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© Luzifer |
| Richard Cox |
Verlag: Luzifer 2024
Seiten: 504
Seiten: 504
ISBN: 978-3958354487
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Ein übernatürlicher Coming-of-Age-Roman
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Ein übernatürlicher Coming-of-Age-Roman
Mit dem Tornado von 1979 zog das Dunkle über Wichita Falls hinweg. Daraufhin lag Todd vier Jahre lang im Koma, bis er in den 1980er-Jahren erwacht und mit anderen Jungs Freundschaft schließt. Als „The Boys Of Summer“ erleben sie eine unbeschreibliche Zeit, die aber schnell ins Vergessen gerät. Erst als Erwachsene merken sie, dass sie sich kaum mehr erinnern können. Aber schon suchen die nächsten schrecklichen Ereignisse die kleine Stadt heim.
Mich hat das Buch schon lange gereizt, weil ich vor einigen Jahren über viele begeisterte Rezensionen gestolpert bin. Die Mischung aus Coming-of-Age und Horror klang nach meinem Lesegeschmack. Zudem haben viele Rezensent:innen einen Vergleich zu Stephen King gezogen, der auch im Klappentext angedeutet wird. Dieser ist definitiv passend, auch wenn Richard Cox eine eigene Geschichte mit seiner Stimme erzählt.
Der Autor führt in die texanische Kleinstadt Wichita Falls, die 1979 von einem verheerenden Tornado heimgesucht wurde. Dieses Naturereignis dient nicht nur als dramatischer Einstieg, sondern als Fundament für alles, was im Anschluss folgt. Es geht um die Erlebnisse einer Gruppe von Freunden, und wie sie sich als Erwachsene an ihre Jugend erinnern.
Der Tornado hat tiefe Spuren hinterlassen. Besonders betroffen ist das Kind Todd, der ins Koma fällt und erst vier Jahre später als Jugendlicher wieder aufwacht. Doch Todd ist nicht mehr, wie er war. Er scheint Dinge zu wissen, die er nicht wissen kann, und zeigt Fähigkeiten, die unheimlich wirken. Damit fasziniert er eine Gruppe Jugendlicher, mit denen er einen Sommer in den 1980er-Jahren verbringt. Sie nennen sich „The Boys of Summer“ und erleben Freundschaft, Mutproben und ein Ereignis, das ihr gesamtes Leben überschatten wird.
Viele Jahre später, im Jahr 2008, werden die Kinder von einst von dieser Zeit eingeholt. Ein Junge verschwand in jenem Sommer spurlos und es hat seltsame Brände gegeben. Keiner weiß genau, was wirklich geschah. Gleichzeitig kündigt sich ein neuer Tornado an, während die Suche nach der Wahrheit in die Tiefen ihrer Erinnerungen führt.
Richard Cox erzählt auf zwei Zeitebenen, die geschickt aufgebaut sind. In den 1980er-Jahren kehren wir in den erwähnten Sommer voller Aufbruch, Angst und unerklärlicher Ereignisse zurück.
David, Jonathan, Bobby, Adam und Alice wirken dabei anfangs wie typische Achtziger-Kids mit Kassettenrekordern, Dungeons and Dragons und einer leisen Sehnsucht nach mehr. Dann ist da Todd. Und mit ihm kippt alles.
Todd ist keine Figur, die man vergisst. Nach vier Jahren im Koma erwacht er mit einem Wissen, das er unmöglich haben kann. Er strahlt eine beunruhigende, fast übermenschliche Präsenz aus. Ich habe lange gebraucht, um überhaupt zu begreifen, was er mit mir als Leserin macht. Szenen mit ihm waren mir durchweg unangenehm. Das zeigt, wie gut Richard Cox die Figuren inszeniert. Ich konnte Todds Absichten nicht greifen und war von seiner bedrohlichen Aura genauso eingeschüchtert wie fasziniert.
