Dienstag, 4. Januar 2022

Rezension: Das Eulentor - Andreas Gruber

Das Eulentor - Andreas Gruber
© Luzifer Verlag
Das Eulentor
| Andreas Gruber |

Verlag: Luzifer Verlag 2021
Seiten: 370
ISBN: 9783958356214

MEINE BEWERTUNG 

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Im eisigen Schlund der Hölle

1911 brach eine Expedition am Ende der Welt auf, um eine Landkarte zu erstellen. Angeführt von Alexander Berger begeben sich die Teilnehmer in Lebensgefahr. Aufbrechende Gletscher und unvorstellbare Minusgrade drängen sie an den Rand größter Not, und ein Blizzard reißt ihnen letztendlich den Boden unter den Füßen weg. Doch mitten im Angesicht des Todes machen sie eine Entdeckung, die direkt in den Schlund der Hölle führt.

„Das Eulentor“ von Andreas Gruber ist ein großartiger Horror-Roman. Ich mag den Autor und das Genre hat es mir besonders angetan. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass Gruber Horror noch um einiges besser als Thriller schreiben kann. 

„Das Eulentor“ führt den Leser nach Spitzbergen. Dieser Ort ist sozusagen das Tor zum Ende der Welt. Es ist eine Inselgruppe im Arktischen Ozean und dient vor allem als Basislager der Arktisforschung. 

Damit hat Gruber schon eine Furcht einflößende Umgebung als Rahmen herangezogen. Wem kriecht nicht beim Gedanken an endloses Eis die Kälte über die Haut?

Doch der Autor hat damit nicht einmal die Spitze des Eisberges erreicht. Er führt den Leser anhand von zwei Erzählsträngen an den Horror seiner Version von Spitzbergen heran:

Im Jahr 1911 wird bei der Expedition um Alexander Berger ein mysteriöser Schacht entdeckt. Das Rätsel um das Gebilde lässt dem Arzt und anstrebenden Kartographen sowie seinen Mitstreitern keine Ruhe. Es nagt an ihnen, treibt ihren Verstand zu Querelen an und drängst sie immer weiter in die Dunkelheit.

In der Gegenwart, genau 100 Jahre später, reist Neele Tujunen zur Forschungsstation „Sibirion“ nach Spitzbergen. Viele Forschende kommen auf dramatische Weise um, doch Neele gelingt es, sich in vorübergehende Sicherheit zurückzuziehen. Hier liest sie die Tagebücher von Alexander Berger und erfährt, was sich von 1911 bis 1914 zugetragen hat.

Mit diesen beiden Strängen hat Gruber ein exzellentes Gesamtwerk geschaffen. Im Jahr 1911 fängt es ruhig an. Die Vorgehensweise ist überlegt und es herrscht Entdeckerdrang. Alexander Berger und sein Team machen sich im Zeitalter großer Abenteuer in die eigene Herausforderung auf. Sie trotzen dem Wetter, der Kälte, den scheinbar unüberwindbaren Hindernissen und kämpfen sich Stück für Stück in bisher nicht kartographiertes Gebiet vor. Es ist kalt, es ist nass, es ist gefährlich. Und plötzlich zieht es ihnen den Boden unter den Füßen weg.

Im Gegensatz dazu startet Neele in der Gegenwart temporeich. Mit einer List schafft sie es, nach Spitzbergen zu kommen, wo sie sofort von actionreichen Ereignissen überrumpelt wird. 

Trotzdem liegt der Fokus auf dem Geschehen in der Vergangenheit, wo durch eine gemächliche, dichte Erzählform nach und nach der Horror aus der Tiefe bis in die Gegenwart zu Neele dringt. 

Am Ende vereinen sich beide Erzählungen meisterhaft und ich habe benommen und durchgefroren das Buch zugeklappt. 

Andreas Gruber verwendet die Urform menschlicher Existenzängste, Wahnsinn und Besessenheit und kombiniert sie mit einer lebensbedrohlichen Kulisse in einem mysteriös-historischen Rahmen zu einem Horror-Meisterwerk. Wieder einmal mein Appell an den Autor: Herr Gruber, bitte mehr davon!

Im Endeffekt ist „Das Eulentor“ ein erschütternder Roman, der an die Substanz des menschlichen Geistes geht. Glaubwürdige Charaktere, die Eiseskälte der Arktis und das durchgefrorene mysteriöse Ambiente heizen jedem Horror-Leser ein.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

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5 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ahhh, schon gelesen und rezensiert und: das scheint ja wieder ein richtig gutes Buch gewesen zu sein! Man sieht: man darf nicht immer auf andere hören, oder eben doch *lach* Also wenn es dir so gut gefallen hat, bin ich sicher, dass ich hier auch meinen Spaß haben werde.
    Ich hab von ihm ja noch "Die schwarze Dame" auf der Wunschliste, da gibts ja 2 Fortsetzungen dazu glaub ich - und Das Eulentor wird jetzt definitiv auch gelesen!

    Vielen Dank für deine Meinung!

    Liebste Grüße und einen schönen Tag!
    Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ja, es war wirklich sehr, sehr gut. Meiner Meinung nach ist Gruber für Horror gemacht. Ich würde mich freuen, wenn er mir in die Richtung schreibt.

      Mit dem Rezensieren war ich diesmal flott, weil ich das Buch bei den Top Ten am Donnerstag vorstellen will. ;)

      "Die schwarze Dame" muss ich mir noch einmal näher anschauen. Ich dachte, dass das eine 'normale' Thriller- oder Krimi-Reihe ist?

      Schönen Abend und liebe Grüße
      Nicole

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    2. Ja, soweit ich weiß ist "Die schwarze Dame" der Start einer Krimireihe. So genau hab ich es mir gar nicht angeschaut *lach*

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  2. Liebe Nicole

    Von Andreas Gruber habe ich noch nie etwas gelesen, aber seine Bücher begegnen mir andauernd und was du schreibst, macht definitiv neugierig. Vor allem, weil so aktuelle Themen und Ängste aufgegriffen und verarbeitet werden und ausserdem mag ich es, wenn Bücher auf verschiedenen Zeitebenen erzählt werden.

    Das Buch kommt auf die Wunschliste, ich freue mich schon darauf :-)

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      Andreas Gruber schreibt ja eher Thriller und lässt selten mal guten Horror aus. :D Aber die Bücher, die er in dem Genre schreibt, finde ich sehr genial. Ich habe ein Jahr zuvor "Der Judasshrein" von ihm gelesen. Das war auch so toll! Die Thriller-Reihe finde ich ok. Es ist meinem Empfinden nach exzellenter Mainstream.

      Liebe Grüße
      Nicole

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