© Penguin Random House |
| Mats Strandberg & Jenny Jägerfeld |
Verlag: Penhaligon 2022
Seiten: 464
ISBN: 9783764532680
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Psychologischer Streifzug durch literarische Horror-Klassiker
Als eine Psychologin spurlos verschwindet, entdecken die Ermittler:innen die Akten zu ihren aktuellen Fällen in ihrem Büro. Es breites sich ein wahres Sammelsurium an grauenvollen Patient:innen vor deren Augen aus. Die Psychologin behandelte keine Minderen als Schauergestalten aus Horror-Klassikern der Weltliteratur.
Mit „Monster auf der Couch“ haben Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg ein originelles Werk geschaffen. Sie paaren Klassiker aus Horror-Werken mit der Sichtweise der modernen Psychologie, was insgesamt zu einem interessanten und ungewöhnlichen Buch geworden ist.
Zu Beginn lernt man in groben Umrissen das Projekt der Psychologin, ihre Vorgehensweise und die Hintergründe um die bemerkenswerten Patient:innen kennen.
In Briefen und Notizen hält sie die Rahmenbedingungen zu ihrem Projekt fest. In erster Linie geht es darum, ein populärwissenschaftliches Buch zu schreiben und die psychologische Analyse klassischer Monster als Grundlage dafür heranzuziehen.
Anschließend folgen die Fallakten zu den Patient:innen und die Transkripte der einzelnen Sitzungen. Die Psychologin hat außerdem ihre Gespräche per Video aufgezeichnet, was durch Kommentare ihrerseits vermerkt wird.
Damit lädt sie berüchtigte Patient:innen auf ihre Psychologen-Couch: Dr. Frankenstein, Dorian Gray, Dr. Jekyll und Carmilla, die Vampirin.
Die Sitzungen mit den einzelnen Personen und teilweise deren Angehörigen sind mit beträchtlicher Liebe zum Detail beschrieben. Ich habe zumindest vier der fünf klassischen Vorlagen gelesen und mir fiel auf, dass viele Aussagen der Figuren direkt aus den grundlegenden Werken stammen. Das empfand ich als überaus charmant und originell.
Meiner Meinung nach ist genau dieser Bezug zu den Vorlagen die größte Schwachstelle von „Monster auf der Couch“. Wenn man die Klassiker kennt und als Buch gelesen hat, findet man sich inhaltlich bei den Sitzungen gut zurecht. Die psychologische Sichtweise auf die sogenannten Monster ist unterhaltend und wird von wissenschaftlichen Theorien untermauert, was äußerst amüsant zu lesen ist.
Ich fand es außerdem erheiternd, dass das Autorengespann diese Monster anhand psychologischer Ansätze analysiert, den Gruselfaktor in gewisser Weise extrahiert und auf wissenschaftliche Beine stellt. Allerdings kenne ich viele dieser Theorien aus dem Studium, bin damit vertraut und habe eventuell einen etwas geschulteren Blick auf feine Details dazu. Deshalb bin ich mir in Bezug darauf nicht sicher, ob die Lektüre für andere Leser:innen ohne dieses Vorwissen ein ebenso großes Vergnügen ist.
Die Darstellung der Figuren ist amüsant und mit ansprechenden Bleistiftzeichnungen untermalt. Insgesamt ist das gesamte Buch aufwendig und originell gestaltet. Es enthält Briefe, Zeichnungen, Notizen, Büroklammern, usw., wodurch es sich anfühlt, als ob man tatsächlich die Aufzeichnungen der Psychologin durchgeht.
Einige Punkte zur Zeitreise habe ich nicht verstanden. Mir ist nicht klar, wie die Klassiker-Monster der Vergangenheit auf die Psychologen-Couch der Gegenwart geraten. Außerdem hatte ich durchgehend das Gefühl, dass die Psychologin zwar ihre monströsen Patient:innen in groben Zügen kennt, aber mit deren Geschichten nicht vertraut ist. Das hat mich in Bezug zur Arbeit an ihrem eigenen Buch gewundert, weil man in der Praxis vermutlich so gut wie möglich vorbereitet sein will.
Ich habe „Monster auf der Couch“ gerne gelesen und ich hatte eine amüsante sowie anregende Lesezeit damit. Konzept und Aufmachung des Buchs sind genial und ich bin mir sicher, dass viele Leser:innen, wenn sie mit der richtigen Erwartungshaltung an diesen Roman gehen, Freude damit haben.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★
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