Freitag, 4. April 2025

Rezension: Augen des Waldes - Brendan Duffy

Augen des Waldes - Brendan Duffy
© Suhrkamp
Augen des Waldes
| Brendan Duffy |

Verlag: Suhrkamp 2015

Seiten: 433
ISBN: 978-3518465660

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Subtiler Horror für geduldige Leser:innen
 
Ben und Caroline Tierney ziehen mit ihren Kindern aufs Land, um dort ein Gästehaus zu eröffnen und dem hektischen Stadtleben zu entkommen. Sie ahnen nicht, dass der angrenzende Wald düstere Geheimnisse birgt. Bald erhält die Familie unmissverständliche Warnungen, während ihr Sohn Charlie eine mysteriöse Begegnung macht.

Mit „Augen des Waldes“ legt Brendan Duffy einen subtilen Horror-Roman vor, der mit dichter Erzählweise und langsam aufbauender Spannung überzeugt.  Er baut das Grauen schleichend in den Alltag seiner Figuren ein, wodurch er eine unterschwellige Anspannung erzeugt. 

Ben und Caroline Tierney wagen mit ihren beiden Kindern den Neuanfang. Ein abgeschiedenes Herrenhaus in den Wäldern soll nicht nur ihr neues Daheim, sondern ein Gästehaus für Großstädter werden. Das Anwesen ist gewaltig. Die Flure scheinen endlos, viele Türen sind verschlossen und in den Räumen hat sich Jahrzehnte alter Staub angesetzt. Während die bewohnbaren Teile des Hauses eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlen, wirkt der Rest wie ein Schatten aus der Vergangenheit, der Geheimnisse birgt und nicht gestört werden will.

Caroline übernimmt mit pragmatischem Tatendrang die Renovierungsarbeiten. Sie schleift Böden, streicht Wände und verleiht dem alten Gemäuer nach und nach prächtigen Glanz. Ihr Wunsch nach einem warmen, einladenden Haus ist greifbar, und doch bleibt das Gefühl, dass dieser Wunsch scheitern wird.

Während Caroline mit unermüdlichem Tatendrang renoviert und Ben sich in seine schriftstellerischen Projekte flüchtet, streift ihr Sohn Charlie fasziniert durch den angrenzenden Wald. Bis er eine unheimliche Begegnung macht. Als bald darauf blutige Warnungen auftauchen und Ben bei seinen Nachforschungen auf düstere Geheimnisse der Vergangenheit stößt, wird klar, dass die Tierneys in Gefahr sind. 

Was „Augen des Waldes“ wirkungsvoll macht, ist die Art und Weise, wie sich die Bedrohung langsam in den Alltag der Familie schleicht. Anfangs fühlt man sich gemeinsam mit den Tierneys im Haus ein, erkundet die Räume, nimmt an Carolines Renovierungsarbeiten teil und beobachtet Bens innere Kämpfe. Der Horror ist nicht sofort greifbar, sondern lauert in der Weitläufigkeit des Anwesens, im Flüstern der Bäume, in der vagen Ahnung, dass etwas nicht stimmt.

Das Dorf, in dem die Familie landet, strahlt auf den ersten Blick Vertrautheit und Zusammenhalt aus. Die Bewohner heißen die Neuankömmlinge herzlich willkommen. Sie freuen sich sogar darüber, dass die Familie „heimkehrt“, weil sie ursprünglich aus der Gegend stammt. Mit der Zeit schleicht sich unterschwelliges Unbehagen ein. Es gibt Andeutungen und Ausweichmanöver. Als Leser:in fragt man sich, was die Dorfbewohner wissen und der Familie verheimlicht wird. 

Zusätzlich webt Duffy souverän historische Elemente in die Handlung ein. Alte Briefe aus der Gründerzeit des Dorfes erzählen von harten Wintern, Konflikten mit den Ureinwohnern und dunklen Entscheidungen, die weitreichende Konsequenzen hatten. Diese Rückblicke verleihen dem Roman einen unheimlichen Aspekt und lassen erahnen, dass die Schrecken der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen sind.

„Augen des Waldes“ war für mich ein atmosphärischer Horror-Roman, der sich Zeit nimmt, um die Figuren und die Handlung aufzubauen, bevor er das Grauen langsam in das Geschehen entlässt. Jumpscares oder blutige Eskalationen haben keinen Raum, dafür wird der Schrecken durch subtile Bedrohung, schleichenden Horror und ein düsteres Mysterium aufgebaut. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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