Sonntag, 16. Oktober 2016

Rezension: Bluescreen - Dan Wells

© Piper
Bluescreen
| Dan Wells |

Verlag: Piper 2016
Seiten: 448 
ISBN: 9783492280211

MEINE BEWERTUNG 

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Im Los Angeles der Zukunft

Los Angeles, 2050. In dieser Zukunft sind wir Menschen durch ein Kopfimplantat 24 Stunden täglich online. Aber damit gehen etliche Gefahren einher, die man auf den ersten Blick gar nicht erkennen kann.

Dan Wells katapultiert den Leser in eine nahe Zukunft, die meiner Meinung nach gar nicht unrealistisch ist. In unseren Köpfen sind Djinnis implantiert. Mit diesen Geräten ist man rund um die Uhr online, aber so, dass die Realität mit dem Internet verschmilzt. Während man sich via Augenzwinkern ein Taxi ruft, blinkt eine Werbung für ein Restaurant in der Nähe auf, du siehst, wo die beste gerade Freundin ist, und sogar dein Haus erkennt am Djinni, dass du es wirklich bist.

Die Thematik der Online-Realität ist momentan hoch aktuell und viele Autoren greifen sie auf. Ich denke, dass Dan Wells bisher der realistischste Zukunftsentwurf gelungen ist, weil er das Internet mit der Wirklichkeit verschmelzen lässt.


Nur mit dem Beginn des Romans habe ich mir schwer getan. Man steht mitten in einer Action-Szene drin und versucht sich Orientierung zu verschaffen. Die handelnden Charaktere prasseln richtiggehend auf einen ein und ich fand es anfangs schwierig, mich zurecht zu finden. 


Hier lernt man gleich die Protagonistin Marisa kennen, die gerade um das Leben ihrer Freunde kämpft. Marisa ist - wie viele Amerikaner - mexikanischer Herkunft und strebt gemeinsam mit ihren Freunden eine Karriere in einem Online-Spiel an. Ich habe sie als waghalsiges Mädchen empfunden. Sie lehnt sich manchmal viel zu weit aus dem Fenster und sieht nicht, wo ihre Grenzen liegen. Aber gerade diese Charakterzüge sind essentiell, weil es ansonsten keine Geschichte zu erzählen gibt.


Während man durch Marisa die Zukunft 2050 kennenlernt, merkt man rasch, dass die Digitalisierung markante Schattenseiten hat. Die Arbeitslosigkeit ist enorm, weil Maschinen und Roboter viele Tätigkeiten übernommen haben, die daraus resultierende Armut steigert die Bandenkriminalität, wo hingegen gut situierte Familien dem realen und virtuellen Luxus frönen. 


Aber es gibt auch Gefahren, die über die gesellschaftlichen Nachteile hinaus gehen. Denn was passiert, wenn dein Djinni nicht arbeitet wie es soll und die Kontrolle übernimmt?


Hier setzen Marisa und ihre Freunde an und es entwickelt sich eine spannende Handlung, die über den üblichen dystopischen Rahmen hinaus mit kriminalistischen Elementen besticht. Mir hat besonders gut gefallen, dass diese Realität nicht aus der Luft gegriffen ist. Banden- und Drogenkriege sind in Los Angeles immer aktuell, dass die mexikanischen Einwanderer von heute, die Amerikaner von morgen sind, liegt auf der Hand, und dass wir uns vielleicht bald unser Smartphone implantieren lassen, mag ich gar nicht in Frage stellen.


Es gibt viele Actionszenen, Verschwörungen, im kleinen, gut durchdachten, Stil und Hintergründe, die mich am Ende tatsächlich überrascht haben. Für mich war „Bluescreen“ spannend zu lesen und ich denke, wer sich für das Los Angeles der Zukunft interessiert, sollte sich auf jeden Fall an diese neue Reihe wagen.

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MEINE BEWERTUNG


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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

6 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,

    das klingt wieder mal richtig gut bei dir. Nun möchte ich das Buch am liebsten sofort lesen. :) Ich mag solche digitalen Zukunftsszenarien sehr gerne und wenn du sagst, dass du sogar überrascht wurdest - umso besser, denn nichts ist schlimmer, als wenn man alles schon vorher weiß. :)

    Außerdem: Ich habe dich getaggt für den Buchmesse-Tag und würde mich freuen, wenn du mitmachen würdest. :)
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    Alles Liebe und dir einen tollen Sonntag,
    Anna

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    1. Hallo Anna,

      ich finde grad bei Krimihandlungen ist es gar nicht mehr einfach, einen 'routinierten' Krimileser zu überraschen. Das hat Dan Wells wirklich gut hingekriegt. Aber vielleicht habe ich mich auch viel zu sehr von dem Zukunftsentwurf ablenken lassen.

      Danke für's Taggen, ich bin gern dabei!

      Wünsche dir einen schönen Sonntagabend.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hallo Nicole,

    das ist ja lustig, denn wir haben nicht nur die gleiche Meinung zum Buch, sondern haben unsere Rezi heute online gestellt! :D

    Mir hat das Buch ebenfalls sehr gefallen und hatte es innnerhalb von 2 Tagen gelesen. Die von Dan Wells beschriebene Zukunft ist realistischer als manche glauben und man sieht, wie abhängig wir Menschen mittlerweile von der Technik und dem einhergehenden Fortschritt sind. Eines weiß ich allerdings ganz sicher, ich wäre "Bao" ;) und würde mir so ein Djinni nicht implantieren lassen :)

    Tolle Rezi und liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      ich habe deine Rezension grad vorhin entdeckt. :D Super Zufall!

      Wie ich dir schon geschrieben habe, ich habe es auch als sehr realistisch empfunden. Tja, ich weiß nicht, ob wir nicht tatsächlich früher oder später mit diesen Dingern im Kopf herumlaufen werden. Damals, beim Handy, hatte das auch noch niemand geglaubt. ;) Warten wir mal ab, wo die Menschheit in 30 Jahren ist. Vielleicht können wir uns dann ja über unsere Djinnis austauschen und du wirst lachen, weil du so etwas mal von dir behauptet hast. ;)

      Liebe Grüße & einen schönen Sonntagabend!
      Nicole

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  3. Huhu Nicole :)

    ah auf die Rezi habe ich ja schon gewartet ^^. Klingt echt spannend. Dadurch, dass die Thematik gar nicht mehr so weit hergeholt ist, finde ich es auch sehr interessant sowas zu lesen. Ich packs mal auf meine Wunschliste ;). Danke für die toll Rezi ♥

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Hallo Insi,

      ja, es war wirklich sehr realistisch. Dan Wells hat sich da ein düsteres Szenario ausgedacht und Los Angeles im Jahr 2050 ist kein Ort, an dem man sich wohlfühlen kann. Jedenfalls sind die Tendenzen zu dieser Entwicklung bereits in unserer Gegenwart vorhanden und nicht nur eine vage Vermutung, dadurch hat er 'seiner' Zukunft ordentlich Leben eingehaucht.

      Ich wünsche dir einen schönen Sonntagabend!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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