Mittwoch, 8. Juni 2022

Rezension: Nur fast am Boden zerstört - Sophie Gonzales

Nur fast am Boden zerstört - Sophie Gonzales
© Penguin Random House
Nur fast am Boden zerstört
| Sophie Gonzales |

Verlag: cbj 2021
Seiten: 336 
ISBN: 9783570166086

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Wenn man zähneknirschend in der Realität ankommt

Nach einem perfekten Sommer kommt Ollie zähneknirschend am Boden der Realität an. Er wechselt gezwungenermaßen Wohnort und Schule und statt von seinem Sommerflirt freudig in die Arme geschlossen zu werden, wird er beinhart ignoriert. Ollie entscheidet, damit abzuschließen. Doch als er langsam die emotionale Kurve kriegt, taucht sein Sommerflirt ständig in seiner Nähe auf. 

„Nur fast am Boden zerstört“ ist eine süße jugendliche Liebesgeschichte, die sich mit Sexualität, dem richtigen Zeitpunkt und der Wucht des Lebens in der Jugend auseinandersetzt.

Ollie hatte den perfekten Sommerflirt, der in süßer Erinnerung bleiben soll. Allerdings kommt es ganz anders, als seine Eltern beschließen, an den Urlaubsort zu ziehen. Ollie ist am Boden zerstört, denn nun heißt es Abschied von Freunden, der Schule und seinem bisherigen Leben zu nehmen. Er tröstet sich damit, dass er zumindest den witzigen, attraktiven und liebevollen Will wiedersieht. Doch Will teilt Ollies Begeisterung gar nicht. Genau gesagt, ignoriert er ihn.

Die Liebesgeschichte tänzelt darum, dass Ollie offen zu seiner Sexualität steht, während Will nicht geoutet ist. Noch problematischer ist, dass sich Will überhaupt nicht als schwul sieht, sondern sich mit einem konservativem Lebensentwurf trägt. Damit stoßen sich die Jungs gegenseitig vor den Kopf und trampeln auf der Entwicklung des jeweils anderen herum. Ollie fällt es schwer, Wills Einstellung nachzuvollziehen. Währenddessen kann sich Will nicht vorstellen, offen als Homosexueller in die Welt hinauszugehen.

Sophie Gonzales spricht damit weniger das Thema der Sexualität an, sondern eher das Einfühlungsvermögen, mit dem man sich in andere hineinversetzt. Ollie und Will überfordern sich gegenseitig, weil jeder von ihnen an einem anderen Punkt in der persönlichen Entwicklung steht. Damit zeigt die Autorin auf unterhaltsame Art, dass jeder Mensch Zeit braucht, um für das eigene Leben Entscheidungen zu treffen.

Abseits vom tragenden Thema ist es eine schöne Liebesgeschichte, die mit einem lockeren Stil aus Ollies Perspektive erzählt wird. Ich mag seine Sichtweise auf die Welt, wie er seine Hoffnungen, Zweifel und Ängste ausdrückt. Außerdem gefällt mir, dass er selbstironisch ist. 

Umrahmt wird die Handlung vom ernsten Familiengeschehen, das außerdem der Grund für den Umzug gewesen ist. Ollies Tante ist schwer krank, weshalb seine Eltern und er ihr kräftig unter die Arme greifen. Der familiäre Zusammenhalt ist beeindruckend und man wünscht sich, dass in allen Familien auf diese Weise auf einander geschaut wird.

Hinzu kommen weitere Themen, die Jugendliche auf der Seele brennen: Angefangen von der ersten Liebe, Gedanken zu einer ungewissen Zukunft über Herzschmerz, Verlust, Trauer und Tod, was dem Buch einen sanften Anstrich à la Coming-of-Age-Roman verleiht. 

Für einen Coming-of-Age-Roman hat es meinem Gefühl nach etwas an Tiefe und Atmosphäre gefehlt, obwohl Sophie Gonzales auf den besten Weg dahin gewesen ist. Ich denke, dass es trotz der ernsten Töne eher eine unterhaltsame Liebesgeschichte für Jugendliche ist, die viel Stoff zu Nachdenken in sich trägt.

Meiner Meinung nach hat die Autorin mit „Nur fast am Boden zerstört“ einen vielschichtigen Liebesroman für Teenager geschrieben, der aufgrund der Themenvielfalt, die perfekte Balance zwischen Unterhaltung und Gedankenstoff bietet. 

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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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