Dienstag, 29. Dezember 2020

Rezension: Es klingelte an der Tür - Rex Stout

Es klingelte an der Tür - Rex Stout
© Klett-Cotta
Es klingelte an der Tür

| Rex Stout |

Verlag: Klett-Cotta 2017 (erstmals 1965)
Seiten: 248 
ISBN: 9783608981117

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 



Kecker Schreibstil, langweiliger Fall

Die noble Mrs. Bruner legt sich mit dem FBI an. Sie kauft zehntausend Exemplare eines aufwührerischen Werks und verschickt sie im ganzen Land. Seither heften ihr FBI-Agenten an den Fersen und die reiche Dame wendet sich hilfesuchend an Detektiv Nero Wolf.

"Es klingelte an der Tür" ist ein klassischer Krimi einer Reihe um den bekannten Detektiv Nero Wolf, der sich mit seinem Assistenten Archie Goodwin um mörderische Fälle annimmt. Der Fall ist 1965 erstmals erschienen.

Obwohl die Detektivgeschichten um Nero Wolf angeblich berühmt sind, kannte ich den bekannten Ermittler bisher nicht. Ich war neugierig, wie unsere Bekanntschaft ausfallen wird, und habe ihn in diesem scheinbar hochkarätigen Krimi kennengelernt.

Allerdings ist man weniger mit Nero Wolf persönlich, sondern meistens mit seinem Mitarbeiter Archie Goodwin unterwegs. Aus seiner Sicht werden der Fall und die Ereignisse geschildert, was mich an die - meiner Ansicht nach - tatsächlich berühmten Sherlock-Holmes-Romane denken lässt. Bei Holmes wird meist durch Dr. Watson erzählt, und hier ist es Goodwin, der den Fall dem Leser näher bringt. 

Wolf selbst bleibt meistens an seinem Schreibtisch sitzen, schikaniert mit einer gewissen Noblesse seine Mitarbeiter und löst den Fall, in dem er sich durch seine Lakaien ein Bild davon verschafft. 

Der Fall ist stark vom FBI in Zeiten Hoovers geprägt, und dadurch habe ich ihn als eher trocken empfunden. Ich denke, es liegt daran, dass mir der damalige Zeitgeist fehlt, als das FBI alles und jeden bespitzelt sowie eigene Süppchen gekocht hat und eine unberechenbare Organisation inmitten der amerikanischen Gesellschaft war.

So beschreibt Goodwin wie er von Agenten verfolgt und abgehört wird. Er schleust den Leser durch die Straßen New Yorks, manövriert sich mittels Taxis durch den Verkehr, schlägt Haken oder bleibt unvermutet stehen, um den Verfolgern die Stirn zu bieten. 

Das große Finale ist ebenso an Holmes und Miss Marple angelehnt. Es kommt zu einer Zusammenkunft, wo Wolf seine Erkenntnisse darlegt und die Lösung des Falls präsentiert.

Für mich war es insgesamt zwar nett zu lesen, ein Spannungsmoment hat sich daraus nicht ergeben. Die Vorgehensweise des FBIs - die den damaligen Leser wahrscheinlich ins Staunen versetzte - hat mittlerweile reichlich Staub angesetzt. 

Dafür hat mir der Schreibstil ausgezeichnet gefallen. Rex Stout schreibt in einem flotten, geschäftigen New Yorker Ton, der mir schon in anderen Büchern dieser Zeit begegnet ist. Er erzählt keck, frech und pointiert, womit er mich dann doch bei der Stange hielt.

Offenbar habe ich für den Einstieg in die Fälle von Nero Wolf einen thematisch zu trockenen Teil erwischt, denn alles in allem hat er mich nicht vollständig überzeugt. Es ist nett, neckisch und pointiert geschrieben und für leidenschaftliche Krimileser im klassischen Sinn bestimmt eine gute Wahl. 
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MEINE BEWERTUNG

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