Samstag, 2. Dezember 2023

Rezension: Ein langer Dezember - Richard Chizmar

Ein langer Dezember - Richard Chizmar
© Buchheim
Ein langer Dezember
| Richard Chizmar |

Verlag: Buchheim 2022
Seiten: 160 
ISBN: 978-3946330226

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Ein erschütternder Dezember

Robert und Cathy führen ein gutes Leben. Sie haben sich einen soliden Rahmen geschaffen, bewohnen ein nettes Haus, der Sohn ist erfolgreich am College und mit den Nachbarn sind sie in Freundschaft verbunden. Doch dann wird ihr Nachbar James verhaftet und der Verdacht erhärtet sich, dass er ein Serienmörder ist.

"Ein langer Dezember" von Richard Chizmar führt in die Vorstadtidylle, wo die vorweihnachtliche Pracht die Freude schürte und die Verhaftung des Nachbarn für bizarre Stimmung sorgt.

Nachdem ich schon mehrere Werke von Richard Chizmar gelesen habe, war ich auf diese Dezember-Novelle gespannt. Er steht für mich für interessante Fügungen, passable Settings und kluge Wendungen.

In "Ein langer Dezember" vereint der Autor zwei realistische Aspekte, die für echten Horror sorgen.

Der Nachbar James wird verhaftet. Zuerst weiß niemand, was vorgefallen ist. Drückend legt sich ein unangenehmes Gefühl über die Howards und die gesamte Nachbarschaft. Nach und nach sickern erste Informationen durch Nachrichten und polizeiliche Ermittlungen durch. Leichenteile wurden gefunden, wobei die Betonung auf die Mehrzahl durchaus bei Cathy und Robert angekommen ist.

In den Nachrichten verfolgen sie ein schauriges Bild. Kann ihr Nachbar James tatsächlich ein Serienkiller sein? Die Fragen der Polizei bohren und lassen an der eigenen Wahrnehmung zweifeln. Ist ihnen jemals etwas an ihm merkwürdig vorgekommen?

Hinzu kommt, dass Robert und James beste Freunde sind. Zwar besteht zwischen ihnen ein erheblicher Altersunterschied, doch Robert hatte in ihm einen väterlichen Vertrauten gefunden, mit dem er einiges unternommen hat.

Damit hat Richard Chizmar ein bedrückendes Ambiente geschaffen, das sich häufig in der Realität zeigt. Ein gewalttätiger Serienverbrecher wird aufgegriffen und im sozialen Umfeld hat niemand etwas geahnt. War er wirklich so nett oder hat man es sich eingeredet? Wurde man all die Jahre über getäuscht oder liegt ein fataler Irrtum vor?

Hinzu kommt, dass die Geschichte ausgerechnet im Dezember spielt. Die strahlende Vorweihnachtspracht wird von den Ereignissen ausgehöhlt, die bizarre Stimmung legt sich in jede Falte und wird zusätzlich mit echter Angst ausstaffiert, weil niemand weiß, ob nicht doch noch Lebensgefahr besteht.

Außerdem arbeitet Chizmar die Nostalgie des letzten Monats des Jahres hervor. Man erinnert sich, man schließt ab, man freut - unter normalen Umstände - auf das Neue, was kommen mag.

Der Handlungsbogen ist somit ruhig aufgebaut. Das Grauen kommt von innen und vermischt sich mit dem trüben Wetter, welches der allgemeinen Stimmung gleicht.

Die Kapitel sind tageweise aufgebaut und es werden vom dritten Dezember an die Ereignisse bis Ende des Monats festgehalten. Beinah täglich begleitet man Robert, ist bei ihm, als er sich erinnert, zu neuen Erkenntnissen kommt und sich mit Polizei und Presse auseinandersetzt.

Am Ende beißt das Leben brutal zu und der Autor hat sich einen Kniff überlegt, der mich staunen ließ. Die Stelle habe ich ungläubig ein zweites Mal gelesen.

Mir hat Chizmars "Ein langer Dezember" gut gefallen. Ich mochte die Ambivalenz zwischen der Jahreszeit und der Erkenntnis, dass man jahrelang mit einem Killer Tür an Tür gewohnt hat.

Im Endeffekt ist es die Geschichte über einen erschütternden Dezember, der nicht nur das alte Jahr, sondern ein ganzes Leben in realistischem Horror versinken lässt.

______________________
MEINE BEWERTUNG
★★★★

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7 Kommentare:

  1. Huhu :)

    Ein bisschen Nervenkitzel im Dezember klingt spannend und Du hast mir Lust auf dieses Buch gemacht. Die Art und Weise des Erzählstils spricht mich dabei mehr an, als das Genre selbst. Sehr interessant. Ich lese einfach zu wenig Thriller, also danke für die Empfehlung :)

    Liebe Grüße

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    1. Oh ja, das ist schon Nervenkitzel für die Vorweihnachtszeit, aber eben aus einer ganz anderen Ecke. Man darf's auch nicht als typischen Thriller betrachten. Für mich war es eher ein Drama mit Serienkiller-Einschlag. :)

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  2. Schönen guten Morgen!

    Ich bin ja schon durch Andrea auf das Buch aufmerksam geworden - ich finde hier mal wieder auch das Cover so schön gemacht. Das zieht mich direkt an :)

    Aber die Geschichte selbst klingt definitiv auch echt toll, das muss ich mir unbedingt für nächstes Jahr im Dezember vormerken! Dieses Jahr wird das nichts mehr ... Vielen Dank für deine Einblicke <3

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      mir ist das Buch auch durch Andrea aufgefallen. :D

      Ja, es ist eine gute Geschichte und eben eine etwas andere Art von vorweihnachtlicher Lektüre. Es passt definitiv gut in die Jahreszeit, ist aber mehr ein Drama.

      Also, dann hast du für nächstes Jahr schon einen weiteren Tipp parat. :)

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. Hallo Nicole,
    wow, das klingt ja wirklich spannend. :)
    Ich muss zugeben, außer die Gwendy Reihe mit King zusammen, habe ich von Richard Chizmar noch nichts gelesen. Vielleicht sollte ich das mal ändern. :)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Stimmt, von Chizmar selbst habe ich auch erst in den letzten Jahren mehr Bücher gelesen. Aber seine Werke sind im deutschsprachigen Raum wenig präsent, die fallen weniger auf.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  4. Liebe Nicole

    Das Buch sieht so unscheinbar aus, aber der Inhalt hat es definitiv in sich. Die Geschichte muss ich mir auf jeden Fall einmal ansehen.

    Vielen Dank für den Tipp und alles Liebe
    Livia

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