Die Gruppendynamik war ebenso interessant. Obwohl die Jungs spüren, dass Todd merkwürdig ist, folgen sie ihm. Vielleicht aus Angst oder Faszination. Vielleicht, weil sie etwas teilen, das sie ein Leben lang miteinander verbinden wird.
Diese jugendliche Zeitebene hat auf mich wie Erinnerungsfragmente gewirkt. Mal sind sie klar, dann verschwommen und manchmal etwas widersprüchlich. Das hat für mich hervorragend zur Grundstimmung des Romans gepasst. In der Gegenwart stehen die inzwischen erwachsenen Protagonisten vor der Frage, was damals geschehen ist. Denn sie alle haben das Gefühl, etwas Entscheidendes vergessen zu haben, das ihnen nun gefährlich wird. Dadurch entsteht eine intensive Spannung, die fortwährend zu fesseln weiß.
Der Stil hat mir ausgezeichnet gefallen. Cox ruhiger Ton verzichtet auf Knallbonbons, sondern führt den Horror langsam zwischen die Zeilen ein. Damit kriecht er leise, aber stetig unter die Haut. Übernatürliche Elemente sind fein dosiert und kommen gerade durch ihre Beiläufigkeit besonders gut zur Geltung.
Der Autor verweist auf das Unausgesprochene und das Unverarbeitete, das so lange an den Fesseln zerrt, bis es sich befreit. Hier ist der Horror nicht das Monster, sondern das nagende Gefühl, dass im eigenen Leben etwas nicht in Ordnung ist.
Am Ende hat mich die Geschichte sehr überrascht und richtig in ihren Bann gezogen. Richard Cox hat unter sein Spiel aus Erinnerung, Katastrophe und Identität einen Schlussstrich gezogen, der definitiv nachwirkt und weit über das Offensichtliche hinausgeht. Leider kann ich nicht mehr andeuten, weil ich damit künftigen Leser:innen sicherlich den Lesespaß nehme.
Jedenfalls habe ich mit „The Boys of Summer“ einen äußerst packenden Horror-Roman gelesen, der mich in wohliges Unbehagen versetzt und mich zu guter Letzt mit einem umwerfend-charmanten Schachzug beinah umgehauen hat. Meine Empfehlung geht an Leser und Leserinnen, die untypische Coming-of-Age-Romane mit unheimlichen Elementen mögen.
Mich hat das Buch schon lange gereizt, weil ich vor einigen Jahren über viele begeisterte Rezensionen gestolpert bin. Die Mischung aus Coming-of-Age und Horror klang nach meinem Lesegeschmack. Zudem haben viele Rezensent:innen einen Vergleich zu Stephen King gezogen, der auch im Klappentext angedeutet wird. Dieser ist definitiv passend, auch wenn Richard Cox eine eigene Geschichte mit seiner Stimme erzählt.
Der Autor führt in die texanische Kleinstadt Wichita Falls, die 1979 von einem verheerenden Tornado heimgesucht wurde. Dieses Naturereignis dient nicht nur als dramatischer Einstieg, sondern als Fundament für alles, was im Anschluss folgt. Es geht um die Erlebnisse einer Gruppe von Freunden, und wie sie sich als Erwachsene an ihre Jugend erinnern.
Der Tornado hat tiefe Spuren hinterlassen. Besonders betroffen ist das Kind Todd, der ins Koma fällt und erst vier Jahre später als Jugendlicher wieder aufwacht. Doch Todd ist nicht mehr, wie er war. Er scheint Dinge zu wissen, die er nicht wissen kann, und zeigt Fähigkeiten, die unheimlich wirken. Damit fasziniert er eine Gruppe Jugendlicher, mit denen er einen Sommer in den 1980er-Jahren verbringt. Sie nennen sich „The Boys of Summer“ und erleben Freundschaft, Mutproben und ein Ereignis, das ihr gesamtes Leben überschatten wird.
