Samstag, 30. November 2019

Rezension: Hap & Leonard. Bärenblues - Joe R. Lansdale

© Golkonda Verlag
Hap & Leonard. Bärenblues
| Joe R. Lansdale |

Verlag: Golkonda Verlag 2019
Seiten: 280 
ISBN: 9783965090026

MEINE BEWERTUNG 

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Bärenblues

Hap und Leonard sind auf der Suche nach Haps ehemaliger Flamme Florida, die sich ins Hillbilly-Städtchen Grovetown verirrte, weil sie den vermeintlichen Selbstmord eines schwarzen Häftlings aufklären wollte. 

„Bärenblues“ ist das dritte Abenteuer von Hap und Leonard, die mit durchschlagenden Argumenten, irrem Humor und einem eigenartigen Wahnsinn der Gerechtigkeit zur Seite stehen. 

Seit ihrem überraschenden Abgang war die adrette Anwältin Florida nicht mehr gesehen, und für Hap und Leonard ist es an der Zeit, sich ebenfalls nach Grovetown zu begeben.


Ausgerechnet während der Weihnachtsfeiertage tauchen sie in die texanische Tristesse abgelegener Städte ein. Grovetown ist ein kleines Kaff, wo nach wie vor das Recht des Weißen gilt. Schon allein deshalb war es - eventuell - ungeschickt von Hap, sich ausgerechnet mit seinem schwarzem Freund Leonard mitten in die Stadt zu setzen.


Grovetown empfängt das Duo noch bärbeißiger, als sie erwartet hatten. Rasch fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt, als offen gelebter Rassismus gesellschaftlicher Etikette entsprach. Natürlich lässt sich weder Leonard noch Hap dieses Verhalten gefallen. Sie rütteln solange an alteingesessenen Vorstellungen, bis der Kapuzenklan die Bühne betritt. Außerdem wollten sie Florida finden, haben mittlerweile aber mit eigenen Problemen zutun.


„Bärenblues“ ist für mich bisher der beste Band der Reihe um Hap und Leonard. Thematisch bleibt Lansdale dem Rassismus treu. Dazu nimmt er sich das Kleinstadt-Phänomen im amerikanischen Südwesten vor, und bittet die Herrschaften in weißen Bettlaken zum Tanz. Obwohl die Story hauptsächlich zu Beginn derb, humorvoll und mit Dauergrinsen erzählt wird, schlagen die Töne ins Ernste um. Hap und Leonard stoßen an ihre Grenzen, es wird brutal, bis dem texanischen Helden-Gespann das Lachen vergeht.


Joe R. Lansdale zeichnet sich durch schrägen - machmal bizarren - Humor und der facettenreichen Darstellung seiner Schwerpunkte aus. Rassismus wird nicht simpel als ein Spiel zwischen Gut und Böse abgehakt. Der Autor geht versiert auf die Grauschattierungen ein, er hebt die Extreme hervor, und nuanciert die Abstufungen, sodass es zu einem eindrucksvollen Gesamtbild wird.


Gleichzeitig lässt er Hap und Leonard über sich selbst und ihre Freundschaft sinnieren. Immerhin hat man es auf den ersten Blick mit zwei ziemlich abgerissenen Typen zutun, die bei genauerer Betrachtung ein Diamantherz in Goldfassung unterm Brustbein tragen:


„Du glaubst, um was Besonderes zu sein, musst du Broker an der Wall Street oder Nobelpreisträger sein. Ich werd dir was verraten: Du bist’n feiner Kerl und außerdem mein Freund, und solange wir uns selber und unseren Überzeugungen treu bleiben, is alles in bester Ordnung. Der ganze andre Sch(…) ist doch bloß Firlefanz.“ (S. 75)


Obwohl die Handlung dem üblichen Hergang der Reihe gleicht, hält sie verblüffende Wendungen bereit. Die Ausgangslage wird geklärt, es bahnen sich Probleme an, und zum Ende hin wird es mächtig brenzlig, wobei Hap und Leonard, wie gewohnt, die Kurve kriegen, und sei es, dass sie geradeaus fahren.


Allerdings heißt das nicht, dass der Schluss in ein freundliches Happy End zu aller Wohlgefallen übergeht. Lansdale kann schon fies sein, und macht vor seinen Figuren keinen Halt.


Mir hat es sehr großen Spaß gemacht. Die Dialoge haben mich lauthals zum Lachen gebracht, die Handlung gibt Rätsel auf und nimmt überraschende Wendungen, und  trotz derben Gebarens zeichnet sich Lansdale durch Feinfühligkeit aus, sogar, wenn er zum Schlag ausholt.


Jetzt freue ich mich auf den vierten Band, und hoffe, dass es mir beim nächsten Abenteuer „Schlechtes Chili“ nicht den Magen umdreht.

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MEINE BEWERTUNG
Hap & Leonard:
01) Wilder Winter [Rezension lesen]
02) Mucho Mojo [Rezension lesen]
03) Bärenblues
04) Schlechtes Chili [Rezension lesen]
05) Rumble Tumble [Rezension lesen]
06) Machos und Macheten [Rezension lesen]
07) Das Dixie-Desaster [Rezension lesen]
08) Rote Rache [Rezension lesen]
09) Krasse Killer [Rezension lesen]
10) Bissige Biester [Rezension lesen]
11) Coco Butternut
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2 Kommentare:

  1. Huhu Nicole,
    Da habe ich ja mächtig was verpasst! Klingt nach einem grandiosen Abenteuer, dass ich ja nun leider verpasst habe. Aber wenigstens hast du mich jetzt doch sehr neugierig gemacht, vor allem auf die Wendungen ;)

    Ich hoffe, ich kann das Buch bald mal nachholen!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      oh ja, das Buch war richtig ergreifend, und ganz schön brutal. Und ich bin mir sicher, dass es dir gefällt. Vielleicht passt es, und du schließt zu uns auf. Im Jänner haben wir "Schlechtes Chili" geplant. Aber lasse dir keinen Druck machen. Trotzdem muss ich sagen, dass du fehlst!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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