Dienstag, 26. Januar 2021

Rezension: Das Spiel. Es geht um dein Leben - Jan Beck

Das Spiel. Es geht um dein Leben - Jan Beck
© Random House
Das Spiel. Es geht um dein Leben
| Jan Beck |

Verlag: Penguin Verlag 2020
Seiten: 480 
ISBN: 9783328105572

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★ - 



Das Spiel beginnt

Das Mädchen Mavie ist auf einer Party und steht dank ihres leuchtenden Tattoos im Mittelpunkt. Sie findet keine Erklärung, woher sie den Skorpion hat, der nur bei UV-Licht sichtbar ist. Derweil wird eine Joggerin brutal ermordet. Inga Björk und Christian Brand von Europol nehmen sich des Falls an, und merken, dass sie in ein tödliches Spiel geraten sind.

„Das Spiel. Es geht um dein Leben“ ist ein temporeicher Thriller, bei dem die Ermittlungsarbeiten von Europol im Mittelpunkt stehen.

Europol ist an einem heißen Fall dran, bei dem man sich sofort die Finger verbrennt. Quer über Europa wird eine perfide, elitäre Todesjagd gespielt, welche aus Freude am Verstümmeln, Mord und Intrigen besteht. 

Der Wiener Cobra-Beamte Christian Brand wird von Europol hinzugezogen, damit er die ermittelnde Beamtin Inga Björk unterstützt. Björk ist von Kopf bis Fuß auf das Spiel eingestellt, während sich Brand einen eigenen Reim auf die Zusammenhänge macht.

Der Einstieg in diesen Thriller ist mir eher schwergefallen, was an den unzähligen Perspektiven liegt. Christian Brand, Inga Björk, das Mädchen Mavie, ein österreichischer Journalist, eine deutsche Psychotherapeutin und einige Figuren mehr breiten ihre Wahrnehmung vor dem Leser aus. Natürlich handelt es sich dabei um ein Stilmittel, welches der Handlung ordentlich Dynamik verleiht, und die Spannung anheizt. Trotzdem habe ich durch die Sprünge manchmal den Faden verloren, bis ich richtig in der Story angekommen bin.

Dafür wird es sehr fesselnd bis man zum Ende hin die Zusammenhänge begreift. Die Mechanismen des Spiels und der Tattoos hat man schnell raus. Dennoch gibt es etliche Details, die lange Zeit ein Rätsel sind und die Fragezeichen dazu brennen unter der Haut. 

Christian Brand ist sozusagen der Held der Story, der trotz heroischen Zugangs äußerst sympathisch wirkt. Er stellt sich unabsichtlich gern in den Mittelpunkt und ist bei den Kollegen für seine Alleingänge bekannt. Er selbst merkt, dass er sich nicht unter Kontrolle hat. Genau dieser kritische Zugang zur eigenen Haltung hat mir schwer imponiert. Häufig hat man es in Thrillern mit unreflektierten, unantastbaren Terminatoren mit Polizeimarke zutun. Das ist bei Brand überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil, denn er wirkt authentisch und glaubwürdig.

Bei Inga Björk habe ich mir mit der Authentizität schwerer getan. Sie ist die unnahbare Europol-Ermittlerin, die ihrem Kollegen Brand durchgehend die kalte Schulter zeigt. Einerseits glaube ich gern, dass man durch jahrelang Polizeiarbeit abgehärtet ist, andrerseits kann ich die schroffe, distanzierte Art unter Kollegen nicht nachvollziehen.

Der Erzählstil hat mir - bis auf die zu zahlreichen Perspektiven zu Beginn - gefallen. Es ist packend, wie sich die einzelnen Figuren im Geschehen entwickeln. Teilweise hat man als Leser einen kleinen Wissensvorsprung, der den Ereignissen noch mehr Spannung verleiht, weil man weiß, worauf einige Situationen zwangsweise hinauslaufen werden. 

Obwohl es im Endergebnis ein blutiger Thriller ist, spart der Autor die brutalen Szenen aus. Er geht gerade so weit, dass man sich vorstellt, was geschehen ist oder passieren wird. Es liegt an der Fantasie des Lesers, sich die Brutalität vorzustellen oder die geistigen Augen zu verschließen, was meiner Meinung nach exzellent gelungen ist.

Thematisch tobt sich Jan Beck im Darknet und den damit verbundenen Möglichkeiten aus. Dieser Zugang hat mir sehr gut gefallen, und auch, dass er Europol mit den Ermittlungen betraut. 

Leider mag ich den Abschluss überhaupt nicht. Das Ende mitsamt der Hintergründe war für mich an den Haaren herbeigezogen und vereint alles, was mir an Thrillern dieser Art nicht gefällt. Ich frage mich, warum jede literarische Ermittlung einen persönliches Bezug haben muss, und weshalb ständig Vergangenheitsbewältigung damit verbunden ist.

Im Endeffekt ist es trotzdem ein spannender Thriller, der am Anfang von der eigenen Dynamik fast erschlagen wird, im Mittelteil extrem zu fesseln weiß, und am Ende meinem Geschmack nach zu gewöhnlich ist. Unterm Strich lässt er sich gut lesen, und ich bin mir sicher, dass weiterhin viele Leser ihre Freude an Jan Becks „Das Spiel“ haben werden.
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MEINE BEWERTUNG

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2 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    das Ende war auch mein Grund für 4 Sterne, obwohl ich durch den Thriller geflogen bin. Und mit Inga Björk tat ich mir ebenfalls schwer. Zu ihr fand ich kaum Bezug. Ansonsten ist der Thriller aber echt ein Pageturner und mal was anderes...bis auf das Ende. Trotzdem freue ich mich auf Teil 2, der im Juli erscheint. Vielleicht bekommen wir dann auch einen besseren Bezug zu Inga...?
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Guten Morgen Martina,

      ja, das Ende war gar nicht meins. :D Aber der Weg dahin hatte es schon in sich. Ich weiß noch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde. Es kommt dann auf das Thema bzw. den Fall an, um den es geht.

      Liebe Grüße & einen guten Start in den Tag,
      Nicole

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