Dienstag, 2. Februar 2021

Rezension: Tod von oben - Jürgen Ehlers

Tod von oben - Jürgen Ehlers
Quelle: Amazon*
Tod von oben
| Jürgen Ehlers |

Verlag: Books on Demand 2020
Seiten: 368 
ISBN: 9783744891028

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 



Sachliche Fiktion - Spionage in den Niederlanden

Niederlande 1941. Der Agent Gerhard Prange arbeitet gezwungenermaßen für die deutsche Abwehr, während er sich in seine Vermieterin verliebt. Dabei weiß Gerhard von der jungen Frau in Wirklichkeit nichts. Nicht einmal, dass Sofieke gar nicht ihr Name ist.

"Tod von oben" handelt laut Untertitel von Liebe und Verrat in den besetzten Niederlanden von 1941 bis 1942. Es ist ein historischer Roman, der sich mit der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkriegs, dem hiesigen Antisemitismus sowie dem Aufbau des Widerstands und Spionage-Eskapaden auseinandersetzt.

Der deutsche Gerhard Prange wird als englischer Agent von den Deutschen in den Niederlanden aufgelesen und von ihnen selbst als Spion eingesetzt. Sie ahnen nicht, dass genau dieses Vorgehen der Plan der Engländer war, und sie somit einen Doppelagenten zentral positionieren. 

Gerhard selbst fühlt sich den Engländern verpflichtet, obwohl er mittlerweile als deutscher Agent tätig ist. Er ist ein junger Mann, der durch seinen Aufenthalt bei den Briten einen klareren Blick auf das deutsche Treiben in Europa hat, und sich daher gegen sein Vaterland stellt. Nichtsdestotrotz wird ihm von seiner Familie Opportunismus vorgeworfen, was ihm zu  schaffen macht.

Hinzu kommt, dass Gerhard bei einem niederländischen Fräulein zur Untermiete wohnt und sich bald verliebt. Noch ahnt er nicht, dass seine Angebetete gar nicht Sofieke heißt und Jüdin ist.

Ein gefährliches Spiel im Visier der Gestapo beginnt.

Erst einmal findet man ein Personenverzeichnis. Darin sind alle beteiligten Figuren aufgelistet. Es ist gekennzeichnet, welche Charaktere erfunden sind und wer tatsächlich am Kriegsgeschehen beteiligt war. Dieser Aspekt hat mir ausgezeichnet gefallen, weil er als gute Grundlage für die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität dient. 

Thematisch hat Autor Jürgen Ehlers Spionage-Tätigkeiten von Deutschen und Engländern deutlich in den Vordergrund gestellt und das sogenannte 'Englandspiel' als tragende Handlung verwendet. Beim Englandspiel wurden von den Deutschen englische Spione in die Niederlande gelotst und augenblicklich festgenommen. Die Briten ahnten nicht, dass ihre Agenten dem Feind direkt vor die Füße springen.

Die historischen Ereignisse hat Ehlers minutiös aufgearbeitet und damit ein interessantes Werk geschaffen. Ich merkte dem Buch die Recherchearbeit an, und, dass dem Autor das unfassbare Geschehen in den Niederlanden am Herzen liegt.

Dabei geht Ehlers auf die Gefahren genauso wie auf stümperhaftes Vorgehen ein. Nach der Lektüre habe ich ein bescheidenes Bild vom MI6, weil er damals keineswegs so professionell wie in den berühmten James-Bond-Filmen ist. 

Die Agenten waren kaum ausgebildet. Sie wurden nach einem zackigen Crashkurs und mit minderwertig gefälschten Papieren zum Fallschirmsprung in die Niederlande geschickt. Anforderungen und auferlegte Missionen empfand ich als haarsträubend und unüberlegt, weil sie für diese jungen Männer nicht umsetzbar waren. Zum Beispiel wird Protagonist Gerhard in den Niederlanden abgesetzt, um eine Widerstandsbewegung aufzubauen, was sich ohne Ausbildung und entsprechende Kontakte als tollkühner Plan erweist.

Die historischen Ereignisse haben mich beeindruckt und interessiert. Einmal mehr habe ich gemerkt, dass das Leben die unglaublichsten Geschichten schreibt.

Aber ich habe mir mit dem Erzählstil schwergetan, weil dieser Roman eher einem Bericht entspricht. In klaren, nüchternen Worten werden Gerhards Stationen und Erlebnisse in den Niederlanden beschrieben. Der Autor lässt zwischen den Schlüsselszenen keine Atmosphäre zu, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche. 

Die Charaktere sind zwar in groben Zügen beschrieben, aber sie entfalten weder Persönlichkeit noch Wesen. Sie blieben für mich ein Name bestimmten Alters und mit zugewiesener Funktion in der Gesamthandlung. Ich finde es schade, weil in der waghalsigen Geschichte ein lebendiger Roman steckt, der kaum zum Vorschein kommt. Die Liebesgeschichte, welche der Untertitel verrät, ist zwar für sich gesehen dramatisch und aufregend, bleibt aber eine Randerscheinung, sodass sie im nüchternen Stil versinkt. 

Letztendlich habe ich mit „Tod von oben“ interessante Details der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs kennengelernt und dabei einiges über die Niederländer sowie Spionage erfahren. Trotzdem habe ich eine mitreißende Umsetzung der Handlung vermisst, weil sie - meinem Geschmack nach - zu sachlich erzählt ist. 
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MEINE BEWERTUNG

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2 Kommentare:

  1. Hallo meine Liebe

    Wie schade, dass dich das Buch nicht komplett begeistern konnte. Vor allem, wenn so wichtige Themen verarbeitet werden ist es besonders schade, wenn die Umsetzung dann nicht so ganz gelingt.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    Antworten
    1. Hallo Livia,

      heute habe ich erst deinen Kommentar gesehen.

      Ich kann nur schwierig beurteilen, ob es nicht Absicht vom Autor war, das Geschehen eher sachlich zu verpacken. Mir war es zu wenig Roman, zu trocken und die Figuren waren mir zu blass. Wer den sachlichen Hergang bevorzugt, wird damit eher auf seine Kosten kommen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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