Samstag, 22. April 2017

Rezension: Das Licht und die Geräusche - Jan Schomburg

© dtv
Das Licht und die Geräusche
| Jan Schomburg |

Verlag: dtv 2017
Seiten: 256 
ISBN: 9783423281089

MEINE BEWERTUNG 

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Abstrakte Leseerfahrung 

Johanna versteht nicht, warum Boris und sie nicht zusammen sind. Eigentlich benehmen sie sich wie ein Paar, verbringen jede Minute gemeinsam und trotzdem haben sie sich nie geküsst. Es könnte auch daran liegen, dass Boris mit Ana-Clara zusammen ist, die aber in Portugal lebt.

Es ist schwierig bei diesem Roman das Thema zu bestimmen. Klar, es geht einerseits um’s Erwachsenwerden, es geht um Freundschaft, ein bisschen um Sexualität und darum, wie sich so manche Gruppendynamik entwickelt, aber der Hauptkern der Handlung hat sich mir leider nicht ganz erschließen können.

Johanna ist eine sehr interessante Person, weil sie Dinge macht, die nicht nachvollziehbar sind. Sie biedert sich an, will andere nicht enttäuschen oder nimmt sich vollständig zurück. An diesen Zügen merkt man, dass sich die Protagonistin mitten in der Entwicklung zur Erwachsenen befindet. 

Boris ist ihr bester Freund und eigentlich sollten sie ein Paar sein. Für mich als Leserin ist er eine sehr nebulöse Person geblieben. Ich kann weder seine Handlungen, Entscheidungen oder sein Gebaren einordnen. Es ist schwierig ihn zu fassen und seinen Charakter zu erkennen, weil er dafür viel zu schemenhaft beschrieben wird.

Dann wird noch Ana-Clara eine wichtige Rolle zugewiesen, die ich ebenso wenig greifen kann. Nicht nur für Johanna sondern auch für den Leser bleibt sie undurchschaubar. Meistens starrt sie teilnahmslos vor sich hin und man ahnt nicht, welche Zielstrebigkeit in ihrer Person steckt.

Der Erzählstil des Autors bzw. der Handlungsaufbau ist sehr gewöhnungsbedürftig. Die Ereignisse werden episodenhaft geschildert und dabei wird sogar auf chronologische Zusammenhänge verzichtet. Mit Johanna springt man vor- und zurück, beschäftigt sich mit unwichtigen Details, während man sich im nächsten Moment schon wieder in einer völlig anderen Situation befindet, nur um wenige Zeilen später in vorherigen Ereignissen zu wühlen. Diesem Stil konnte ich leider nichts abgewinnen, obwohl der Roman dadurch eine interessante Leseerfahrung ist.

Schomburgs Schreibstil ist wahnsinnig gut und ich finde es schade, dass Handlung und Aufbau mich nicht überzeugen konnten, weil ich mich in seinen Schilderungen trotzdem sehr wohl gefühlt habe. 

Die Geschichte an sich kann ich kaum in Worte fassen, weil sie nicht wirklich nachvollziehbar - schon fast abstrakt - ist. Im Grunde passiert nicht viel und dennoch verändert sich alles.

Ich weiß nicht, wer für diesen Roman die richtige Leserschaft ist. Eventuell muss man hier schon sehr an literarischen Elementen interessiert sein, um diesen Roman mit Leidenschaft zu begegnen. Für mich war „Das Licht und die Geräusche“ eine abstrakte Leseerfahrung, die ich gerne gemacht habe, auch wenn sie mich nicht ganz packen konnte.
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MEINE BEWERTUNG

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6 Kommentare:

  1. Hi Nicole,

    das ist ja schade, obwohl es sich eigentlich mal komplett nach was anderem anhört, fast so, als wäre so abstrakt, dass es mir schon wieder gefallen könnte xD

    Ich glaube, für jedes Buch gibt es die passende Leserschaft! ;D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich glaube sogar, dass es dir wirklich gefallen könnte. :D Vielleicht magst du es mal versuchen?

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Hi Nicole :D

      Ja, reizen würde mich es echt, ich pack es trotz deiner eher schlechten Rezi mal auf meine Wunschliste! :D In nächster Zeit werde ich aber erst mal ein paar Klassiker abarbeiten, "Herr der Fliegen" hat mir da schon Lust gemacht! :D

      Liebe Grüße
      Jessi

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    3. Das ist ja toll, dass du nun auch mehr zu Klassikern greifen willst! Meistens sind sie ja wirklich toll und zurecht zum Klassiker geworden. :)

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  2. Ich weiß nicht ob das etwas mit literarischen Verständnis zu tun hat, glaube es aber eher nicht. Wenn die Perspektiven scheinbar zeitlos durcheinanderspringen, würde mein Lesefluss schon sehr gestört sein.

    Es passt einfach nicht immer.

    Liebe Grüße

    Nisnis

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    1. Hallo Nisnis,

      manchmal habe ich das Gefühl, manche Werke sind so literarisch hochgestochen, dass ich sie als 'normaler' Leser oft nicht nachvollziehen kann. Das war bei dem Buch auch so, denn diese Sprünge hatten schon auf ihre Weise Sinn, nur war es total furchtbar zu lesen.

      Aber es stimmt, manchmal passt es einfach nicht und es kann einem nicht alles gefallen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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