Dienstag, 28. April 2020

Rezension: Morbus - Mark Roderick

| Mark Roderick |

Verlag: Fischer Verlag 2020
Seiten: 448 
ISBN: 9783596704101

MEINE BEWERTUNG 

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Idyllisches Landleben im gruseligen Unglückshaus

Dörfliche Idylle ist genau, was Mara braucht. Zumindest war das ihr Gedanke, als sie für sich und ihre Tochter das Gutshaus am Land kauft. Nach einem reibungslosen Umzug häufen sich beängstigende Ereignisse, und es ist nicht ermutigend, dass die Menschen im Dorf vom Unglückshaus sprechen.

"Morbus" ist ein richtig guter Thriller von Mark Roderick. Ländliche Idylle trifft auf alte Geheimnisse und exzellente Thrillerspannung, die alltagsnah beschrieben ist. 

Journalistin Mara zieht sich nach einer gescheiterten Ehe mit ihrem Kind vom Großstadttrubel auf's Land zurück. Hier hofft sie, zur Ruhe zu kommen, ein Heim für sich und ihre Tochter zu schaffen, und einen Neuanfang zu wagen. 


Obwohl dieses Lebensglück in greifbarer Nähe ist, kommt von Beginn an Unruhe auf. Ein altes Skelett wird entdeckt, eine Schülerin verschwindet, und ein Mord geschieht. Noch dazu sprechen die Menschen im Dorf vom Unglückshaus, wenn sie Maras herrliches Gut meinen. Und Mara hat das beängstigende Gefühl, dass sie nicht allein darin wohnt.


Protagonistin Mara ist bildhaft und glaubwürdig umgesetzt. Von Beginn an hat sie mich als Figur vollkommen überzeugt. Sie ist beharrlich, weiß, was sie tut und steht mit beiden Beinen im Leben. Dabei strahlt sie Selbstbewusstsein aus, ohne arrogant zu wirken. Kurz gesagt: Sie ist eine gestandene Frau, hat eine unglückliche Ehe und eine vorzeigbare Karriere hinter sich. Nun will sie sich in Ruhe einem Buchprojekt und ihrer Tochter widmen. Gerade diese Normalität der Protagonistin hat mich sofort gefesselt. Ich mag es sehr, wenn Romanfiguren glaubhaft sind, und freue mich, wenn Autoren so viel Alltagsnähe zulassen, dass es sich anfühlt, als ob es diese Menschen tatsächlich gibt. 


Ebenso authentisch und souverän ist das Setting aufgebaut. Autor Mark Roderick fängt das dörfliche Leben mit Bravour ein: Er lässt Mara im Dorf ankommen und erste Bekanntschaften knüpfen. Hier hört sie erstmals Andeutungen zur Geschichte ihres Hauses, die Gerüchte um den Vorbesitzer, und dass es als Unglückshaus bekannt ist. 


Damit wird Maras Haus zum Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Hier vermittelt der Autor ein anschauliches Bild, der Leser lernt das Gebäude gemeinsam mit der neuen Besitzerin kennen, und man kommt grausigen Geheimnissen auf die Spur.


Die Handlung empfand ich ebenfalls als glaubwürdig und extremst solide umgesetzt. Es ist spannend, die Atmosphäre manchmal sogar leicht gruselig, und gemeinsam mit Mara wird Stück für Stück ein Geheimnis nach dem anderen freigelegt. Dabei gibt es exzellente Wenden, unvorhergesehene Ereignisse und der Autor führt Protagonistin sowie Leser souverän auf falsche Fährten, wodurch die allgemeine Spannung bis zum Ende erhalten bleibt. 


Den Erzählstil habe ich eher ruhig empfunden, wodurch allerdings die angespannte Atmosphäre richtig greift. Mir gefällt es, wenn ich mich auf einen Thriller einlassen kann, mich mit dem Setting auseinandersetze und in die Tiefe des Geschehens gezogen werde. Genau dadurch ist "Morbus" zu einem fesselnden Thriller geworden, den ich kaum weglegen konnte.


Einziger - sanfter! - Kritikpunkt meinerseits ist das Ende, das mir einen Hauch zu konstruiert war. Diesbezüglich gehöre ich zur skeptischen Leserschaft, und mir sind hier zu viele Fäden zusammengelaufen, wobei es insgesamt ein gelungener Abschluss ist.


Im Endeffekt hat mich Mark Roderick mit "Morbus" als begeisterte Leserin gewonnen. Idyllisches Landleben im leicht gruseligen Unglückshaus vereint sich zu einem mordsmäßigen Thriller, den ich auf jeden Fall an Leser von Spannungsliteratur weiter empfehle.

