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SHORT FACTS
Titel: 28 Tage lang
Autor: David Safier
Verlag: Rowohlt 2014
Seiten: 416
ISBN: 9783499211744
28 Tage lang
Warschau 1943. Die Juden wurden von den Nazis im Ghetto zusammengedrängt und allmählich lüften sich die Reihen, weil die „Umsiedelung“ begonnen hat. Mira lebt mit ihrer Familie im Ghetto und schließt sich dem Widerstand gegen die SS an. Und sie trotzen der Besatzung länger als sie es selbst je vermutet hat: 28 Tage lang.
David Safier erzählt die sehr wichtige Geschichte des Aufstands im Warschauer Ghetto, der tatsächlich statt gefunden hat. Man liest leider nur selten davon, umso bemerkenswerter ist es, dass sich Safier damit auseinandersetzt, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.
Beachtlich ist die Botschaft, die immer wieder in den Vordergrund rückt: „Was für ein Mensch möchtest du sein?“ Das hat mir besonders gut gefallen, weil gerade diese Frage niemals an Aktualität einbüßen wird. Sie sollte laufend einen Weg in unser Bewusstsein finden und ständig auf’s Neue von jedem Menschen für sich beantwortet werden.
Noch besonderer ist die Art und Weise wie der Autor davon erzählt. In einer sehr modernen Sprache, ausgestattet mit einer jugendlichen Protagonistin geht er den Widerstand gegen die Nazis an.
Dieser Punkt ist meiner Meinung nach Vor- und Nachteil zugleich. Ohne jeden Zweifel wird damit eine jugendliche Leserschaft angesprochen, die sich dadurch mit dem Holocaust und dem Verbrechen an den Juden auseinandersetzt. Hier wird ein sehr behutsamer Einblick ins Ghettoleben gegeben, der sehr realistisch von den damaligen Zuständen berichtet, mit der Wucht der Wahrheit konfrontiert, aber gleichzeitig nicht zu sehr schockiert, um jüngere Leser nicht allzu überfordern. Trotzdem bleibt nichts ausgespart, aber Safier hat ein bemerkenswertes Talent gezeigt, den Leser auf eine einfühlsame Weise an vielem teilhaben zu lassen und ihn zum Nachdenken anzuregen:
„Woran glaubst du denn noch, Jurek?“
„Ich glaube an Marmelade.“
„An was?“ Ich war völlig verblüfft.
„Wenn ich schon sterbe, dann wenigstens mit Marmelade“
(S. 167)
Andrerseits ging mit durch den modernen Anstrich zu viel der damaligen Zeit verloren. Es ist nicht nur die Wortwahl, die dieser häufig nicht entspricht, sondern auch Gesten, Handlungen und Gedanken, die es in den 1940er-Jahren - auch nicht im Warschauer Ghetto - so gegeben hat.
Protagonistin Mira ist meiner Meinung nach eine Superheldin, die man als Leser eher in einer Dystopie anzutreffen erwartet und kein Mädchen, das heute schon um die 90 Jahre alt sein müsste. Obwohl diese dystopische, actiongeladene Handlung auf der einen Seite sehr ansprechend ist, gab sie mir andrerseits das Gefühl, eine komplett fiktionale Geschichte zu lesen und hier weiß ich nicht, ob das im Endeffekt tatsächlich so gut sein kann.
Abgesehen von dieser Kritik, sei sie nun angebracht oder nicht, habe ich dieses Buch sehr gern gelesen, mit dem jüdischen Widerstand im Ghetto gekämpft, gelitten und gelacht, und hatte dabei ständig all die Menschen vor Augen, die nicht die Chance hatten, dem Holocaust die Stirn zu bieten.
Hallo Nicole,
AntwortenLöschenah das Buch liegt auch noch auf meinem SaB, aber mir war in letzter Zeit eher nach leichter Lektüre, deswegen wird es wohl noch etwas subben.
Deine Kritik kann ich nachvollziehen - ich finde, dass historische Bücher authentisch sein müssen und ich denke, das ist auf jeden Fall eine große Herausforderung. Schließlich hat der Autor zu der Zeit ja nicht gelebt. Solange manche Übertreibungen/Anpassungen im Rahmen sind, kann ich darüber aber auch hinwegsehen.
Jedenfalls danke für deine Rezension - die hat mir das Buch wieder etwas auf den Schirm gerückt. :)
Liebe Grüße,
Anna
Hallo Anna,
Löschenmit der Kritik habe ich mir hier auch etwas schwer getan. David Safier hat sich hier bewusst für eine moderne Erzählweise entschieden, wahrscheinlich um auch jüngere Leser zu erreichen. Das ist einerseits wirklich gut, weil diese Geschichte erzählt werden soll, andrerseits hat man schon das Gefühl, als ob das alles Fiktion wäre ...
Ich bin gespannt, was du dazu sagen wirst.
Liebe Grüße,
Nicole
Hi Nicole! ;)
AntwortenLöschenDas Buch subt bei mir ja auch noch, bis jetzt habe ich mich auch noch nicht direkt herangewagt, obwohl sich die Geschichte echt gut anhört!
Was du jetzt aber über die Protagonistin schreibst, macht mich nachdenklich.Ich hätte hier eher auf eine sehr realitätsbezogene Story gerechnet, aber ich lass mich einfach mal überraschen! ;)
Liebe Grüße
Jessi
Hallo Jessi,
Löschenja, die Protagonistin passt nicht so recht ins Bild der 40er-Jahre. Es ist eher ein toughes Mädel, wie wir sie aus Dystopien kennen. Zumindest habe ich es so empfunden.
Hoffentlich liest du es in nächster Zeit, ich bin echt gespannt, was du dazu sagst!
Liebe Grüße,
Nicole
Huhu ^^
AntwortenLöschengerade beim Schnüffeln auf deinem Blog diese Rezi entdeckt, yay. Das Buch ist auch so ein Kandidat, das auf meiner Wunschliste schon länger sein Dasein fristet. Es klingt wirklich gut und trotz deiner kleinen Kritikpunkte möchte ich es unbedingt irgendwann lesen. Sehr schöne Rezi, vielen Dank dafür :).
Liebe Grüße
Insi Eule
Hallo Insi,
Löschenes ist auf jeden Fall lesenswert, weil es meine Kritikpunkte noch interessanter macht, wie es schon von Vornherein ist.
Da bin ich gespannt, wann du das Buch liest und wie du diesen Stil empfindest. Es war deswegen nicht schlecht, aber irgendwie seltsam.
Liebe Grüße,
Nicole