Donnerstag, 7. September 2017

Rezension: Drei Worte auf einmal - Maria Knissel

© Scoietäts-Verlag
Drei Worte auf einmal
| Maria Knissel |

Verlag: Societäts-Verlag 2012
Seiten: 368 
ISBN: 9783942921824

MEINE BEWERTUNG 

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Eine bewegende Geschichte über Musik und Bruderliebe

Chris ist ein normaler Junge. Er mag Fußball, seine Noten sind ok und endlich darf er wie sein Vater das Saxophon spielen. Immer schaut er zum großen Bruder Klaus auf, der lässig in seinem verrauchten Zimmer sitzt und die Beatles liebt. Doch dann klopft es eines Nachts an der Tür und damit ändert sich das ganze Leben. Klaus hatte einen Motorradunfall und wird nie mehr derselbe sein.

Maria Knissel hat einen ergreifenden Roman geschrieben. Es geht um Behinderung, um Perspektiven und um die menschliche Würde. Gleichzeitig spielt Musik eine wichtige Rolle, die dem tristen Alltag eine schöne Note gibt.

Chris ist ein kleiner Junge als der ältere Bruder Klaus mit dem Motorrad verunglückt. Er weiß noch wie Klaus ganz leger in seinem Zimmer saß, eine Zigarette im Mundwinkel und voller Optimismus in die Zukunft sah. An mehr erinnert er sich von damals nicht. Klaus hat es schlimm erwischt und er hat es grad noch so geschafft. Geistig und körperlich behindert, wird nun das familiäre Leben von seinen Bedürfnissen bestimmt und die Familie ergibt sich der Hilflosigkeit.


Die Geschichte von Chris und Klaus spielt in den 70er-Jahren und beruht auf einer wahren Begebenheit. Zwar sind etliche Elemente erfunden, dennoch gab es Klaus wirklich, der hier stellvertretend für verunfallte Koma-Patienten steht. Dabei erstreckt sich die Erzählung über mehrere Jahrzehnte und man sieht, dass sich bei der Behandlung und Therapie solcher Patienten etliches getan hat.


Zuerst erlebt man die erschreckende Situation, wie aus dem vitalen, großen Bruder mit den langen Haaren ein hilfloses, kahlrasiertes Bündel geworden ist. Der Mund steht offen, Sabber rinnt ihm aus dem Mundwinkel und Chris kann nicht begreifen, was da geschehen ist. 


Mich hat gewundert, dass die Eltern nicht mit ihm über Klaus gesprochen haben. Niemand hat ihm erklärt, was ihm zugestoßen und wie nun mit dem großen Bruder umzugehen ist. Sie haben Chris einfach ausgeklammert und sich nur mehr auf Klaus konzentriert. Chris ist keinesfalls böse auf Klaus, sondern ich hatte das Gefühl, dass er der Einzige ist, der ihn genauso liebt wie er ist. Als Musiker weiß er wie wichtig es ist, zuzuhören und dringt dadurch zu seinem großen Bruder vor.


So spielt die Musik durchgehend eine große Rolle. Chris ist begeisterter Saxofonist und gibt sich im späteren Berufsleben der Musik hin. Dabei ist es immer Klaus, an den er denkt, weil ihm der große Bruder sehr wichtig ist.


Die Musik an sich sind die wenigen fröhlichen Momente, denn der gesamte Roman ist von einer schwermütigen Atmosphäre durchtränkt: die Mühe der Eltern, das harte Leben, das dadurch entsteht, und die Hilflosigkeit gegenüber der Behinderung, mit der sie umgehen müssen. 


Maria Knissel geht vor allem auf den Umgang mit behinderten Menschen ein. Sie zeigt, dass sie für die Gesellschaft häufig gar nicht mehr ‚menschlich‘ sind. Sie werden selten persönlich angesprochen oder ihnen wird kaum echte Hilfestellung gewährt. Es gilt, das ‚Problem‘ so rasch wie möglich aus den Augen zu schaffen, weil sich niemand damit auseinandersetzen will.


Chris begehrt sein Leben lang gegen diese Einstellung auf und schafft es, dass sich Klaus zumindest in seiner Gegenwart als Mensch fühlen kann.


„Drei Worte auf einmal“ ist daher eine bewegende Geschichte über Musik, Behinderung und Bruderliebe, die ich interessierten Lesern ans Herz legen kann.

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MEINE BEWERTUNG

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2 Kommentare:

  1. Servus Nicole,
    nachdem ich heute auch ein musikalisches Buch online gestellt habe =) werde ich mir auch daein Exemplar auf meine Wunschliste packen. Da es aber eher schwermütig ist, werde ich es erst später mal lesen. Im Moment ist mir nicht so nach traurig...da hatte ich im letzten Monat selbst genug davon im wahren Leben.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      wie gestern schon besprochen, dieses Buch ist sicher etwas für dich. Aber man muss in der richtigen Stimmung sein, weil es doch schwere Kost ist.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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