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MEINE BEWERTUNG

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9 Kommentare:

  1. Hi Nicole!

    Ich bin jetzt auch mit Morbus durch und es ist wieder Mal interessant, wie unterschiedlich man etwas wahrnimmt ^^ Ich fand die Protagonistin tatsächlich nicht immer authentisch bzw. hab ich einige Verhaltensweisen nicht so recht verstanden und konnte es auch nicht nachvollziehen... ich hätte es mir auch etwas spannender erhofft, die erste Hälfte war mir zu "ruhig".

    Das Rätselraten fand ich aber schon spannend und den Schluss fand ich eigentlich ganz cool :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      wirklich? Nein, auf mich hat Mara absolut glaubwürdig gewirkt. Da war - meinem Gefühl nach - nichts aufgesetzt. Ich mag es besonders gern, wenn ich in einem Thriller erst einmal ankommen kann. Also, wenn ich mit den Figuren hineinlebe - da darf es für mich ruhig sein.

      Naja, und am Ende war es mir doch zu viel, dass alles so 'schön' ineinander greift.

      Ja, so sind wir alle unterschiedlich. Finde ich toll!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Liebe Nicole,
    auf diese Rezi war ich schon gespannt, denn ich habe das Buch auch im Blick.
    Nun habe ich gerade deinen Kritikpunkt gelesen...es ist derselbe Kritikpunkt, wie zu meiner neuen Rezi zu "Die Unwerten". Ein soo tolles Buch, aber der letzter kleine Abschnitt war einfach "überdrüber" und hat meiner Mienung nicht zur restlichen tollen Geschichte gepasst.
    Interessant, dass es für Aleshanee zu ruhig war und die protas nicht so authentisch. So haben wir alle unsere Vorlieben =)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      bei "Morbus" war das Ende schon gut. Im Hinblick auf die Ereignisse hat aber alles eine Spur zu gut gepasst. So ein ausgeklügelter Plan kann meinem Gefühl nach nicht aufgehen. Ich fand den Thriller aber richtig toll, das ist genau meins.

      Aleshanee und ich habe da genau gegenteilig empfunden. Das hat was! :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Huhu, da bin ich wieder (=

    Hmmm ... Mark Roderick kenne ich, weiß gerad nicht mehr wie die Reihe heißt. Da war ich begeistert von Band 1 und dann nahm es ab und irgendwie hatte ich keine Lust mehr zu Büchern von ihm zu greifen. Dies scheint ein Einzeöband zu sein? - oder hab ich was überlesen? Zu mindestens finde ich diesen kleinen Kritikpunkt nicht schlimm, gerade weil viele Thriller und Krimis zum Ende hin konstruiert wirken - finde ich ... mal schauen, bin trotz deiner Begeisterung noch nicht sicher, ob ich es lesen will :D

    Mukkelige Grüße!

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    1. Schön, dich zu sehen!

      Ja, das ist ein Einzelband! Mittlerweile gehe ich Reihen - so gut es geht - aus dem Weg.

      Die anderen Bücher des Autors kenne ich nicht. Ich habe aber am Rande aufgeschnappt, dass sich "Morbus" stark von denen unterscheiden soll. Ich werde das mal als positiv dafür. :)

      Und das Ende ist nicht schlimm konstruiert. Es ist wirklich nur eine Spur zu viel und ich bin bei dem Punkt arg empfindlich. Aleshanee hat das Ende zum Beispiel wieder sehr gut gefallen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Dann behalte ich den Titel auf jeden Fall mal im Hinterkopf (=

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  4. Hey ho,
    meine Rezi ist auch soeben online gegangen. Ich fand das Buch auch gut und habe mir Band 1 der Post Mortem Reihe gleich mal als HB vorgemerkt.

    Mein kleiner Kritikpunkt war Paul. Paul und Mara... du weißt was ich meine. Hatte die Story/ die Idee für mich nicht unbedingt nötig. Aber das ist mal wieder Geschmackssache. Das Ende mochte ich :P

    Liebe Grüße

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    1. Hallo Andrea,

      dann schaue ich gleich mal bei dir vorbei.

      Wir sind ja schon eine Bande von Nörglern. XD Der einen passt das Ende nicht, der anderen ist's zu ruhig, die Dritte hat was gegen Paul, ... die armen Autoren. ;)

      Nein, Paul hat mich gar nicht gestört. Er war zwar gewöhnungsbedürftig, aber den Part fand ich gar nicht schlecht.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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