Freitag, 18. Juli 2014

Rezension: Abschied von Sidonie - Erich Hackl

© Diogenes Verlag
Abschied von Sidonie
| Erich Hackl |

Verlag: Diogenes 2014
Seiten: 192 
ISBN: 9783257261103 

MEINE BEWERTUNG 

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Zur Erinnerung an Sidonie


Anfang der 30er-Jahre wurde vorm Krankenhaus Steyr (Oberösterreich) ein kleines Bündel abgelegt. Entdeckt wurde es vom Pförtner, der auch als Erster diese Nachricht las:

"Ich heiße Sidonie Adlersburg und bin geboren auf der Straße nach Altheim. Bitte um Eltern." (S. 7)

Es ist die Geschichte von Sidonie, die trotz der samtig dunklen Haut und den blauschwarzem Haar gute Pflegeeltern in Hans und Josefa Breirather und einen gutmütigen Bruder in deren Sohn Manfred fand.



Es ist aber auch die Geschichte, wie sich die Schatten des Nationalsozialismus ausbreiten und letztendlich das Leben der Familie Breirather verdunkeln:

Die Zigeuner, sagte Josefa. Warum kommen keine mehr. Die können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.“ (S. 98)



Dieses dünne Buch beschreibt ihre kurze Lebensgeschichte. Nachdem sich jahrzehntelang der Mantel des Schweigens über das Schicksal des Roma-Mädchens gelegt hat, und man weder in Steyr noch Umgebung etwas davon wissen wollte, hat es ihrem Bruder Manfred keine Ruhe gelassen und dank Erich Hackl bleibt uns Sidonie in Erinnerung.



Erich Hackl geht hier als Chronist vor, beschreibt die Ereignisse der damaligen Zeit, die politischen Zusammenhänge und die Furcht der Gemeinschaft, vergisst aber nicht auf die unbedachte Boshaftigkeit einzelner.



Meiner Meinung nach ist es ein gutes Buch, das uns die Menschenverachtung jener Zeit vor Augen führt und uns an ein fröhliches Mädchen, Sidonie Adlersburg, Sidi genannt, erinnern soll.

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6 Kommentare:

  1. Wie man schon im Titel des Buches sieht, handelt es um ein Mädchen namens Sidonie, welche eine schwere Zeit hatte. Dieses Buch zeigt die rührende Geschichte eines Zigeunermädchens im 2. Weltkrieg. Mir hat das Buch besonders gut gefallen, da ich in Österreich wohne und dadurch hat es eine persönliche Beziehung zu mir aufgebaut. Zudem ist es sehr sachlich und besonders gut geschrieben, er schreibt zwar trocken, aber man merkt trotzdem die Emotionen, welche Sidonie und ihre Mitmenschen empfanden.
    Ich empfehle dieses Buch an Personen, welche schon etwas über den 2. Weltkrieg gehört haben, da man etwas über die Geschichte wissen muss, um es zu verstehen.

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    1. Schön zusammengefasst. Ich lebe auch in Österreich und Steyr ist gar nicht weit weg von mir, daher konnte ich auch einen guten Bezug zu den Ereignissen aufbauen.

      LG Nicole

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  2. Hallo :)

    Wir haben das Buch im Zuge des Deutsch Unterrichts gelesen und waren ziemlich beeindruckt. Wie schafft es Erich Hackl, trotz der sachlichen Schreibweise, eine solche Ergriffenheit beim Leser auszulösen? Wir denken es ist ein Zeugnis dafür, wie schrecklich die Zeit damals wirklich war, denn man kann noch so kalt darüber schreiben und es löst doch immer wieder eine innere Betroffenheit aus.

    Wir würden das Buch an jeden weiterempfehlen! Auch weil es einmal eine andere Art ist, über das Geschehene zu berichten.
    Liebe Grüße :)

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    1. Hallo :)

      Ich kann dir nur zustimmen. :) Ich habe das Buch auch zum ersten Mal im Deutschunterricht gelesen (sogar 2mal, weil ich die Schule gewechselt hatte) und dann habe ich vor ein paar Jahren noch einmal dazu gegriffen. Man kann's immer wieder lesen, die Beklommenheit bleibt bestehen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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