© Nikol Verlag |
| Clive Barker |
Verlag: Nikol Verlag 2016
Seiten: 800
ISBN: 9783868203332
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Bizarre Kurzgeschichten
Verstörend, teilweise beängstigend und befremdlich erzählt Clive Barker bizarre Geschichten, die zum Fürchten einladen.
„Die Bücher des Blutes IV - VI“ ist eine Sammlung von fünfzehn Kurzgeschichten aus dem Horror-Genre, des berüchtigten Clive Barkers als sonderbares Repertoire vereint.
Ich mag Horror sehr gern und wage mich dementsprechend an bekannte Namen des Genres vor. Von Clive Barker habe ich in meiner Kindheit ein wirklich gruseliges Jugendbuch gelesen und seither war er mir leidlich bekannt. Deshalb wagte ich mich an diese Kurzgeschichtensammlung heran, weil allein der Titel grauenvolle Lesemomente verspricht.
Thematisch sind die Geschichten vielfältig aufgebaut, wobei sich Barker auf die typischen Elemente des Genres stützt: Mord, Blut, Tod, satanische Riten, Schändung, Illusionen, Geistererscheinungen, schaurige Orte - die Liste ließe sich weiterführen.
Aber mich hat kaum eine Geschichte vollends überzeugt, weil sie auf mich skurril und bizarr wirken, und ich sie als wenig schaurig empfunden habe.
Eine Geschichte - gleich die erste der Sammlung - empfand ich als lächerlich. „Das Leibregime“ thematisiert, was geschieht, wenn Hände entschließen, sich vom Leib zu trennen. Die Vorstellung allein ist für mich befremdlich und die erzählerische Umsetzung hat auf mich einen verstörenden Eindruck gemacht.
Im Gegensatz dazu hat mir „Das Leben des Todes“ ausgezeichnet gefallen. Wie der Titel sagt, schleicht sich der Tod in den Alltag einer Frau, und gibt ihr auf diese Weise Lebendigkeit zurück. Barker hat hier höchst behutsam, romantisierend und fesselnd erzählt, und eine schaurige Illusion geschaffen.
Insgesamt komme ich mit Barkers extraordinären Erzählstil nicht zurecht. Auf mich wirken etliche Geschichten, obwohl sie inhaltlich meistens richtig gut wären, eigenartig distanziert, sodass ich beim Lesen keinen Zugang finde. Dabei sind die jeweiligen Ausgangslagen einnehmend und fesselnd erzählt, und bis zu einem gewissen Moment habe ich mich unterhalten. Aber dann verschachtelt Barker die Handlungen zumeist über derart viele Ecken, dass sie an Fahrt verlieren und das Interesse abflaut. Hinzu kommt, dass häufig Figuren zahlreich in den Raum geworfen werden, die oftmals kaum einen Beitrag leisten. Manchmal sind sie nur ein Name im Bekanntenkreis der federführenden Person, und ich fragte mich, warum dieser Einwurf jetzt wichtig ist.
Der Schreibstil ist insgesamt bildhaft, blutig und trotzdem recht altmodisch. Vom Gefühl her erinnert mich Barker eher an die Ära von Charles Dickens als an den aufstrebenden Horror der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Unterm Strich bleibt für mich eine einmalige Erfahrung mit Barkers Kurzgeschichten. Seine grausigen Ideen sind mir zu distanziert erzählt und der erhoffte Schauereffekt hat sich nicht eingestellt.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★
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Huhu Nicole,
AntwortenLöschendas ist ja echt schade! Ich hatte vor kurzem erst eine Kurzgeschichte von Clive Barker gelesen, nämlich "Fleischzug um Mitternacht" und das fand ich ganz unterhaltsam :D Aber ich verstehe, was du mit diesem Distanzierten meinst, das ist auch das gleiche, das mich noch etwas von Lovecraft abhält ...
Ich hab übrigens letztens eins der "Bücher des Blutes" im Bücherschrank gefunden, ich glaube, das dritte oder vierte, es ist eine uralte und sehr dünne Ausgabe. Da bin ich mal gespannt, ob ich einen besseren Zugang zu Clive Barker finde!
Liebe Grüße
Jessi
Hallo Jessi,
Löschenja, ich wollte die Geschichten so gern mögen. Ich habe "Das Haus der verschwundenen Jahre" mit 11 oder 12 von ihm gelesen und das fand ich damals wahnsinnig gut und sehr beängstigend. Aber mit diesen Kurzgeschichten konnte er mich gar nicht packen, obwohl die Handlung an sich gar nicht schlecht wäre. Nur das mit den Händen war gar nicht meins.
Vielleicht findest du ja mal Band 4, 5 oder 6? Ich wäre echt neugierig, was du zu den Geschichten sagst.
Liebe Grüße,
Nicole