Donnerstag, 8. Februar 2024

Rezension: Das Böse kommt auf leisen Sohlen - Ray Bradbury

Das Böse kommt auf leisen Sohlen - Ray Bradbury
© Diogenes
Das Böse kommt auf leisen Sohlen
| Ray Bradbury |

Verlag: Diogenes 2013
Seiten: 272 
ISBN: 978-3257208665

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Ein böser Zirkus ist in der Stadt

In Greentown ist der Zirkus in die Stadt! Schausteller und Jahrmarktsbuden locken mit ihren illusorischen Wundern Jung und Alt. Besonders die Jungs Jim und Will erwarten es kaum, die Mystik der Reisenden zu erforschen. Doch dann merken sie, dass etwas nicht stimmt, und mancher Eintrittspreis unbezahlbar ist. 

Mit "Das Böse kommt auf leisen Sohlen" hat Ray Bradbury einen modernen Klassiker geschaffen, der sich als Horror-Roman der philosophischen Betrachtung des Alters und der Zeit widmet.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die dreizehnjährigen Jungen Jim und Will, die aufgeregt dem Leben entgegen sehen. Ausgezeichnet zur Geltung kommt, in welchem Lebensabschnitt sie sich befinden. In diesem Alter steht man an der Schwelle zur Übergangszeit, die Blickwinkel verschieben sich, Bewährtes wird durchschaut, Hingenommenes hinterfragt und man spürt, dass bald das richtige Leben mit all seinen Freiheiten aber auch Pflichten beginnt.

Dennoch sind sie einfach nur Jungs, die jauchzend um die Häuser ziehen und sich vor Lebensfreude jubelnd im Kreis drehen.

Als der Jahrmarkt in die Stadt kommt, erwarten sie es kaum, sich ins Getümmel zu werfen. Das Spiegellabyrinth gehört erkundet, der tätowierte Mann bestaunt, die Kuriositäten betrachtet und die Fahrgeschäfte ausprobiert. Rasch merken sie, dass trotz aufgesetzter Heiterkeit etwas im Argem liegt. Unterschwellig fühlen sie eine Bedrohung, die sich dank ihrer Neugier bald offen zeigt und ihnen das Fürchten lehrt.

Ray Bradburys metaphorischer Stil, der mir in anderen Werken sehr gut gefallen hat, konnte mich diesmal nicht überzeugen. Er schreibt elegant, balanciert die Worte und die Phrasen, und hielt mich damit leider dermaßen an der Oberfläche, dass ich nicht in die Geschichte vorgedrungen bin. 

Der Autor erzählt und lässt nicht spüren. Beispielsweise fiel es mir bis zum Ende hin schwer, Jim und Will voneinander zu unterscheiden, weil sie grob und oberflächlich beschrieben sind.

"Im Laufen dachte Will: Es ist immer dasselbe. Er rennt. Ich rede. Ich drehe Steine um. Jim greift in den kalten Schlick darunter. Ich erklimme Hügel. Jim schreit von der höchsten Kirchturmspitze herab. Ich habe ein Sparkonto. Jim hat nur das Haar auf seinem Kopf, den Schrei auf seinen Lippen, das Hemd am Leibe und die Tennisschuhe an den Füßen. Warum erscheint er mir reicher?" (S. 52)

Ebenso ist es mir bei der Stimmung ergangen, die für mich emotional nicht greifbar war. Zu sehr war ich damit beschäftigt, mich auf das Geschriebene zu konzentrieren, die nüchternen Beschreibungen zu lesen und manch wirrem Sprung in der Handlung zu folgen, sodass kaum Raum für das Einlassen auf das Geschehen blieb. Die Erzählung wirkte auf mich zwar düster und geheimnisvoll, lädt aber wenig zum Mitfühlen ein. 

Die grundlegende Idee finde ich mysteriös und sehr gruselig, doch die Handlung selbst hat bei mir für sehr viele Fragezeichen gesorgt. Viele Passagen empfand ich als konfus oder ergaben keinen Sinn. Zum Beispiel hat mich lange Zeit beschäftigt, warum ein Neffe nicht der Neffe ist, obwohl er der Neffe ist und wie Jim und Will das überhaupt wissen können. 

Auch war mir nicht klar, worin überhaupt die Versuchung des Zirkus' besteht, wenn der hohe Preis ohnehin von Anfang an auf der Hand liegt. Dies hätte ich eher als Bedrohung und niemals als Anreiz empfunden, um mit dem Bösen zu gehen. 

Es ist ein besonderes Buch, das ich gerne richtig gemocht hätte. Leider habe ich festgestellt, dass mir Bradburys metaphorischer Stil nur bedingt liegt und mich das Böse trotz seiner leisen Sohlen nicht erwischt hat. 

Ich bin mir sicher, dass es viele Leserinnen und Leser gibt, die dennoch große Freude daran haben, wenn sie die Geheimnisse des Zirkus’ gemeinsam mit Jim und Will erkunden und sich dem Bösen stellen.
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MEINE BEWERTUNG
★★★

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2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Sehr schade dass das Buch dich nicht überzeugen konnte! Ich hab ja schon in der Leserunde gesehen, dass ihr beide nicht so begeistert wart...
    Vielleicht passt es ja mit einem anderen Thema wieder besser, ich möchte auf jeden Fall noch was anderes von ihm versuchen und hab jetzt auch "Picknick am Wegesrand" mal notiert :)

    Liebste Grüße und einen schönen Sonntag!
    Aleshanee

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    1. Guten Morgen Aleshanee,

      manchmal will der Funke nicht springen, aber das ist auch ok. :D

      Überzeugt hat er mich ja schon einmal mit "Halloween". Dafür mochte ich "Fahrenheit 451" auch nicht besonders. So ist es nunmal.

      Wie du schon schreibst, vielleicht passt es mit einem anderen Buch besser.

      Liebe Grüße und dir auch einen schönen Sonntag
      Nicole

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