Mittwoch, 15. März 2023

Rezension: Das Korsett - Laura Purcell

© Festa
Das Korsett
| Laura Purcell |

Verlag: Festa 2021
Seiten: 512 
ISBN: 978-3865529404

MEINE BEWERTUNG 

 
- ★★★★★ - 



Schauerstimmung im viktorianischen Gewand

Ist es möglich mit Nadel und Faden zu töten? Diese Frage schwebt über den gesamten Roman als Ruth Butterham ihre Geschichte im Gefängnis erzählt. 

„Das Korsett“ fällt ins Genre viktorianischer Thriller, welchem ich bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Zwar ist Autorin Laura Purcell keine Unbekannte für mich, weil ich bereits „Die stillen Gefährten“ gelesen habe, doch dass mich „Das Korsett“ dermaßen überzeugt, hätte ich niemals erwartet.

Das Cover finde ich richtig hübsch und die Inhaltsbeschreibung klang ansprechend. Ausgerechnet aufgrund der ansehnlichen Gestaltung ist das Buch dann längere Zeit in der Warteschleife gewesen. Ich hatte nicht erwartet, dass sich hinter dem schmucken Äußeren ein großartiger, vielschichtiger und schaurig-schnittiger Thriller verbirgt.

Laura Purcell führt den Leser ins viktorianische Zeitalter, wo wir an der Seite von Dorothea Truelove allgemeinen Interessen der Oberschicht frönen. Sie stammt aus wohlhabenden Hause und hat sich der Gemeinnützigkeit verschrieben. Deshalb unterstützt sie ein Frauengefängnis, dem sie Besuche abstattet und wo sie einer weiteren Leidenschaft nachgeht: der Phrenologie. Damals war diese Wissenschaft modern und man dachte, dass der Schädel beziehungsweise die Schädelform Auskunft über den Charakter eines Menschen gibt.

Jedenfalls lernt Dorothea bei ihren Besuchen Ruth Butterham kennen. Ruth ist wegen Mordes im Gefängnis. Sie erzählt eine erstaunliche Geschichte, denn sie gibt an, all ihre Taten mit Nadel und Faden, allein mithilfe ihrer Nähkünste, begangen zu haben. Zuerst erscheint Dorothea diese Erklärung als wirres Zeug. Aber je tiefer sie in Ruths Geschichte vordringt, umso mehr Gänsehaut macht sich breit.

Der Roman wird in zwei Perspektiven erzählt, die sich an Dorothea und Ruth orientieren. Mit Dorothea ist man in der Gegenwart und nimmt an ihrem Leben und Überlegungen teil. Zwar leidet die Oberschicht weder an Hunger noch an Kälte, doch selbst eine junge Frau wie Dorothea hat im Alltag mit weniger angenehmen Pflichten zu kämpfen. Sie soll mit ihren 25 Jahren endlich verheiratet werden, was der freiheitsliebenden jungen Dame gar nicht schmeckt.

Ruth erzählt im Gefängnis ihre Geschichte. Sie beginnt in Kindheitstagen und wie sie an die Beschäftigung als Näherin kam. Schockierend sind nicht nur die Umstände, unter denen sie arbeitet, sondern auch, wie wenig Aussichten eine junge Frau in dieser Situation überhaupt hatte. 

Obwohl die Grundstimmung in Richtung Schauer-Erzählung beziehungsweise subtilen Psychothriller geht, zieht sich die Thematik des angeblich schwachen Geschlechts durch den gesamten Roman. Einerseits behandelt Purcell, wie junge Frauen ausgebeutet, regelrecht versklavt und rechtlos in schmutziger Armut leben. Gleichzeitig zeigt die Autorin, dass sogar Damen der Oberschicht nicht nach Lust und Laune frei entscheiden dürfen, selbst wenn die Entscheidungen gut begründet sind.

Spaß macht der Roman jedenfalls wegen der großartigen Schauerstimmung sowie der ergreifenden Handlung. Ruth erzählt von ihrem Lebensweg, der einem wie ein Stein im Magen liegt. Außerdem ist sie überzeugt, dass sie für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich ist, weil sie über eine spezielle Gabe verfügt. 

Genau wie Dorothea tat ich Ruths Erzählung zuerst als Hirngespinst eines verwirrten Mädchens ab. Doch je tiefer wir in ihrer Geschichte voran kamen, umso schauriger, gruseliger, böser und brutaler wurde es.

All dies ist ergreifend und eindringlich erzählt. Ich war an die Seiten gefesselt und konnte es jedes Mal auf’s Neue kaum erwarten, Ruth wieder zu besuchen, obwohl man wusste, dass sie letztendlich im Gefängnis landen wird.

Besonders beeindruckt war ich, dass sich die Autorin für einen großartigen Schluss entschieden hat, welcher einiges an Mut erfordert. Denn es endet nicht auf die Weise, die man sich während des Showdowns wünscht. Außerdem gibt es eine fiese Überraschung, welche für großes Staunen sorgt. Beides hat mir exzellent gefallen!

Laura Purcell hat mich mit „Das Korsett“ endgültig überzeugt. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin, die mich im viktorianischen Gewand in Schauerstimmung versetzen. Empfehlenswert!

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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

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4 Kommentare:

  1. Hi Nicole!

    Das hört sich ja mal richtig gut an! Freut mich dass es dich so positiv überrascht hat.
    "Die stillen Gefährten" hab ich ja schon eine Weile auf meiner Wunschliste - und das Korsett ist mir durch das Cover auch schon ins Auge gesprungen. Jetzt bin ich fast ein bisschen unschlüssig, welches ich zuerst lesen werde ^^
    Aber das wird bei mir eh noch etwas dauern, vielleicht nehm ich mir das für den Herbst vor :)

    Vielen Dank für den schönen Leseeindruck!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Guten Morgen Aleshanee,

      wie du merkst, ich hinke an allen Ecken und Enden hinterher. Ich fand "Das Korsett" beser als "Die stillen Gefährten". Dafür empfand ich "Die stillen Gefährten" als gruseliger. :D Bei "Das Korsett" habe ich mich überhaupt nicht gegruselt, obwohl es schon eine gewisse Schauerstimmung verströmt.

      Für den Herbst passt es sicher perfekt. :) Ich habe hier noch "Der Schattenriss" von der Autorin liegen. Darauf freue ich mich auch schon sehr! Keine Ahnung, wann ich darauf Lust habe. Vielleicht schiebe ich ja das in den Herbst.

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Das macht ja nichts, es läuft dir ja nichts weg :)
      Ich merke überhaupt, dass viele mittlerweile auch oft etwas später kommentieren. Ich setze mich selber da auch nicht mehr so unter Druck und speichere mir einfach alle Beiträge, die ich in Ruhe lesen und kommentieren möchte ab und mach das dann, wenn ich grade Zeit und Lust hab :D

      Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Autorin, die Bücher hören sich wirklich gut an!

      Liebste Grüße, Aleshanee

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    3. Ja, das ist wahr. :) Ich stöbere auch gern später durch die Beiträge, wenn ich es in Ruhe machen kann.

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