Viele Jahre später, im Jahr 2008, werden die Kinder von einst von dieser Zeit eingeholt. Ein Junge verschwand in jenem Sommer spurlos und es hat seltsame Brände gegeben. Keiner weiß genau, was wirklich geschah. Gleichzeitig kündigt sich ein neuer Tornado an, während die Suche nach der Wahrheit in die Tiefen ihrer Erinnerungen führt.
Richard Cox erzählt auf zwei Zeitebenen, die geschickt aufgebaut sind. In den 1980er-Jahren kehren wir in den erwähnten Sommer voller Aufbruch, Angst und unerklärlicher Ereignisse zurück.
David, Jonathan, Bobby, Adam und Alice wirken dabei anfangs wie typische Achtziger-Kids mit Kassettenrekordern, Dungeons and Dragons und einer leisen Sehnsucht nach mehr. Dann ist da Todd. Und mit ihm kippt alles.
Todd ist keine Figur, die man vergisst. Nach vier Jahren im Koma erwacht er mit einem Wissen, das er unmöglich haben kann. Er strahlt eine beunruhigende, fast übermenschliche Präsenz aus. Ich habe lange gebraucht, um überhaupt zu begreifen, was er mit mir als Leserin macht. Szenen mit ihm waren mir durchweg unangenehm. Das zeigt, wie gut Richard Cox die Figuren inszeniert. Ich konnte Todds Absichten nicht greifen und war von seiner bedrohlichen Aura genauso eingeschüchtert wie fasziniert.
Die Gruppendynamik war ebenso interessant. Obwohl die Jungs spüren, dass Todd merkwürdig ist, folgen sie ihm. Vielleicht aus Angst oder Faszination. Vielleicht, weil sie etwas teilen, das sie ein Leben lang miteinander verbinden wird.
Diese jugendliche Zeitebene hat auf mich wie Erinnerungsfragmente gewirkt. Mal sind sie klar, dann verschwommen und manchmal etwas widersprüchlich. Das hat für mich hervorragend zur Grundstimmung des Romans gepasst. In der Gegenwart stehen die inzwischen erwachsenen Protagonisten vor der Frage, was damals geschehen ist. Denn sie alle haben das Gefühl, etwas Entscheidendes vergessen zu haben, das ihnen nun gefährlich wird. Dadurch entsteht eine intensive Spannung, die fortwährend zu fesseln weiß.
Der Stil hat mir ausgezeichnet gefallen. Cox ruhiger Ton verzichtet auf Knallbonbons, sondern führt den Horror langsam zwischen die Zeilen ein. Damit kriecht er leise, aber stetig unter die Haut. Übernatürliche Elemente sind fein dosiert und kommen gerade durch ihre Beiläufigkeit besonders gut zur Geltung.
Der Autor verweist auf das Unausgesprochene und das Unverarbeitete, das so lange an den Fesseln zerrt, bis es sich befreit. Hier ist der Horror nicht das Monster, sondern das nagende Gefühl, dass im eigenen Leben etwas nicht in Ordnung ist.
Am Ende hat mich die Geschichte sehr überrascht und richtig in ihren Bann gezogen. Richard Cox hat unter sein Spiel aus Erinnerung, Katastrophe und Identität einen Schlussstrich gezogen, der definitiv nachwirkt und weit über das Offensichtliche hinausgeht. Leider kann ich nicht mehr andeuten, weil ich damit künftigen Leser:innen sicherlich den Lesespaß nehme.
Jedenfalls habe ich mit „The Boys of Summer“ einen äußerst packenden Horror-Roman gelesen, der mich in wohliges Unbehagen versetzt und mich zu guter Letzt mit einem umwerfend-charmanten Schachzug beinah umgehauen hat. Meine Empfehlung geht an Leser und Leserinnen, die untypische Coming-of-Age-Romane mit unheimlichen Elementen mögen.
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