an und hat auch wieder tiefere Momente wie es scheint. Ich freu mich jedenfalls drauf :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      oh ja, da schwingt viel Kritik und Philosophie mit und trotzdem kommen Spannung und Action nicht zu kurz. Wirklich sehr beeindruckend, wie McCammon das immer hinbekommt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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